Ausgelöschtes wieder sichtbar machen

Ausschuss soll sich mit besserer Präsentation der Spuren jüdischen Lebens in Flörsheim befassen

Der jüdische Friedhof liegt recht versteckt in der Flörsheimer Gemarkung, ist schwer zugänglich und erfüllt daher aktuell kaum die Funktion, auf die lange Geschichte jüdischen Lebens in der Stadt aufmerksam zu machen. Das soll sich ändern,. fordert die SPD.

Ausschuss soll sich mit besserer Präsentation der Spuren jüdischen Lebens in Flörsheim befassen

Wie kann eine Stadt wie Flörsheim, die sich in den 1930er- und 1940er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts radikal darum bemühte, sämtliches jüdischen Lebens in der Stadt auszuradieren, angemessen die verbliebenen Spuren des jüdischen Kulturgutes würdigen? Die Stadtverordnetenversammlung sprach sich auf ihrer jüngsten Sitzung einstimmig dafür aus, den Sozial- und Kulturausschuss mit dieser Frage zu beschäftigen. Basis dazu ist ein Antrag der SPD-Fraktion, die für den Erhalt und die Pflege des jüdischen Kulturgutes in der Stadt drei konkrete Forderungen an den Magistrat beschließen lassen will.

Demnach soll die Verwaltung ein Konzept erarbeiten, wie das ehemalige Synagogengelände in der Synagogengasse, das „zurzeit in einem schlechten Zustand und unzugänglich“ ist, wie SPD-Fraktionsmitglied Franz Kroonstuiver erläuterte, umfassend restauriert und nach denkmalpflegerischen Aspekten umgestaltet werden könnte.

Zudem wird ein Konzept für den jüdischen Friedhof gefordert. Hierzu soll die Stadt mit dem Eigentümer, dem Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Hessen, zusammenarbeiten, um die Gestaltung des Geländes – die Umfassungsmauer ist stellenweise in einem schlechten Zustand – zu besprechen und wie der Zugang zu dem Friedhof künftig geregelt werden könnte.

Einzig um den Zustand der verbliebenen und 1983 wiederentdeckten Mikwe (ein Ritualbad) in dem Keller eines Wohnhauses in der Hauptstraße muss man sich keine Sorgen machen. Die Eigentümerfamilie pflegt die Stätte und macht sie Besuchern nach Absprache zugänglich. Aber auch hier möchte die SPD ein Konzept sehen, das „eine bessere Präsentation und Unterstützung im Einvernehmen mit der Eigentümerfamilie“ ermöglicht.

Im Kampf gegen das Vergessen und den Antisemitismus sei es wichtig, die baulichen Zeugen jüdischen Lebens in Flörsheim für künftige Generationen zu erhalten „und erlebbar zu machen“, heißt es in der Begründung des Antrags weiter. Dazu sei ein Konzept „in Abstimmung mit dem Landesverband der jüdischen Gemeinde in Hessen sowie anderen entsprechenden Institutionen“ notwendig.

Die SPD sieht ihren Vorstoß als Beitrag zum im kommenden Jahr anstehenden Gedenken an „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“, aus dessen Anlass es auch in Flörsheim einige Veranstaltungen geben wird, wie Kroonstuiver ankündigte. Es seien die ersten Spuren seit dem Jahr 1290 nachweisbar, verweist der Antrag auf die Erkenntnisse des Buches „Jugend in Flörsheim am Main“ von Werner Schiele.

Im Ausschuss wird voraussichtlich vor allem über den Umfang und Rahmen dieses künftigen Gedenkens diskutiert werden und welcher Auftrag für den Magistrat daraus zu formulieren ist. Marcel Reif (CDU) betonte, der Antrag greife mit den angeführten Themen zu kurz, erwähne zum Beispiel die Stolperstein-Aktion nicht. Er sollte daher allgemeiner darauf abzielen, „das Erhaltene zu konservieren“.

Thomas Probst (Die Freien Bürger) sieht trotz der unterschiedlichen Meinungen zur Stolperstein-Verlegung die Einigkeit, „dass wir mehr machen können“ und den Ausschuss als richtigen Ort, um darüber zu sprechen.

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