Als Bonbon ein Besuch im Stellwerk

Industriedenkmäler in Bischofsheim: Führung durch die Bahnlandschaft

BISCHOFSHEIM (pm) - Einmal im Jahr veranstaltet die Gemeinde Bischofsheim im Rahmen der „Route der Industriekultur Rhein-Main Mainspitze“ einen Rundgang zu den Industriedenkmälern der Gemeinde.

Bernd Schiffler, Kulturamtsleiter der Gemeinderverwaltung, begrüßte am Samstag die mehr als 30 angemeldeten Besucher am geplanten Startpunkt, dem neu restaurierten Trafohäuschen.


Die Industriegeschichte in Bischofsheim, erklärte Schiffler, sei eng verbunden mit der Eisenbahn, nicht umsonst werde Bischofsheim als die Eisenbahner-Gemeinde in der Mainspitze bezeichnet. Die Bahn habe die Gemeinde von einem landwirtschaftlich geprägten Ort in einen wichtigen Industriestandort verwandelt. Hintergründe zu der Entstehungsgeschichte und die weitere Entwicklung der Bahn in der Gemeinde, gab der Referent des Nachmittages, Georg Böhm, der 40 Jahre bei der Deutschen Bahn arbeitete, unter anderem auch in Bischofsheim.


Auch heute, als Pensionär fühlt er sich noch mit Leib und Seele der Bahn verbunden. Das Trafohäuschen, so Böhm, heute ein kultureller Gemeinschaftsraum, sei nicht wiederzuerkennen. 1926 erbaut, war es seinerzeit in kleine Parzellen unterteilt gewesen, in denen Transformatoren, den ankommenden Starkstrom von 20.000 Volt auf 350 bis 320 Volt für das Bahnbetriebswerk herunter transformierten. Doch den eigentlichen Startpunkt der Eisenbahngeschichte markierte das Jahr 1858, als die Bahnstrecke der Ludwigsbahn von Darmstadt kommend in Bischofsheim endete, berichtete Böhm. Schon 1862 wurde der erste Bahnhof, ein typisches Bahnhofsgebäude des 19. Jahrhunderts, errichtet und diente als Empfangshalle für kommende und abfahrende Gäste.


Mit dem Brückenbau nach Mainz gewann Bischofheim schnell an Bedeutung, weniger als Personen- sondern vielmehr als Güterbahnhof. Im I. Weltkrieg diente der Bahnhof den Militärs als wichtiger Logistikstützpunkt für den Aufmarsch und den Krieg gegen Frankreich. Die strategische Bedeutung hielt der Bahnhof auch vor und nach dem II. Weltkrieg aufrecht. Nach 1945 wurde Bischofsheim zu einem der Größten Güterbahnhöfe Südwestdeutschlands. In den 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts verlor Bischofsheim aber zunehmend an Bedeutung. In seiner Blütezeit dominierte die Bahn das Leben in Bischofsheim. In der Anfangszeit waren es die Güter- und Viehtransporte, die dem Bahnstützpunkt seine Bedeutung verliehen, später waren auch die Instandhaltungswerkstädten, Wagenmeisterei und Lokwerkstatt von großer Bedeutung.


Böhm zeigte anhand von historischen Aufnahmen den ehemaligen Standort des Viehverladebahnhofs und die Lage der Entseuchungsstation, die zur Reinigung der Viehwagons diente. Als Höhepunkt für die aus der gesamten Region angereisten Eisenbahnfans hatte Böhm auch den Besuch im Stellwerk und die Besichtigung einer E-Lok organisiert.


Diese Programmpunkte, so Schiffler, habe er aber absichtlich nicht in der Programmankündigung erwähnt, weil dann die Anzahl der Schaulustigen für den historischen Exkurs wahrscheinlich viel zu groß geworden wäre.

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