Aktion gegen Organisierte Kriminalität

Bei einer internationalen Aktion gegen Krypto-Netzwerke wurde auch ein Wickerer Haus gestürmt

Dieses Haus in der Wickerer Kirchstraße war eines der Objekte, die die Polizei bei der konzertierten Aktion gegen die organisierte Kriminalität aufsuchte und stürmte.

Die Behörden sprechen von einem „bedeutenden Schlag gegen die Organisierte Kriminalität“. Zumindest der Aufwand, den die Ermittlungs- und Polizeikräfte bei ihrer konzertierten Aktion am Montag betrieben, lässt an dieser Zuordnung keinen Zweifel. Zu den Orten der 130 Durchsuchungen mit mehr als 60 Festnahmen, die es im Rahmen der bundesweit und international konzertierten Aktion alleine in Hessen gab, zählte auch ein Haus in der Kirchstraße in Wicker.

An dem Einsatz waren im Bundesland die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt, das Bundes- und Landeskriminalamt sowie das Zollfahndungsamt Frankfurt beteiligt. Wie in Wicker transportierten die eingesetzten Beamtinnen und Beamte kistenweise Beweismaterial aus den aufgesuchten Wohnungen. In der Kirchstraße drangen die Beamten am frühen Morgen in das Einfamilienhaus ein, nahmen den Bewohner fest und stellten laut einem Zeitungsbericht Gerätschaften sicher, die einem Drogenlabor zuzuordnen sind.

Die konzertierte Aktion, ziemlich einmalig in ihrer Größenordnung und internationalen Ausprägung, richtete sich gegen Personen und Personengruppen, „die im Verdacht stehen, unter Nutzung von verschlüsselten Kommunikationsnetzwerken und Endgeräten schwerste Straftaten im Bereich der Organisierten Kriminalität begangen zu haben“.

Von Seiten der Generalstaatsanwaltschaft war deshalb auch die Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) federführend. Ausgangspunkt der Ermittlungen waren Erkenntnisse der US-Bundespolizeibehörde FBI, die vor etwa einem Monat ihre relevanten Informationen aus einem seit Oktober 2018 laufenden Verfahren an die europäischen Kollegen weitergereicht hatten.

Der Verdacht gegen die Beschuldigten lautet „unerlaubter Handel mit Betäubungsmitteln und Waffen unter Nutzung von verschlüsselten Kommunikationsnetzwerken und Endgeräten“ – kurz Kryptokriminalität. Bei den „Endgeräten“ handele es sich um „zumeist speziell präparierte Smartphones, auf denen ausschließlich eine spezielle App zur verschlüsselten Kommunikation mit anderen Kryptohandys des gleichen Anbieters installiert ist“, beschreiben BKA und LKA dies. Mit diesen somit abhör- und "mitles"sicheren Geräten wähnten sich die Kriminellen sicher, unbeobachtet zu kommunizieren.

ZIT und BKA werten die Informationen der US-amerikanischen Strafverfolgungsbehörden noch aus. Durch die Identifizierung von Tatverdächtigen konnten in Hessen bisher über 20 Ermittlungsverfahren gegen mehr als 80 Tatverdächtige eingeleitet werden. Hessen war der Schwerpunkt der Aktion vom Montag, deutschlandweit wurden über 150 Objekte durchsucht und mehr als 70 Personen festgenommen

Im wesentlichen gerieten zwei Gruppierung ins Visier der Ermittler, gegen die sich nun die Ermittlungsverfahren richten. Die eine stammt aus dem Main-Kinzig-Kreis mit bisher 19 Beschuldigten im Alter von 25 bis 37 Jahren. Sie sollen bandenmäßig „mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge“ Handel getrieben haben. Per Durchsuchungsbeschlüsse wurden über 30 Objekte dieser mutmaßlichen Tätergruppe aufgesucht, so in Frankfurt, Hanau, Friedberg, Offenbach, Mainz und Krefeld, aber auch in den umliegenden Landkreisen inklusive Darmstadt-Dieburg und Bergstraße.

Die zweite Tätergruppe aus dem Rhein-Main-Gebiet umfasst insgesamt 16 Beschuldigte im Alter von 24 bis 46 Jahren. Sie sollen Betäubungsmittel nach Deutschland eingeführt haben, „wobei sie speziell dafür umgebaute Kraftfahrzeuge verwendet haben sollen“. Zudem sollen sie in eigenen Labors Betäubungsmittel hergestellt haben. Die Durchsuchungsbeschlüsse gegen diese Gruppe wurden in 50 Objekten in Frankfurt, Wiesbaden, Kassel sowie im Hochtaunuskreis und im Main-Taunus-Kreis vollstreckt. Dieser Gruppe dürfte auch das Haus in der Kirchstraße zuzurechnen sein.

Insgesamt waren an der Aktion am Montag alleine in Hessen annähernd 1.500 Einsatzkräfte beteiligt. Sie stellten 120 Kilo Marihuana, 25 Kilo Haschisch und über 6.000 Cannabis-Pflanzen sicher, zudem drei Kilo Heroin, ein Kilo Kokain und 100 Kilo Streckmittel, über 30 Kilo Amphetamin und 15 Kanister Amphetaminbase. Schließlich konnten über 20 Waffen und mehrere Schusswaffen sichergestellt werden. Beschlagnahmt wurden über 30 hochwertige Fahrzeuge und rund 250.000 Euro Bargeld. Über 70 einkassierte IT-Geräte müssen nun ausgewertet werden.

Die Behörden werten die Aktion als großen Erfolg. Nicht zuletzt verweisen sie darauf, durch diesen Schlag tiefgehende Erkenntnisse über die Strukturen des illegalen Betäubungsmittel- und Waffenhandels „sowie der damit verbundenen Kapital- und Gewaltdelikte“ gewinnen zu können. „Es ist gelungen, weitreichende Einblicke in das Dunkelfeld krimineller Handlungen bis hin zur Organisierten Kriminalität zu erhalten.“

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