Ein ruhiger Nachmittag unter lautem Himmel

Fraport-Truck stand für vier Stunden auf dem Friedrich-Ebert-Platz – Wenig kritische Töne

 

BISCHOFSHEIM (gus) – Der Friedrich-Ebert-Platz gehört in Bischofsheim nicht gerade zum zentralen Ort der Gemeinde. Aber dennoch wollten sich die Mitarbeiter des Flughafenbetreibers Fraport keineswegs vor den lärmgeplagten Bürgern verstecken, als der Infotruck am Freitagnachmittag auf den nördlichen Geländeteil fuhr und sich aufstellte.
Das Unternehmen ist derzeit nach und nach in zehn Gemeinden der Region – von Mühlheim östlich von Offenbach bis Ingelheim in Rheinhessen – mit dem Sattelschlepper unterwegs, um vor Ort ein Gesprächsangebot zu geben und über den Flughafen zu informieren. Durch den im Oktober abgeschlossenen Ausbau mit der neuen Landebahn und dem Anstieg des Fluglärms in vielen Gemeinden der Region ist dies zweifellos derzeit ein bisschen der Gang in die Höhle des Löwen.
Rund 100 Bürger nahmen in Bischofsheim innerhalb der vier Stunden Öffnungszeit das Angebot wahr, sich bei den Mitarbeitern des Flughafenbetreibers über die neuen Flugrouten und die Bedingungen zur Teilnahme an den Programmen für den passiven Schallschutz zu informieren. Vier Stunden, in denen die Mitarbeiter jederzeit damit rechnen mussten, für die Folgen des Flughafenausbaus von wütenden Bürgern angegangen zu werden.
Bei der Premiere der Städtetour mit dem Infomobil am 4. November in Flörsheim war dies auch durchaus der Fall. Die Stimmung dort war äußerst gereizt, viele Bürger sahen den Truck als gute Gelegenheit Luft abzulassen über die enormen Folgen des Flughafenausbaus für ihre Stadt.
In Bischofsheim verlief der Tag ganz anders. „Hier ist die Belastung durch die neue Landebahn ja nicht deutlich angestiegen“, erklärt sich Dieter S. Hulick von der Fraport-Pressestelle den Unterschied zu Flörsheim. Doch nachdem die Festlegung der Lärmschutzzonen (Tag-Schutzzone und Nacht-Schutzzone) durch ist, stehen auch die Berechtigungen für die Bürger, an den von der Fraport zu finanzierenden Schallschutzprogrammen teilzunehmen, Haushalt für Haushalt fest. 
Bischofsheim ist etwa zur Hälfte von der Nachtschutzzone erfasst, die Tagschutzzone endet bereits in Rüsselsheim. Für Bischofsheim bedeutet die Festlegung, dass sich grob gesagt südlich der Linie Ginsheimer Straße/Spelzengasse ein Anspruch auf finanzielle Entschädigung für Schallschutz ergibt, nördlich davon nicht. Über Details informierten die Fraport-Mitarbeiter, auch Anträge, die allerdings an das Regierungspräsidium in Darmstadt zu richten sind, konnten vor Ort ausgefüllt werden.
Generell besteht bei den Programmen das Problem, dass die Bürger die Investitionen vorfinanzieren müssen und auch nicht jetzt, sondern erst in einigen Jahren einen rechtlichen Anspruch auf Mittel aus der Kasse des Flughafenbetreibers bekommen. Eine seltsame und komplizierte Konstruktion, die sich damit begründet, dass der Anstieg des Flugbewegungen am Flughafen nicht sofort, sondern erst sukzessive erfolgen wird.
Für manche Zonen rund um den Flughafen gibt es einen gesetzlichen Sofortanspruch für die Nacht, in anderen erstattet die Fraport bauliche Aufwendungen für einen nächtlichen Schallschutz zumindest vorgezogen. Beide Sonderbereiche betreffen Bischofsheim nicht. Dies wurde erst am Samstag ein Thema, als die Fraport mit dem Infomobil in Gustavsburg vorfuhr, denn eine kleine Zone im Osten der Gemeinde liegt in dem Bereich dieser Nacht-Schutzzone, für die die Fraport umgehend für Schallschutzmaßnahmen zahlt.
Zehn Mitarbeiter des Unternehmens waren in Bischofsheim vor Ort. Außer Hulick, als Mitarbeiter der Presseabteilung natürlich auch Marketingprofi, waren dies alles Freiwillige aus allen möglichen Abteilungen, die sich für diese Aufgabe gemeldet hatten. „Es gab eine kurze Schulung, aber hier sollen ja keine Kommunikationsprofis auftreten, die eine Werbeschau veranstalten“, betont Hulick.
Dass er verspricht, dass sich eine Facharbeitsgruppe mit den Eingaben und Beschwerden, die Bürger bei den Vor-Ort-Terminen äußern, befassen wird, „das verpufft nicht“, sagt Hulick. Dass der Flughafenbetreiber sich in seinen Kreisen durch die Äußerung einzelner Bürger beeinflussen lassen könnte, ist freilich eine putzige Vorstellung.
Bleibt bei den Vor-Ort-Terminen ein Problem: Fraport braucht für sein seit 2006 genutztes, 30-Tonnen-Gefährt schlicht eine große Aufstellfläche, die einerseits nicht den Alltagsbetrieb stört und andererseits möglichst nah am Publikum liegt – und diese Örtlichkeiten sind gar nicht so einfach zu finden bei 20 mal 10 Meter Platzbedarf. Nach links und rechts fährt aus dem parkenden Sattelschlepper nämlich eine Ebene aus, die den Beratungscontainer bildet. 
„Ein neues Fahrzeug ist bestellt, aber es gibt eben lange Lieferzeiten“, erläutert Hulick. Das nächste Gefährt soll jedenfalls deutlich kleiner und damit flexibler ausfallen als das aktuelle Gefährt.

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