Wichtige Impulse für eine demenzsensible Gesellschaft

18. Fachtag Demenz am 11. Juni lockte viele Interessierte und Betroffene ins Landratsamt in Hofheim

Zahlreiche Teilnehmer*innen beim 18. Fachtag Demenz in Hofheim.

Unter dem Thema DemenzSENSIBEL griffen die Veranstalter das Anliegen des Jahres der Demenz auf. Der Main-Taunus-Kreis soll demensensibler werden, es soll sich mehr Verständnis für Menschen mit einer Demenz und deren Bedürfnisse entwickeln. Angesichts von circa 1,8 Millionen Menschen mit einer Demenz deutschlandweit, immer mehr allein lebenden älteren Menschen ohne soziale Netzwerke eine dringliche Aufgabe. Das betonte auch Johannes Baron, Sozialdezernent des Main-Taunus-Kreises und Schirmherr des Jahres der Demenz, bei der Eröffnung des Fachtags. Mit dem vielfältigen Veranstaltungsprogramm zum Jahr der Demenz verbindet er die Hoffnung, dass die Betroffenen und ihre Situation stärker wahrgenommen werden: „Überall können wir Demenz Erkrankten begegnen. Häufig ist die Erkrankung aber erst in einem fortgeschrittenem Stadium klar zu erkennen. Deshalb ist es wichtig, eine gewisse Sensibilität für das Thema zu wecken: in der Familie, im Freundeskreis oder beim Alltäglichen, dem Einkaufen oder Busfahren beispielsweise.“

Ludger Engelhardt-Zühlsdorff, Vorstand des Caritas Verbandes Main-Taunus e. V., zeigte sich erfreut über das breite Spektrum an Besucherinnen und Besuchern, darunter pflegende Angehörige, Ehrenamtliche, Fachkräfte, Vertreterinnen und Vertreter von Behörden und Einrichtungen. Er warb dafür, den Menschen hinter der Krankheit zu sehen und Menschen mit einer Demenz als Teil der Gemeinschaft zu begreifen: „Für ein gutes Leben mit Demenz braucht es zu einem das Verständnis der Menschen und zum anderen demenzfreundliche Strukturen. Denn nur wenn wir weiterhin den Menschen sehen, wird er nie verschwinden.“

Wie kann eine demenzsensible Gesellschaft aussehen? Welche Aspekte braucht es und welche Schritte sind bereits getan? - dies war das Thema von Antje Koehler, Bildungsreferentin Demenzfreundliche Kirchen und Kommunen. Sie beeindruckte die rund 120 Teilnehmenden mit einem starken Plädoyer für eine Kultur des Miteinanders und zitierte Prof. Dr. Reimer Gronemeyer: „Nicht Menschen mit Demenz entfernen sich von uns. Sondern wir, als Gesellschaft, haben uns so sehr von Menschen mit einer Demenz entfernt, dass sie oftmals nicht mehr zu uns zurückfinden“.

Tatjana Kießling-Wirth, stellvertretende Vorsitzende im DemenzForumDarmstadt e.V. stellte mit der Lokalen Allianz ein Praxisbeispiel aus der Region vor und gab wichtige Hinweise aus Sicht einer Praktikerin.

Die Pause wurde rege zum Austausch an den Ständen des von allen geschätzten Markts der Möglichkeiten im Main-Taunus-Kreis genutzt, in diesem Jahr bereichert durch Infostände der Alzheimergesellschaften Rüsselsheim und Wiesbaden.

Den zweiten Teil der Veranstaltung eröffneten Saskia Weiß, Geschäftsführerin der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V. Selbsthilfe Demenz, und Volkmar Schwabe, Journalist und Mitglied im Beirat „Leben mit Demenz“, einem beratenden Gremium von Betroffenen. Menschen mit einer Demenz zu ermöglichen, ihre Stimme einzubringen, ist eines der Ziele des Beirats. Sehr eindrücklich schilderte Volkmar Schwabe die Verunsicherung, die er durch die Krankheit Demenz erfährt und brachte ein Protokoll seines täglichen Erlebens zu Gehör. Er schärfte das Bewusstsein dafür, wie es ist, mit einer Demenz zu leben. Es lohne sich mutig zu kämpfen, gab er den Teilnehmenden mit. Den Tag rundete Nadine Gold, Projektleiterin der Netzwerkstelle „Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz“ mit einem Beitrag zur Demenzsensibilität in der Sprache ab. Sie forderte, wie auch schon ihre Vorrednerinnen und Vorredner, auf, das eigene Bild von Demenz zu prüfen, nicht nur die Defizite und das Problematische zu sehen, sondern auch die Stärken und Potentiale, die bis weit in die Krankheit vorhanden sein können. Das eigene Bild präge die Art und Weise, wie wir über die Demenz und die davon Betroffenen sprechen und damit auch die Wahrnehmung anderer.

Die Veranstalter zeigten sich mit dem Verlauf der Veranstaltung und ihren wichtigen Impulsen für die Weiterarbeit sehr zufrieden, bestärkt durch viele zufriedene Rückmeldungen.

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