Abendfüllende Unterhaltung in besonderer Atmosphäre

Theater-AG des Graf-Stauffenberg-Gymnasiums präsentierte einfallsreiche Inszenierung der Groteske „Der grüne Kakadu“

FLÖRSHEIM (hö) – Ein gemütliches Ambiente, freundliche Bedienung und eine lockere Klaviermelodie im Hintergrund – beschrieben wird hier nicht etwa der Besuch eines noblen Restaurants in heutiger Zeit, sondern der erste Eindruck nach dem Eintreten in den „Grünen Kakadu“, die Pariser Spelunke des Wirts Prospère, in die die Theater-AG des Graf-Stauffenberg-Gymnasiums am Donnerstag und Freitag eingeladen hatte. Was an diesen beiden Abenden wie eine wahre Kaschemme wirkte, ist in Wirklichkeit die Schulaula, in die die Spielerinnen und Spieler um die Flörsheimer Theaterpädagogin Petra Spies nicht nur durch ein aufwendig angefertigtes Bühnenbild, sondern vor allem durch die Gestaltung des gesamten Raumes und die Integration des Publikums echte Kneipenstimmung brachten. So sorgten die Schülerinnen und Schüler der Care-AG zusammen mit einigen Darstellern für die Bewirtung der Gäste, während Jasper Püschel in seiner Rolle als „Pianist“ für die musikalische Untermalung zuständig war.

 

Wie bei der Entstehung der einzigartigen Atmosphäre mangelte es den Spielerinnen und Spielern auch bei der Inszenierung des Stücks selbst nicht an Kreativität. So war beispielsweise die oben erwähnte Rolle der von Arthur Schnitzler 1898 veröffentlichten Groteske hinzugefügt worden. Nach dessen beendeter musikalischer Einleitung und der Versorgung jedes Besuchers mit dem erstmals ausgeschenkten Schulwein sollten die Zuschauer einen ganz besonderen Abend im „Grünen Kakadu“ erleben: Der Einakter setzt am 14. Juli 1789, dem Tag des Ausbruchs der französischen Revolution, an. Zu den Stammkunden von Wirt und Ex-Theaterdirektor Prospère gehören überwiegend seine ehemaligen Schauspieler, doch auch von der vornehmen Pariser Gesellschaft wird die Spelunke besucht, die sich dort zwischen Gaunern und Gesindel einen „angenehmen Nervenkitzel“ erhofft. Während die Schauspieler deshalb mit angeblich begangenen Verbrechen prahlen, dringt nun der reale Aufruhr von den Straßen in die Kneipe ein und die Situation der Adligen wird auch dort immer brenzliger. Proportional zu dem durch immer wieder neu eintretende Personen wachsenden Durcheinander im Lokal verwischen auch die Grenzen von Gespieltem und Wirklichkeit, bis der verängstigte Adel nach einem Mord an einem Herzog sturzartig verschwindet und das „Volk von Paris“ die ersten Erfolge der Revolution feiern kann.
Facettenreich und stets in der Rolle bleibend, präsentierten sich die 20 aktuell oder ehemals der Oberstufe angehörenden Spielerinnen und Spieler, die sowohl als Mörder ihrer eigenen Tante sowie als leidenschaftlicher Dichter oder strenger, jedoch machtloser Kommissär brillierten. Die überspitzte Darstellung so mancher Vorurteile oder einfach bestimmter personenbezogener Eigenschaften ließ trotz eines ernsten Grundthemas auch die Lachmuskeln der Zuschauenden nicht unbewegt. Am Ende der beiden gut besuchten Vorstellungen erklang jeweils im gemeinsamen Gesang der Bühnenakteure und des Publikums die „Marseillaise“, die französische Hymne, die den Auftritten einen angemessen kräftigen Schluss verliehen, welcher von den applaudierenden Gästen mit mindestens ebenso lautstarkem Beifall honoriert wurde.
Viel Zeit zum Ausruhen nach der einjährigen Vorbereitung inklusive wöchentlichem Proben und kollektivem Ideenfinden bleibt der Theatergruppe nicht: Bereits für das Ende des Schuljahres ist wieder ein großes Musicalprojekt geplant.
 

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