Es gibt Themen, bei denen man immer wieder Gefahr läuft, bei Adam und Eva zu beginnen, sobald man über sie berichtet. Bei Anime und Manga ist das beispielsweise der Fall: Diese besondere Sparte der Comickultur mutet naturgemäß fast zwangsläufig etwas fremd und exotisch an - klar, schließlich stammt sie auch vom anderen Ende der Welt, aus dem fernen Japan.
Aber dennoch hat sie auch in Deutschland bereits seit Jahrzehnten einen festen Platz, und es dürfte heutzutage nicht wenige Eltern geben, die in den ausklingenden Neunzigern selbst mit "Sailor Moon", "Dragon Ball" und "Neon Genesis Evangelion" aufgewachsen sind und nun Kinder haben, die sich für aktuellere Serien wie "Demon Slayer", "My Hero Acadamia" oder "Attack on Titan" begeistern - und womöglich entsprechend verkleidet eine Messe wie eben die Wie.MAI.KAI in Flörsheim besuchen. Anime und Manga sind in Deutschland längst keine kaum beachtete Neuheit mehr.
Und mit den populärsten Serien alleine ist die Vielfalt innerhalb der japanischen Comic- und Animationskunst auch längst noch nicht auserzählt. So ziemlich alle nur denkbaren Genres werden von Manga und Anime abgedeckt; an die 300 Animeserien werden in Japan Jahr für Jahr produziert. Jede der vier Jahreszeiten bekommt eine eigene "Season" kredenzt, eine Staffel hat für gewöhnlich zwölf bis dreizehn Episoden. Und deren Weg von Japan nach Deutschland ist kürzer denn je: Spezielle Streamingdienste bieten eine simultane Ausstrahlung zur japanischen TV-Premiere an. Anime verbindet die Welt, und das heutzutage gleichzeitig.
Seit sieben Jahren in Flörsheim
So ist es auch kein Wunder, dass eine Messe wie die Wie.MAI.KAI Jahr für Jahr über zwei Tage hinweg an die 3.000 Besucherinnen und Besucher anlocken kann. Ins Leben gerufen wurde die Messe bereits im Jahre 2007 vom gleichnamigen Verein, seit 2016 findet sie in der Flörsheimer Stadthalle statt. Die Wie.MAI.KAI präsentiert stets ein abwechslungsreiches Programm mit Shows nationaler und internationaler Künstler. Komödianten, Musiker, Showacts und Tänzer tummeln sich auf der Stadthallenbühne, Synchronsprecherinnen und -sprecher stellen sich vor, es gibt einen Ausstellerbereich mit Künstlern und Händlern und als besonderes Highlight am Samstagabend einen Cosplayball. Unter Cosplay versteht man das Verkleiden als Heldin oder Held aus einer Serie. Über beide Messetage hinweg begegnet man auf dem gesamten Messegelände leidenschaftlichen Fans in aufwendigen Kostümen, die sich immer wieder gerne fotografieren lassen und dank Instagram & Co. auch in den sozialen Netzwerken viel leichter Bekanntheit erlangen können als das noch in früheren Zeiten der Fall war.
Entspannung vom Messetrubel und Leckereien zur Stärkung verspricht das sogenannte Maid Café: In dieser besonderen Unterkategorie von Cosplay-Restaurants, die insbesondere in Akihabara, einem besonders bunten Einkaufsviertel im Tokioter Bezirk Chiyoda, weit verbreitet sind, dreht sich alles um das in Dienstmädchenkostümen gekleidete Personal. Mit "Maido no Kisetsu" gibt es hierzu auch ein mobiles derartiges Projekt aus Deutschland, das bei der Wie.MAI.KAI zu Gast war und sogar bei der offiziellen Eröffnung zwei eigene Tänze aufführte.
Grüße von Konsul und Bürgermeister
Durch das Eröffnungs- und Showprogramm führte das Quartett Devin, Miri, Jamie und Jade, und zum Opening der Wie.MAI.KAI am Samstagmorgen um 10.30 Uhr hatte sich auch prominenter Besuch angekündigt. Der stellvertretende japanische Generalkonsul Tatsuhiko Ichihara zeigte sich hocherfreut über das große hiesige Interesse an der Popkultur aus seinem Heimatland und den Enthusiasmus, mit dem so viele Fans ihrem Hobby nachgehen. Und auch der Flörsheimer Bürgermeister Dr. Bernd Blisch ließ es sich nicht nehmen, die bunte Schar an Anime- und Mangafans herzlich willkommen zu heißen. Es herrsche immer ein "ganz besonderes Flair, wenn Wie.MAI.KAI in Flörsheim stattfindet", und der Rathauschef freute sich darüber, dass schon früh am Morgen so viele junge Leute auf den Wiesen rund um die Stadthalle verweilten und generell eine sehr positive Stimmung herrschte. Blisch betonte, dass es für Flörsheim eine Ehre sei, dass die vielen Gäste der Messe die Stadt besuchen, und er verwies auch auf die gleichzeitig in Frankfurt stattfindende "Nippon Connection", ein dort seit vielen Jahren etabliertes japanisches Filmfestival, das natürlich in eine artverwandte Kerbe schlägt. Umso mehr freut es ihn, dass die Organisatoren der Wie.MAI.KAI nicht das große Frankfurt, sondern eben Flörsheim als Standort ausgewählt haben. Vor diesem Hintergrund formulierte Blisch die Hoffnung, dass die Messe vielleicht auch irgendwann einmal in "Flö.MAI.KAI" umgetauft werden könnte.
Aktuell setzt sich der Name der Messe aus "Wie" für Wiesbaden, "MAI" für Mainz und "KAI" japanisch Zusammenkunft/Convention zusammen, passend zum Ort der Wahl in den Anfangsjahren, als die Veranstaltung stets im Bürgerhaus Kastel im Wiesbadener Stadtteil Mainz-Kastel beheimatet war, bevor sie im Laufe der Zeit zu einem fest wiederkehrenden Flörsheimer Termin wurde.
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