Kreis und Gemeinde packen es gemeinsam an

Neue Kita auf Heuss-Gelände, neues Bürgerhaus auf Sportplatz Im Attich: Kooperation mit Kreis

BISCHOFSHEIM (gus) – Eine neu entstandene Brache mitten in einem Wohngebiet weckt schnell Begehrlichkeiten, lässt Träume wachsen. Für die Verwendung der Brache, die im vergangenen Jahr in der Schulstraße durch den Abriss der seit Jahren leer stehenden Theodor-Heuss-Schule entstand, wurden auch schon allerlei Wünsche und Pläne vorgetragen. Die Chance, sich das Gelände durch einen Rückkauf vom Landkreis zu eigen zu machen und es so erst einmal in die eigene Verfügbarkeit zu bekommen, wollte die frühere Verwaltung unter Bürgermeister Reinhard Bersch allerdings nicht ergreifen.BISCHOFSHEIM (gus) – Eine neu entstandene Brache mitten in einem Wohngebiet weckt schnell Begehrlichkeiten, lässt Träume wachsen. Für die Verwendung der Brache, die im vergangenen Jahr in der Schulstraße durch den Abriss der seit Jahren leer stehenden Theodor-Heuss-Schule entstand, wurden auch schon allerlei Wünsche und Pläne vorgetragen. Die Chance, sich das Gelände durch einen Rückkauf vom Landkreis zu eigen zu machen und es so erst einmal in die eigene Verfügbarkeit zu bekommen, wollte die frühere Verwaltung unter Bürgermeister Reinhard Bersch allerdings nicht ergreifen.

