Der Nachtfrost hinterlässt seine Spuren

Krifteler Erdbeeren später als erhofft im großen Stil erhältlich / Müll in den Feldern ist ein großes Problem

Etwa eine Woche wird es wohl noch dauern, bis die diesjährige Erdbeersaison so richtig durchstarten kann.

In der ersten Aprilhälfte rechnete Sebastian Hasenbach von der Hasenbach GbR, die in Kriftel auch den Obsthof an der Kirche betreibt, noch mit einem Start der Erdbeersaison am 2. oder 3. Mai. Doch dann kam der Nachtfrost Anfang des Monats. Die Tiefstwerte im Boden lagen bei -2,6°C. Was jedoch noch schlimmer war: Über sechs Stunden lang lag die Temperatur im Boden unter -1°C.

Der allergrößte Teil der unter Folien angebauten Erdbeeren ist somit erfroren, bis zu 80 Prozent hat es erwischt. Auch Andreas Theis von Mönchhof-Obst Theis aus Kriftel bestätigte im Gespräch mit dieser Zeitung die massiven Schäden durch den Frost, so gut wie alle Blüten seien erfroren.

Hasenbach wird zum Ende dieser Woche hin zwar ein paar wenige Krifteler Erdbeeren anbieten können - jedoch noch nicht im gewohnt großen Stil. Damit ist eher erst um das vierte Maiwochenende herum zu rechnen. Bis dahin sind Erdbeeren aus hiesigen Anbau noch ein rares Gut, was sich wahrscheinlich auch auf den Preis auswirken wird.

Für den Muttertag hatte die Hasenbach GbR schon Erdbeeren aus Südhessen angekauft, um denjenigen, die zu diesem Tag unbedingt schon die süßen roten Köstlichkeiten genießen wollten, ein Angebot machen zu können. Mit dem Ursprung der Erdbeeren ging man dabei transparent um, und die Preise im Bereich von 4,80 Euro pro Schälchen lagen natürlich auch weit über dem, was man hier normalerweise verlangen will. Aber die Entspannung der "Erdbeerlage" wird kommen - wenn nun eben leider etwas später als zunächst erhofft.

Tests und Quarantäne für Erntehelfer

Andreas Theis erwartet in diesem Jahr die gewohnte Anzahl an Erntehelfern auf seinen Feldern, wie schon im Vorjahr. Und auch Sebastian Hasenbach erwartet in Bezug auf den diesjährigen Einsatz von Erntehelfern aus dem Ausland keine Probleme. Man habe im Vorjahr umfassend gute Erfahrungen sammeln können. Die Räumlichkeiten für eine ordnungsgemäße Unterbringung der Arbeiterinnen und Arbeiter sind großzügig vorhanden und die Organisation aus dem Vorjahr hat sich bewährt. Damals gab es nicht einen positiven Corona-Fall in Reihen der hiesigen Erntehelfer.

Neu ist in diesem Jahr, dass die Erntehelfer nun über ein Internetportal der Bundesregierung registriert werden müssen, berichtet Hasenbach. Bei der Einreise werden diese natürlich erst auf COVID-19 getestet und müssen dann erst einmal in Quarantäne. Die ersten drei für die Hasenbach GbR tätigen Erntehelfer sind inzwischen angereist und befinden sich momentan dort. Und fortan werden alle Erntehelfer dann zweimal pro Woche auf eine Corona-Infektion hin getestet.

Der Organisation selbst sieht Sebastian Hasenbach optimistisch entgegen, mit Problemen rechnet er dabei nicht. Jedoch verursachen diese Maßnahmen natürlich viel zusätzliche Arbeit, und in diesem Jahr kommt auch noch der Testaufwand hinzu. Hasenbach sieht seine Branche dabei jedoch keineswegs besonders benachteiligt: Die Pandemie wirkt sich auf alle Bereiche aus, und jeder könne derzeit nur froh darüber sein, wenn man gesund bleibt und trotz der Krise seiner Arbeit nachgehen kann.

Partymüll in den Feldern

Ein altbekanntes Problem nimmt Andreas Theis zufolge momentan immer größere Dimensionen an: Die Vermüllung der Anbauflächen ist grundsätzlich ein Dauerthema, jedoch wurden in diesem zweiten Corona-Frühjahr neue Dimensionen erreicht. Theis berichtet von unzähligen Masken, die Corona-Spaziergänger im Feld hinterlassen. Auch "Berge von Flaschen" und sonstigem Müll wie Kaffeebechern oder Fast-Food-Verpackungen sind vielerorts zu finden. "Im Feld war es noch nie so schlimm", berichtet Theis enttäuscht.

Sebastian Hasenbach weiß Ähnliches zu berichten: Würde er mit Glasflaschen Geld verdienen - er müsse sonst nichts anderes mehr machen, beschreibt er die momentane Lage. Spuren einer regelrechten Partykultur im Feld lassen sich dabei erkennen: Von Vodka über Gin und Wein ist alles dabei. Getränke, die der gemeine Spaziergänger für gewöhnlich nicht in seinem Proviantrucksack dabei hat.

Im Feld seien regelmäßig auch morgens "Flecken" von der Party vom vorherigen Abend zu finden, so Hasenbach. Stellen, an denen offenbar noch wenige Stunden zuvor gefeiert und gegrillt wurde. Im kleineren Maßstab gab es das auch schon im Vorjahr, aber diesmal sei es deutlich umfangreicher. Das könnte zum Teil an der Ausgangssperre liegen, weil man sich abseits der Ortschaften weniger Kontrollen erhofft. Aber die Feierei im Feld nimmt nach Ansicht von Sebastian Hasenbach vor allem bei schönerem Wetter zu. Und das Ordnungsamt führt zwar Kontrollfahrten durch, aber es sei dennoch nicht leicht, die Leute zu erwischen.

Ein weiteres Problem sind nach wie vor die Hinterlassenschaften von Hunden. Immer noch werden deren Geschäfte nicht zuverlässig entsorgt, und auch gefüllte Kotbeutel landen leider nicht immer im Mülleimer. Jedoch kann Hasenbach wenigstens feststellen, dass Hunde direkt in den Erdbeerfeldern in diesem Jahr bislang weniger Schäden angerichtet haben als in den Vorjahren. Die Leinendisziplin im Feld scheint also zugenommen zu haben - immerhin.

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