Die Unsicherheit ist immer noch groß

Vereinsring Kriftel traf sich erstmals seit Frühjahr 2019 zu einer Jahreshauptversammlung mit Präsenz

Vereinsring-Vorstand auf Abstand (v.l.): Vorsitzender Bodo Knopf, sein Stellvertreter Norbert Loreth, Kassierer Heribert Windl, die Beisitzer Heinz-Günther Eberth und Daniel Weiß sowie Internet-Referent Alexander Feist. In Abwesenheit gewählt wurden Schriftführerin Brigitte Faller sowie die Beisitzer Markus Kilb, Hans-Joachim von Kiel und Heiko John.

Mehr als zwei Jahre ist es her, dass der Vereinsring Kriftel letztmals eine Jahreshauptversammlung als Präsenzveranstaltung abhalten konnte. Viel zu besprechen galt es ein Jahr später allerdings auch nicht, weil die sich ausbreitende Corona-Pandemie für lange Zeit das öffentliche Leben und damit auch die Vereinsarbeit lahmlegte. Als der Vorstand um Bodo Knopf nun erstmals wieder in die kleinen Schwarzbachhalle einladen konnte, war es ganz gut, dass nur rund 20 der rund 50 im Ring zusammengeschlossenen Vereine im Saal vertreten waren – denn auch, wenn die Säle und Hallen allmählich wieder öffnen dürfen, sind Abstände weiterhin wichtig und außerdem vorgeschrieben.

Die Verunsicherung bei den Vereinen ist groß, was und in welchem Rahmen durch die schrittweisen Lockerungen von den Restriktionen an Veranstaltungen in diesem Jahr möglich sein wird. Da half auch die Anwesenheit von Bürgermeister Christian Seitz und des für die Vergabe der städtischen Räume zuständigen Verwaltungsmitarbeiters Pasquale Fiore nicht wesentlich weiter. Denn auch sie können nicht prognostizieren, wie sich die Coronalage und mit ihr die Vorgabe der Gesetzgeber weiterentwickelt.

Die Gebäude und Räume seien generell wieder freigegeben, erläuterte Fiore. Um zu entscheiden, welche Begrenzungen und Auflagen mit der Vergabe verbunden werden, „schauen wir, welchen Charakter die Versammlung hat“. Eine also eher vage Definition, was aber auch nachzuvollziehen ist, da die Umsetzung der Abstands- und Hygieneregeln, die bisher bei allen Veranstaltungen weiter einzuhalten sind, stark davon abhängt, was konkret geplant ist. „Gesellige Veranstaltungen wie Weihnachtsfeiern können beantragt werden, definitive Zusagen können wir erst vier bis sechs Wochen vorher machen, denn wir müssen die Pandemielage im Blick behalten“, erläuterte Fiore die Marschroute seines Fachbereichs bei der Raumvergabe.

Aber auch bei Veranstaltungen, die zu einem guten Teil im Freien stattfinden, bleibt die Sache schwierig. Besonders, ob der 2020 abgesagte Adventsmarkt und das dazugehörige Kulturprogramm, das zudem vornehmlich in Innenräumen stattfindet, in diesem Jahr wieder organisiert werden können, ist in diesem Frühsommer nicht seriös vorherzusehen. Die Skepsis, ob es wieder ein „normaler“ Adventsmarkt sein kann, war in der Versammlung deutlich zu spüren.

Bei der Kerb hat die Entscheidung, ob es eine abgespeckte Version geben muss oder doch ein Festzelt aufgestellt werden darf, bis zum 15. August Zeit, erfuhren die Vereinsvertreter/innen. Denn das ist der Stichtag, bis zu dem die Organisatoren alles noch kostenlos absagen können. Gerade beim Adventsmarkt können die Entscheidungen dagegen nicht bis kurz vor knapp warten – schließlich müssen zum Beispiel die Chöre von Caecilienverein und Liederkranz ihre Stücke über längere Zeit einüben. Sie kehren gerade erst und noch lange nicht in Vollbesetzung wieder zum Probenbetrieb zurück, bisher noch im Freien.

