Schon um neun Uhr waren die ersten Clubmitglieder auf der Anlage am Burgpark in Gustavsburg erschienen, um diese für die Osterbesucher, die laut Fahrplan ab elf Uhr den ersten Zug nehmen konnten, fahrbereit zu machen.
Klaus Wagner aus Mainz hatte die erste Schicht übernommen. Fast eine Stunde lang hatte er seine Dampflok angeheizt, bevor er sich pünktlich um elf Uhr voll besetzt, laut pfeifend und dampfend auf die Strecke machte. „Wir sind alles Tüftler und Bastler“, erklärte Manfred Treber, 1. Vorsitzender des Vereins, und bereits seit 25 Jahren mit von der Partie. Doch an diesem Sonntag hatte der Chef seine Lok zu Hause gelassen und übernahm nur administrative Aufgaben.
Joachim Härter aus Bischofsheim hingegen hatte sein gutes Stück, die „Sweet Pea“, eine englische Schmalspurlok, mitgebracht und heizte sie genüsslich vor den staunenden Augen der kleinen und großen Besuchern an. Auch Jakob Helf, im passenden Outfit eines Eisenbahners, hatte seine Harzer Schmalspurbahn, die er komplett in Eigenregie gefertigt hatte, auf die Schienen gebracht.
Seit einem Vierteljahrhundert betreiben die Clubmitglieder nun schon ihre Bahn. Den ESV Bischofsheim, der gerade seine neue Anlage am Schindberg in Betrieb genommen hat, sieht Treber nicht als Konkurrenzbahn an, sondern eher als Bereicherung der Szene. Einige Mitglieder seien in beiden Vereinen aktiv, und so sei auch ein Austausch gewährleistet.
Natürlich ist die Gustavsburger Bahn klein und überschaubar, aber sie hat, wie sich auch an diesem Sonntag wieder zeigte, ihre Stammkundschaft und ihre kleinen Fans. „Vielmehr Kundschaft können wir auch gar nicht verkraften“, erklärt Treber, denn neben den Zugführern müssen die Vereinsmitglieder auch einen Weichensteller und einen Fahrkartenverkäufer stellen. Nicht zu vergessen das Serviceteam, das die Besucher mit frisch gegrillten Würstchen, Steaks und selbstgebackenen Kuchen, sowie kühlen und heißen Getränken versorgte.
Ein Streik wie bei der „echten“ Bahn ist freilich bei den Modellbahnnern nicht zu befürchten, und so werden die Züge in vier Wochen, am 29. Mai, auch wieder pünktlich auf die Strecke gehen und die Besucher zweimal für 50 Cent über das Gelände dampfen. (Foto: Gössl)