Der Gesetzeslage nach hatte die Gemeinde als ehemaliger Träger der Grundschule ein Jahr nach der Aufgabe des Geländes durch den Kreis das Recht über einen Rückkauf zu entscheiden, bevor es an den Markt gegeben werden konnte. Dem Kreis wäre diese Lösung recht gewesen, sagt Landrat Thomas Will (SPD). „Aber die Gemeinde hat darauf verzichtet.“
Was es die Bischofsheimer gekostet hätte den Flecken in Besitz zu bekommen, „darüber wurde nie verhandelt“, sagt der Landrat und möchte deshalb auch nicht spekulieren, wie leistbar der Rückkauf gewesen wäre. „Wir hätten das Gespräch damals suchen sollen, es war doch klar, dass die Konditionen für die Übernahme nicht unattraktiv gewesen wären“, sieht Bürgermeisterin Ulrike Steinbach (SPD), zu jener Zeit Fraktionssprecherin in der Gemeindevertretung, dies dagegen als Versäumnis.
Nun kommen Kreis und Gemeinde offenbar doch noch zusammen bei der Neuentwicklung des Geländes. Das Areal wird Gegenstand eines weit reichenden Tauschgeschäftes zweier Kommunen, und nach den Plänen, die Will und Steinbach jetzt präsentierten, als Standort einer neuen Gemeindekita seine passende Verwendung finden. „Auch nachdem die Gemeinde nicht übernommen hatte, war für uns klar, dass es eine Lösung nur im Benehmen mit Bischofsheim geben würde“, betonte Will. Weshalb angedachte Projekte wie ein Geschäftshaus auf die Fläche zu stellen, nicht weiter verfolgt wurden.
Gegen die Verwendung als Standort für ein neues Bürgerhaus oder einen Supermarkt, andere in Bischofsheim heiß diskutierte Varianten, spricht die Festlegung des Ortsteils als allgemeines Wohngebiet. „Der Bebauungsplan hätte dafür geändert werden müssen und es wäre im Verfahren mit Prozessen zu rechnen gewesen“, erläuterte Will das Problem dieser Ideen.
Die neue Kita soll nicht etwa zusätzlich entstehen, sondern die Kita Schulstraße am Bürgerhaus ersetzen. Das Gebäude ist in die Jahre gekommen und stößt mit seinen Räumlichkeiten an Grenzen.
Dass mit dem Bürgerhaus etwas geschehen muss, ist angesichts der Sanierungskosten, die die Gemeinde inzwischen fortlaufend stemmen muss, ebenfalls klar. 180.000 Euro, die für die Erneuerung der Lüftung notwendig wären, wurden erst einmal zurückgestellt. „Wir werden eine Bestandsaufnahme machen und genau gegenüberstellen, was investiert werden müsste in eine Sanierung und was ein Neubau kostet“, sagte Steinbach. Sie geht fest davon aus, dass ein Neubau die wirtschaftlichere Variante ist.
Und nun kommen die Interessen des Kreises ins Spiel, der mit seiner Ratsstube, einem Ausbildungsbetrieb des kreiseigenen Ausbildungsverbunds Metall (AVM), im Bürgerhaus sitzt und auch nicht recht glücklich ist mit den baulichen Rahmenbedingungen, unter denen der AVM seine 30 Azubis für die Gastronomiebranche qualifiziert. „Wir haben gastronomisch unsere Nische gefunden und sehr gut angenommene Angebote wie den Mittagstisch“, sieht Will das Projekt, bei dem schwer auf dem Arbeitsmarkt zu vermittelnde Jugendliche mit großer Übernahmequote durch die freie Wirtschaft an das Arbeitsleben herangeführt werden, als vollen Erfolg an. „Die Vermittlungsquote liegt bei 100 Prozent.“ Catering für Schulen und Kitas ist ein Standbein des Betriebes, das ausgebaut werden soll. Das wäre in den jetzigen Räumen nur schwer durch Umbauten zu erreichen, die zudem auch nicht gerade billig kämen.
Ganz unabhängig davon sucht der Kreis einen Platz für einen Mensabau, der benötigt wird, wenn die benachbarte Georg-Mangold-Schule zur Ganztagsschule wird, wie es der Kreis gerne hätte. „Den Neubau können wir nicht auf dem Schulgelände selbst bauen, denn dann würden alle Spielflächen wegfallen.“ 
Es liegt räumlich wie baulich nahe, dass der Landkreis den Mensabau und die Entwicklung der Ratsstube in ein gemeinsames Konzept zu gießen versucht. Dafür braucht der Kreis Platz auf dem gemeindeeigenen Gelände östlich der Schule. WiIl hat seine zuständige Abteilung an die Zeichentische gerufen und das gesamte öffentliche Areal im Bereich Schulstraße/Im Attich sowie eben auf dem ehemaligen Heuss-Gelände entsprechend der geschilderten Bedürfnisse von Gemeinde und Kreis überplanen lassen. Das Ergebnis ist ein Verlagerungsgeschäft zwischen den Kommunen: Ein Neubau des Bürgerhauses auf der nördlichen Hälfte des benachbarten Sportplatzes, in den die neue Ratsstube und die Mensa integriert werden. Im Gegenzug erhält die Gemeinde das Theodor-Heuss-Areal. Das Grundstück, auf dem heute das Bürgerhaus steht, wird vermarktet, vorzugsweise für ein Wohn- und Geschäftsgebäude, so dass dort auch noch etwas für die Nahversorgung der Bürger gewonnen wäre.
Ein Neubau des Bürgerhauses an selber Stelle ist für Steinbach keine Option, weil dann die unausweichliche Reihenfolge Abriss und Neubau eine mindestens zweijährige Phase bedingen würde, in der die Bischofsheimer über kein Bürgerhaus verfügen – undenkbar. 
In drei Schritten würde das Projekt verwirklicht:
-Erst kommen der Neubau der Kita auf dem alten Schulgelände und der Neubau des Bürgerhauses auf dem Sportplatzareal.
-Es folgt der Abriss des Bürgerhauses und der Kita Schulstraße.
-Im dritten Schritt die Neubebauung des jetzigen Bürgerhausareals für den Einzelhandel und Wohnungsbau.
Zahlen gibt es zu all dem, was Will und Steinbach da präsentieren, noch nicht. Natürlich geht es um einige Millionen. „Jetzt ist es wichtig zu sehen, ob das wirtschaftlich überhaupt funktioniert“, stellt Will klar, dass die Prüfung der Pläne erst noch ansteht. 
Die Kommunen gehen davon aus, dass sie eine klassische Win-win-Situation konstruiert haben. Der Erlös aus dem jetzigen Bürgerhausareal und die Investitionen in das neue Bürgerhaus und die neue Kita würden für die Gemeinde die Rechnung bestimmen. Hilfreich ist allerdings, dass sowohl das Gelände der Theodor-Heuss-Schule, als auch der Attich inzwischen in den Zielbereich des Programms Soziale Stadt aufgenommen wurden. Hier könnten also Fördergelder eingesetzt werden. Das Problem: Das Programm läuft Ende des Jahres aus. „Als Verstetigungsprojekt könnten aber auch für 2013 noch Mittel eingesetzt werden“, erläutert die Bürgermeisterin.
Es gibt also einen gewissen Zeitdruck auf die Gremien, zu einer Entscheidung zu kommen, ob die Pläne umgesetzt werden sollen – bis Jahresende muss Klarheit herrschen. Eine Machbarkeitsstudie, vom Gemeindevorstand bereits befürwortet, wird der erste Schritt dazu sein.
Ärger mit den Sportfreunden, die bei früheren Plänen, den Sportplatz für einen Supermarktbau zu nutzen, auf die Barrikaden gingen, fürchtete Steinbach nicht. Das übrig bleibende halbe Feld genüge für die sowieso stets auf dem Kleinfeld spielenden jüngsten Mannschaften. Ansonsten bemühten sich die Sportfreunde derzeit schon von sich aus, den Übungsbetrieb stärker auf die Gemeindesportanlage Am Ginsheimer Sand zu verlagern.
Und auch auf die nahe liegende Frage, ob die Gemeinde angesichts der weiter sinkenden Kinderzahlen in Deutschland im Jahr 2013 noch damit beginnen sollte, sich einen neuen Kindergarten zu bauen, beantwortet Will ganz eindeutig mit einem „Ja“. Die demographischen Prognosen sagten für die Mainschiene weiterhin eine leichte Zunahme der Kinderzahlen um gut ein Prozent voraus, und auch die durch die Ausweitung des Betreuungsalters benötigten zusätzlichen Kapazitäten müssen angeboten werden können.
Eine letzte Fliege soll von der Klappe erschlagen werden: Steinbach will, dass die Durchfahrt der Schulstraße zwischen nördlichem Bereich und Bürgerhaus künftig nicht mehr erlaubt ist, um die Straße ruhiger zu bekommen und den Kitaneubau nicht in den dicksten Verkehr zu setzen. Experimente mit verkehrsberuhigten Zonen wären dann überflüssig.

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