„Ich empfehle bei allem, was man macht, vorher in der Gemeinde nachzufragen, die Regelungen ändern sich und so können die Antworten sich ändern“, riet Seitz den Vereinen. Denn aktuell scheint es so zu sein, dass die Aussagen der Verwaltungen gegenüber den Vereinen sich immer wieder ändern, so dass je nach Nachfragezeitpunkt der eine Verein für eine Veranstaltung zu einem bestimmten Termin andere Bedingungen genannt bekommt als der andere für sein Event zum gleichen Zeitpunkt. „Wir sind nicht strenger als nach der Landesvorgabe, aber wir müssen Raum für Raum festlegen, was zugelassen wird“, verneinte Seitz eine Nachfrage, ob die Gemeinde zurückhaltender bei den Öffnungen ist als die Verordnungen aus Wiesbaden erlaubten.

Jubiläen erst wieder 2022

Auch in diesem Jahr mussten die Jubilare unter den Krifteler Vereinen ihre Feiern absagen. Das 160-jährge Bestehen des Liederkranzes sollte schon 2020 gefeiert werden und ist nun auf 2022 verschoben, denn das soll natürlich mit allen Chören stattfinden, auch eine Fahrt gehört dazu. Das Kulturforum, das in diesem Jahr seinen 70. Geburtstag feiern wollte, wird dies nächstes Jahr nachholen.

Die Gemeinde plant bereist ein reguläres Jubiläum für 2022. „Ich bin zuversichtlich, dass es auch für die Vereine wieder in Richtung Normalität geht“, sagte Seitz. Denn wenn es im kommenden Jahr darum geht, den 50. Geburtstag des Freizeitparks zu feiern, sollen auch die Krifteler Vereine mitwirken. „Die, die Interesse haben mitzumachen, können sich bei uns melden“, betonte der Rathauschef. Angedacht sei ein Festwochenende, unter Einbindung des Schwimmbads und eines Flohmarkts.

In seinem Jahresbericht hatte Knopf, trotz der Pandemieauswirkungen, einiges zu berichten. Vor allem als Ausrichter der Ferienspiele gab es auch 2020 einiges zu tun, wenn auch in einem deutlich abgespeckten Rahmen. 2018 waren es noch 26 Veranstaltungen und 2019 gar 42 mit 1200 Plätzen gewesen, die die Ferienspiele bildeten. „2020 war aufgrund der Pandemie alles anders“, schilderte Knopf in seinem Bericht. Die „Ferienspiele light“ boten ein „Notprogramm“ für 62 Kinder an, warteten bei den elf Angeboten aber mit Neuigkeiten auf, wie den Besuch beim Imker und einer Fahrradtour.

Die Vorbereitungen für dieses Jahr laufen nach aktuellem Stand auf 26 Angebote für rund 362 Plätze hinaus – die Anmeldefrist ist inzwischen abgelaufen, die Plätze sind gut nachgefragt und teilweise gar überbucht, so der Besuch in den Weilbacher Kiesgruben, der Detektivworkshop und der Naturerlebnistag. „Die Organisation ist mit einem hohen Aufwand verbunden“, verdeutliche Knopf, dass auch die verkleinerte Ausgabe der Ferienspiele den Vorstand und die beteiligten Vereine fordert, beziehungsweise fordern wird.

Kein Loch in der Kasse

Finanziell hat der Vereinsring die Zeit des Stillstands recht gut überstanden. Der Kassenbericht von Heribert Windl bestand zwar „aus Zahlen, die uralt sind, mit Staub“, wie er sagte, denn durch die entfallene Jahreshauptversammlung 2020 waren auch die Bilanzen des Jahres 2019 noch abzuhandeln. Ins erste Coronajahr, wobei am Neujahrstag 2020 freilich noch niemand wusste, dass so etwas kommen würde, ging der Vereinsring mit einem Guthaben von 20.453,55 Euro, verteilt auf verschiedene Konten.

