9. Oldtimerwochenende ein voller Erfolg

Viel Betrieb am Mainufer: Zur Saisoneröffnung wurden Raritäten und Schätzchen aus dem Winterschlaf geholt

Der 96 Jahre alte Ford T aus den Reihen der IG Oldtimerfreunde beeindruckte am Sonntag die Gäste.

In Flörsheim veranstalteten die Oldtimerfreunde Kelsterbach-Flörsheim am Samstag, 4. Mai und am Sonntag, 5. Mai jeweils von 10 Uhr bis 18 Uhr ihr Oldtimerwochenende auf dem Festplatz hinter dem Bootshaus.

Die vor etwa 20 Jahren ins Leben gerufene Interessengemeinschaft „Oldtimerfreunde Kelsterbach/Flörsheim“ hatte auch in diesem Jahr zum fast schon legendären Oldtimertreffen am ersten Maiwochenende eingeladen. „Die gesamte Veranstaltung finanzieren die Oldtimerfreunde aus eigener Tasche“, betont Norbert Kleiner, einer der Initiatoren der Interessengemeinschaft Oldtimerfreunde Kelsterbach/Flörsheim. Ob der Wettergott auch ein Oldie-Fan ist – wer weiß. Doch Stammgäste und Mitglieder kommen auch bei schlechtem Wetter. Nach dem regnerischen Samstag blieb es zumindest am Sonntag trocken und viele Besucher kamen, um sich die mehr als 250 Oldtimer am Sonntag auf den Flörsheimer Mainwiesen hinter dem Bootshaus näher anzuschauen. Die Fahrer wurden mit einer Flasche Wein, einem Aufkleber und einem Brief des Bürgermeisters begrüßt. „Die Zufahrt ist ausgebessert, die Löcher wurden beseitigt“, freut sich Kleiner, „ein Dank an die Stadt Flörsheim am Main für die Unterstützung“.

Überall wurden Raritäten und Schätzchen aus dem Winterschlaf geholt. Zu bestaunen gab es - wie in den vergangenen Jahren - nicht nur alte PKWs, sondern auch Motorräder, uralte Fahrräder, wie der Opa schon eines hatte, LKWs, Unimogs, ein Magirus Deutz Feuerwehrfahrzeug und einige alte Traktoren. Auch ein schicker amerikanischer Flitzer fand sich in den Reihen der Aussteller. Schließlich gesellte sich fast unbemerkt ein Eisverkaufswagen dazu.

Beim Blick über das Gelände hinter dem Flörsheimer Bootshaus fühlte man sich geradezu in die 50er und 60er Jahre zurück versetzt. Spätestens alle zwei Minuten traf ein neues, knatterndes Oldtimer-Fahrzeug ein, manchmal auch mit melodischer Hupe, so dass jeder fasziniert hinschauen musste.

Ein kleiner knallroter NSU Prinz 4 mit 30 PS und zwei Zylindern fiel ins Auge. Seine Besonderheit ist die obenliegende Nockenwelle und die Schubstangen-Steuerung. Auf der hinteren Seitenscheibe klebt die HB-Werbung mit dem nervös rauchenden Männchen, das den Älteren unter uns sicherlich noch gut in Erinnerung ist: „Wer wird denn gleich in die Luft gehen…?“ und der Wackel-Dackel auf der hinteren Ablage darf natürlich nicht fehlen. „Bitte nicht berühren! Ich fummele auch nicht an Ihrer Frau rum“, so mahnt das Schild an der hinteren Scheibe.

Ein roter Plymouth fuhr vorbei und zog alle Augen auf sich. Gleich nebenan stand ein Porsche Carrera 3.0, ein alter Kadett und ein protziger amerikanischer Flitzer. Motorhauben standen offen, Felgen glänzten und so mancher Manta-Fahrer erinnerte sich gerne an frühere Zeiten.

Der glänzend polierte Ford T, genannt Tin Lizzy, kommt ursprünglich aus Ulm, ist beachtliche 100 Jahre alt und war am Samstag das älteste Fahrzeug am Platz. „Alles, was nicht dran ist, geht nicht kaputt“, meint sein Besitzer lachend und zitiert damit einen Satz, den Henri Ford einst gesagt haben soll „…und manchmal würde ich besser einen Anker zum Bremsen auswerfen, denn der Bremsweg ist ganz schön lang.“ Seine Tin Lizzy hat keine Ölpumpe, keine Benzinpumpe, kein Thermostat und vorne keine Bremsen. Ein mit Baumwolle oder auch Holz belegtes Stahlband läuft im Öl - Lizzy wird über das Getriebe gebremst.

Ein weiterer Ford T aus den Reihen der IG Oldtimerfreunde beeindruckte dann am Sonntag die Gäste: 96 Jahre ist er alt, trägt Rinderhörner und einen auf der Ladefläche integrierten Hühnerstall. „Zu dem kam ich wie die Mutter zum Kind. Dann war er mir! Und der bleibt so, wie er ist, denn er strahlt Geschichte aus“, erzählt sein stolzer Besitzer - in passendem Outfit, mit Allwettermantel und Hut.

Ein eleganter schwarzer Rolls-Royce „Silver Dawn“, Jahrgang 1953, mit polierter Chrom-Stoßstange und der imposanten Kühlerfigur „Spirit of Ecstasy“ glänzte in der Sonne. Es ist das erste Modell mit amerikanischem GM-Automatikgetriebe, welches komplett – einschließlich der Karosserie - von Rolls Royce gefertigt wurde. Die Motorleistung wurde von Rolls-Royce damals vornehm verschwiegen. Der durchschnittliche Benzinverbrauch liegt nach Angaben des Flörsheimer Besitzers bei circa 17 Litern je 100 Kilometer.

Jedes Oldtimer-Fahrzeug muss von der Oldtimer-Behörde in Marburg begutachtet werden, ansonsten darf es nicht zugelassen werden. Man sieht es den Fahrern an: Sie sind mächtig stolz darauf, ihren Schatz auf der Ausstellung präsentieren zu dürfen. Jeder „Oldie“ hat sein eigenes Gesicht und seine eigene Geschichte. Aber Chrom ist heutzutage keine Alternative mehr. Und an den neuen Fahrzeugen ist einfach zu viel Plastik, da sind sich alle einig.

Für die kleinsten Besucher war vermutlich die Hüpfburg der Anziehungspunkt. Doch es gab auch die Gelegenheit, auf einen der alten Schlepper zu steigen und sich ganz groß zu fühlen.

Alle Oldtimer-Interessierten sind dem Club stets willkommen. Man trifft sich einerseits zum Stammtisch, andererseits um die wertvollen Oldtimer zu restaurieren und verkehrstüchtig zu machen. Und letztendlich unterstützt man sich gegenseitig mit Freundschaftsbesuchen bei weiteren Oldtimer-Ausstellungen. Eine wiederholt gelungene Veranstaltung für alle Besucher und Oldie-Liebhaber, die zwischen den alten Fahrzeugen, den Verkaufsständen und der Campingatmosphäre umher schlenderten.

Die nächste Veranstaltung für die IG Oldtimerfreunde werden die „Lufthansa-Klassiker-Tage“ am Wochenende des 25. und 26. Mai in Hattersheim sein.

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