„Eiserner Steg“: Abriss, und was dann?

Enttäuscht bin ich von der einseitigen Stellungnahme des Heimat- und Geschichtsvereines (HGV) durch die Herren Volker Schütz und Gerhard Richter sowie der Damen Mechthild Rühl und Andrea Gössel-Klee. Hier versucht der Verein eine Konfrontationsstellung zur Verwaltung und der Gemeindevertretung aufzubauen, für die keinerlei Anlass besteht.

 

Der Verein, der immerhin die Vorteile genießt, dass die Gemeinde nach sehr komplizierten Verhandlungen mit dem Alteigentümer und unter Einsatz von viel Geld auch ihm ein neues Domizil geschaffen hat, sollte sich vielmehr Gedanken darüber machen, wie man den Eisernen Steg durch einen Wiederaufbau retten kann statt nur zu stänkern.
Beschlossen wurde der Abriss des derzeitigen Steges, weil dessen Zustand eine nicht mehr hinnehmbare Gefahr für die Benutzer und insbesondere den Schienenverkehr darstellt. Der Abriss ist zwingende Auflage. Kommt die Gemeinde dieser Auflage nicht nach, kann bei Unfällen mit erheblichen Schadenersatzforderungen gerechnet werden und, sollten Personen zu Schaden kommen, mit strafrechtlichen Sanktionen. Ich möchte nicht den Kopf dafür hinhalten, wenn zum Beispiel ein Eisen- oder Betonteil auf einen durchfahrenden ICE fällt und einen Unfall verursacht.
Die seit dem Amtsantritt von Bürgermeisterin Ulrike Steinbach durchgeführten Notreparaturen dienen derzeit nur dazu, den Versicherungsschutz gegen Haftpflichtschäden aufrecht zu erhalten. Schon aus einem älteren Gutachten aus dem Jahr 2007, das leider nicht der Gemeindevertretung oder dem Gemeindevorstand zugeleitet worden war, wurden sehr schwerwiegende Mängel gerügt.
Die Verwaltung, der Gemeindevorstand, der zuständige Ausschuss der Gemeindevertretung haben sich ihre Entscheidung nicht leicht gemacht. Bei Besichtigungen vor Ort und genauer Betrachtung und Erläuterung der Mängel blieb keine andere Entscheidung möglich, als den Abriss zu verfügen. Deshalb fiel diese Entscheidung über alle Parteigrenzen hinaus einstimmig.
In diesem Zusammenhang muss auch dem HGV noch einmal deutlich gemacht werden, dass auch bei der sehr gelungenen Personenbahnhofsanierung erst einmal der alte Zugang zu den Gleisen abgerissen werden musste. Weder damals noch heute ist eine umfassende Sanierung oder große Reparatur vor Ort möglich, da dazu der Strom abgeschaltet werden muss. Dies hätte die Folge, dass für die Reparaturzeit vor Ort der Bahnverkehr lahmgelegt ist. Dies lässt die Bahn – verständlicherweise – nicht zu.
Was mich aber an dem Leserbrief des HGV am meisten verärgert ist, dass über die Frage eines Wiederaufbaues noch überhaupt keine Entscheidung gefallen ist. Ein stilgerechter Wiederaufbau kann nur außerhalb des Bahngeländes vorbereitet und dann – wie übrigens auch bei der Bahnhofsanierung – per Krananlage an alter Stelle wieder eingebaut werden. Nach den bisher vorliegenden Kostenschätzungen wird man mit rund vier Millionen Euro rechnen müssen. Hinzu kommt dann der sogenannte Rückbau – sprich Abriss – mit weiteren rund 750.000 Euro.
Ein Wiederaufbau – den ich auch begrüßen würde – wird nur möglich werden, wenn dessen Finanzierung gesichert ist. Hierzu müssen alle Zuschussmöglichkeiten geprüft werden, und auch die Bahn, die derzeit keinerlei Veranlassung sieht sich an den Kosten zu beteiligen, wird ihre Haltung überdenken müssen. Ein Wiederaufbau wird aber auch ohne Zuschüsse der Bürger kaum realisierbar sein. Im Gemeindevorstand ist deshalb auch schon laut darüber nachgedacht worden, ob sich nicht eine Bürgerstiftung oder ein Bürgerverein gründen könnte, dessen Ziel die Sammlung von Spenden für einen Wiederaufbau sein sollte.
Betroffen hat mich in der Sitzung der Gemeindevertretung am 15. März gemacht, dass die sehr zahlreich erschienenen Bürger fast alle wieder den Saal verlassen hatten, nachdem die Abstimmung zum Abriss des Steges entsprechend unserer Satzung wegen Einstimmigkeit in den Ausschüssen ohne Diskussion stattfand. Ihrer Einladung zu der anschließenden Einbringung des Haushaltes sind sie nicht gefolgt, obwohl die detaillierte Darstellung der Finanzsituation der Gemeinde eigentlich ihren Kenntnisstand zu den Stegproblemen erheblich erweitert hätte. Immerhin stecken in den Millionenschulden der Gemeinde auch die Millionen der Bahnhof- und Heimatmuseumsrestaurierung.
Echten Bürgersinn stelle ich mir anders vor.
Es bleibt zu hoffen, dass diejenigen, die den Steg erhalten wollen, sich in Zukunft, wenn die Frage ansteht, ob ein Wiederaufbau ermöglicht werden kann, konstruktiv und kreativ einbringen werden. Nur demonstrieren und agitieren ist kontraproduktiv.
Wolfgang Schütz
Darmstädter Straße 5, Bischofsheim
Mitglied des Gemeindevorstandes

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