Damit hatte der Ring im Jahr 2019 zwar bei 8563,43 Euro Einnahmen und 9322,50 Euro Ausgaben ein Minus von gut 759 Euro gemacht. „Das konnten wir aber verkraften.“ Der recht hohe Kassenstand brachte dem Vereinsring übrigens sensationelle 84 Cent Zinsen ein – durch Ansparen können die Rechner dieser Welt derzeit ihren Verbänden kaum etwas Gutes tun. Ein ungewöhnlich hoher Ausgabenposten und somit die Erklärung für das Defizit waren rund 2380 Euro, für die Internetauftritt und Homepage neu gestaltet wurden.

2020, sollte man nun meinen, müssten sich durch wegfallende Einnahmen, die Bilanzen eigentlich weiter verschlechtert haben. Doch stattdessen half ein Sponsor, den Verlust des Vorjahres auszugleichen, und da zudem wegen der coronabedingt entfallenen Veranstaltungen inklusive des Adventsmarktes, nur rund 850 Euro für das gesellige Leben ausgegeben werden konnten, fiel die Ausgabenseite „nicht so gravierend“ aus, erläuterte Windl.

So ging der Vereinsring mit einem Kassenbestand von fast 22.700 Euro ins Jahr 2021, das waren gut 2240 Euro mehr als Ende 2019. Die Zinserträge von elf Cent dürfen als neudeutscher „Fun Fact“ in der Aufstellung nicht fehlen. Die Einnahmen aus den Mitgliedsbeiträgen von 780 Euro blieben hinter 2019 zurück, aber Spenden und Zuschüsse (900 Euro) sowie ein Ausgleich von 2000 Euro für die Homepage-Investition des Vorjahres ermöglichten den Geldzuwachs im Krisenjahr.

„Wie ihr seht, ist der Vereinsring immer noch finanziell gesund“, resümierte Windl die beiden Berichtsjahre. „Und das wird auch so bleiben, jedenfalls, solange ich Kassierer bin…“ Wer wollte daran zweifeln, „daher wirst Du auch wieder zur Wahl vorgeschlagen“, sagte Knopf.

Eigentlich hätte die Vorstandswahl im vergangenen Jahr stattfinden müssen. Die Bundesregierung habe jedoch gesetzlich geregelt, dass Vereine und Verbände, die wegen der Corona-Situation ihre Versammlungen nicht abhalten können, die Neuwahlen verschieben dürfen, bis es eben wieder geht – und das ist erst seit Kurzem der Fall.

Die Wiederwahl des Vorstandes war natürlich reine Formsache. Seitz als Wahlleiter bei der Abstimmung über Knopf stellte fest, dass die Stadt den Vorsitzenden gerne etwas ausführlicher gefeiert hätte. Zum einen für den runden Geburtstag und zum anderen, um ihm das Bundesverdienstkreuz auszuhändigen, „das hat er noch nicht bekommen“. Die Chancen auf eine Veranstaltung in einem würdigen Rahmen, um den Ehrenbürger die nächste Auszeichnung anzuheften, steigen. „Ich hoffe, dass wir das zeitnah nachholen können“, sagte Seitz.

Der neue Vorstand

Alle Wahlen konnten mit offener Abstimmung abgewickelt werden und fielen allesamt einstimmig aus.

Erster Vorsitzender:

Bodo Knopf

Stellvertretender Vorsitzender:

Norbert Loreth

Kassierer:

Heribert Windl

Schriftführerin:

Brigitte Faller

Internet-Referent:

Alexander Feist

Beisitzer:

Markus Kilb, Heinz-Günther „Paul“ Eberth, Hans-Joachim von Kiel, Heiko John, Daniel Weiß.

Als ein Kassenprüfer-Posten neu besetzt werden musste, ergriff Bürgermeister Christian Seitz die Gelegenheit und gehört nun ebenso zum Kreis der Vereinsring-Funktionsträger.

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