Die katholische Kirchengemeinde St. Vitus hatte auch in diesem Jahr wieder zum traditionellen Martinszug in Kriftel eingeladen.
Los ging der bunte Laternenreigen am frühen Mittwochabend. Nach einer Andacht in St. Vitus setzte sich die fröhliche Prozession in Richtung Bonifatiuskapelle in Bewegung.
Manche nahmen die Einladung in die Kirche gerne an und füllten das dortige Innere, andere zogen es vor, direkt zum Umzug zu kommen und nur an diesem teilzunehmen. Pünktlich um 18.15 Uhr ritt Sankt Martin voran, gefolgt von zahlreichen Kindern mit ihren Eltern, Großeltern, Freunden und weiteren Verwandten. Sie alle wurden auf ihrem Weg zuverlässig begleitet von der Freiwilligen Feuerwehr und der Jugendfeuerwehr mit hell leuchtenden Laternen.
Viele der kleinsten Besucherinnen und Besucher hatten extra für den Tag des Martinsumzugs Laternen selbst gebastelt und trugen diese besonders stolz durch die abendlichen Stadtteile. Jahr für Jahr ein besonders schönes Bild.
Blasmusikanten stimmten während der atmosphärischen Prozessionen zum Feuer immer wieder altbekannte Weisen wie „Laterne, Laterne“ oder „Ich geh‘ mit meiner Laterne“ an und sorgten damit für die passende musikalische Untermalung, während die Lust am Mitsingen durchaus hätte größer ausfallen können.
Die vielen bunten Laternen leuchteten und brachten die strahlende Botschaft des Heiligen Martin in die Novemberdunkelheit. Jener Heilige Martin von Tours wurde im Jahre 316 in der römischen Provinz Pannonien (im heutigen Ungarn) geboren. Nach einer eher widerwillig eingeschlagenen Militärkarriere gründete er im Alter von 40 Jahren in Ligugé das erste abendländische Kloster überhaupt und wurde sechs Jahre später zum Bischof von Tours geweiht. Selbst in diesem hohen Kirchenamt zog er eine asketische Lebensweise vor, was ihn in der Bevölkerung ausgesprochen beliebt machte. Obwohl er nicht den Märtyrertod gestorben war, wurde er unmittelbar nach seinem Tod heilig gesprochen. Martin wurde damit beispielhaft für ein Erlangen der Heiligkeit durch das Vollbringen guter Taten, Nächstenliebe und Barmherzigkeit. Die landläufigen Bräuche zum Martinstag entwickelten sich erst etwa anderthalb Jahrtausende später: Die ersten Laternenumzüge mit anschließender Nachstellung der Legende des Sankt Martin am wärmenden Martinsfeuer fanden im Rheinland des späten 19. Jahrhunderts statt.
Jenes mächtige Martinsfeuer, das eine enorme Wärme auf die staunenden Zuschauer ausstrahlt, ist natürlich der Höhepunkt eines jeden Martinsumzugs. Es war auch in diesem Jahr nicht zu übersehen, wie viel Freude und Begeisterung diese wunderbare Tradition bei den teilnehmenden Kindern hervorruft. Und auch die Erwachsenen konnten sich nostalgischen Erinnerungen nicht erwehren und dachten dabei an die Martinsumzüge in ihrer eigenen Kindheit.
Nach dem Umzug ließen sich auch diesmal wieder die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine leckere Martinsgans schmecken - in diesem Jahr erstmals seit langer Zeit nicht mehr hergestellt und gespendet von der mittlerweile geschlossenen Traditionsbäckerei Kilb, sondern von einem anderen Bäckereibetrieb eingekauft.