Noch mal Glück gehabt, können sich die Bewohner der Mainspitze wie der gesamten Region angesichts der Hochwasserwelle sagen. Die erreichte trotz phasenweise bedrohlichen Anstiegs des Pegels in Main und Rhein letztlich lediglich einen Höchststand, der als zweijähriges Hochwasserereignis durchging. Für die Kommunen am unteren Main sind die Werte beider Flüsse relevant, denn wenn auch zunächst die Wassermenge zählt, die der Main selbst auf seinem 525 Kilometern Länge eingesammelt hat, setzen besonders an der Gustavsburger Mainspitze irgendwann doch der Rückfluss und das Aufstauen vom Rhein her ein und verschlimmern die Lage entscheidend. Tatsächlich war an der Mainspitze am Wochenende und weit darüber hinaus „Land unter“, am Sonntagabend, 7. Januar, gegen 22 Uhr erreichte der Rheinpegel Mainz mit 639 Zentimetern seinen Höchststand bei diesem Hochwasserereignis. Seither geht es eher langsam wieder abwärts. Die „Meldehöhe“ von 5,50 Meter unterschritt der Rhein erst am Mittwochnachmittag, nach somit fünf Tagen über dem Strich, ab dem das Hochwassermeldezentrum aktiv wird.
Unter die „Top Ten“ der registrierten Hochwasserstände schafft es das Ereignis 2018 somit nicht, diese Position „verteidigte“ eines der jüngeren Ereignisse, das des Jahres 1980, mit seinen damals 685 Zentimetern locker. Der dritthöchste, je gemessene Pegelstand am Rhein liegt noch nicht ganz so lange zurück und datiert vom 29. März 1988 mit damals 770 Zentimetern in Mainz, also gut 1,30 Meter mehr als diesmal.
Am Raunheimer Pegel, für die Bischofsheimer relevanter, wurde die Meldestufe 1 von 340 Zentimetern am frühen Samstagmorgen erreicht, von der Stufe 2 von 380 Zentimetern war der Main bei seinem Höchststand nur noch 19 Zentimeter entfernt. Der war mit 361 Zentimetern am frühen Montagmorgen erreicht. Seither gehen die Werte am Main deutlich schneller zurück als am Rhein, der als Hauptader üblicherweise immer den Schlusspunkt der Hochwasserwelle in Deutschland bildet. Daher war es etwas ungewöhnlich, dass der Peak in Mainz früher erreicht war als im Main.
In Ginsheim-Gustavsburg wurde die Wasserwehr aktiv, sperrte das Altrheinufer durch die transportablen Spundwände ab, die aber nie mit Altrheinwasser in Berührung kamen. So war aber wenigstens sichergestellt, dass sich keine Autofahrer in Schwierigkeiten bringen. Auch der Sockel des Seniorenzentrums „Zur Fähre“ wurde lediglich sanft umspült. Am Montag wurde die Rufbereitschaft aufgrund der Abwärtstendenz des Pegels aufgehoben, die Zufahrt zum Rhein bleibt aber gesperrt, bis die Aufräumarbeiten abgeschlossen sind – der über das Ufer tretenden Altrheinarm führte schließlich einiges an Schlamm mit.
In Bischofsheim ist das erste Problemfeld bei Hochwasser die Kleingartenanlage im Mainvorland, die schon bevor der Main die Gärten durch den Pegelstand erreicht, durch Druckwasser aus dem Boden unter Wasser gesetzt werden. Aber damit müssen die Pächter rechnen und sie kommen damit in der Regel auch klar. Die Dammanlagen waren nicht gefährdet, insbesondere der höhere, hintere Winterdamm war bei dem erreichten Wasserstand nicht betroffen.