Der Grundgedanke dazu ist rund 60 Jahre alt und stammt aus einer Zeit, in der eine rigorose „Auto darf alles“-Politik betrieben wurde. Es wird höchste Zeit, diese Planung endgültig zu den Akten zu legen. Der vergangene Sommer hat deutlich gezeigt, wo wir investieren müssen: in Grün, Grün und noch mehr Grün.
Durch den Bau dieser Straße und des zugehörigen Lärmschutzwalls wird nicht nur unnötig Fläche versiegelt, sondern der Ortskern auch regelrecht eingekesselt. Die als Begründung der Straße angeführte Verkehrsbelastung ist fast ausschließlich Ziel- und Quellverkehr. Solange von einem Großteil der Bevölkerung 800 Kilo Blech in Bewegung gesetzt werden, um für 80 Cent Brötchen oder Briefmarken zu holen, wird auch eine Umgehungsstraße nichts helfen.
Starken Schwerlastverkehr gibt es in Ginsheim nicht, dieser besteht überwiegend aus den Bussen der Stadt Mainz (die wohl niemand missen möchte) und einigen Reisebussen, die ihre Fahrgäste an der Fähre absetzen und wieder abholen. Wer von starker Verkehrs- und speziell LKW-Belastung redet, der möge sich einmal eine Stunde in Gustavsburg an die Darmstädter Landstraße im Bereich der Zinn-Schule stellen, hier wäre eine Entlastung viel dringender nötig! Die Ortsumgehung wird dagegen zusätzlichen Verkehr anziehen, da damit eine sehr gute Zufahrt aus Richtung Astheim und Trebur von und zur Autobahn geschaffen wird. Viele PKW und LKW, die derzeit in Richtung Rüsselsheim zur Autobahn fahren, werden diesen dann sehr bequemen Weg nutzen, der Verkehr im Bereich zwischen dem Netto-Markt und der Autobahn wird drastisch zunehmen, auch für LKW wird das eine angenehme Umgehung der Autobahn in Richtung nördliches Ried werden.
Vom Land Hessen ist dann sicher nicht zu erwarten, dass es erst eine Straße finanziert und diese dann für LKW-Verkehr sperrt. Mit dieser Straße werden wir nur verlieren: Wir verlieren eine Grün- und Frischluftschneise mitten im Ort, den freien Zugang zum Feld und zum Wald für Radfahrer und Fußgänger, Naherholung direkt hinter den letzten Häusern, die letzte Querungsmöglichkeit für Wildtiere von Nord nach Süd im Ortsgebiet, wie eingangs erwähnt wertvolle Natur- und Ackerflächen und nicht zuletzt finanzielle Handlungsfähigkeit durch die entstehenden Schulden für Jahrzehnte.
Gewinnen werden wir nur eines: immer noch mehr Verkehr! Wir haben andere Dinge zu finanzieren, die für die Sozialgemeinschaft wichtiger sind, wie Kindergärten, Schulen, Grünflächen, Bürgerhäuser, Sportanlagen und vieles mehr. Da macht es keinen Sinn, eine aus Zeiten brachialer Verkehrspolitik stammende alte Suppe immer wieder aufzukochen. Die Natur braucht uns nicht, aber umgekehrt wir die Natur schon, deshalb weg mit dem Ding!
Manfred Treber, Ginsheim