Wer sich für die Fortentwicklung dieser Stadt interessiert, wird bei dieser Bürgerversammlung nicht allzu viel Neues erfahren haben. Die Pläne für die Deichertüchtigung am östlichen Mainufer und östlich der Bebauung sowie die Aufwertung der Mainuferpromenade wurden vor einiger Zeit in öffentlicher Sitzung von den zuständigen Fachleuten vorgestellt und haben seither unverändert Bestand. Aber wer nimmt schon noch sein Recht auf das Besuchen von Gremiensitzungen wahr?
Dafür hat auch die Stadtverordnetenversammlung Verständnis, deren Vorsitzender Michael Kröhle daher nun zu einer Bürgerversammlung in die Stadthalle einlud. Das Ziel: Den Interessierten die Planungen durch Leinwandprojektionen anschaulich darzustellen, Fragen zu beantworten, ein Meinungsbild zu bekommen. Nicht nur die hauptamtlichen Mitglieder des Magistrates – also Bürgermeister Bernd Blisch und die Erste Stadträtin Renate Mohr – sondern auch Vertreter der Stadtverordnetenfraktionen nahmen am Rande der Bühne Platz, um für den Austausch mit den rund 150 erschienenen Bürgerinnen und Bürgern bereitzusitzen. Sicher gut gemeint, aber die Positionen der Fraktionen abzufragen, wäre nun wirklich nicht hilfreich gewesen bei einer Informationsveranstaltung, die Fachleute saßen nämlich am anderen Tisch. Die Fragen aus dem Publikum zur Mainufergestaltung waren dann auch durchgehend sachlich orientiert und konnten von Planern und Verwaltungsspitze beantwortet waren – ob in jedem Fall zur Zufriedenheit der Fragestellenden, ist eine andere Sache.
Die Einführung zu beiden Themen gab der Bürgermeister. Der promovierte Historiker war in seinem Element, als er die Entwicklung der Mainufergestaltung über die Jahrhunderte hinweg in einem einleitenden Vortrag anschaulich machte. Er erläuterte dann auch den künftigen Hochwasserdammverlauf vom Ende der Artelbrückstraße, wo der Damm beginnt, bis in die Eddersheimer Gemarkung. Die Pläne für den Umbau des Mainufers stellte, wie schon im Bauausschuss, Christian Wild vor, Landschaftsarchitekt im Planungsbüro BHM (Bresch, Henne, Mühlingshaus) aus Bruchsal.
Dammthema hat Streitpotenzial
Ein nicht unerhebliches Streitpotenzial, zu dem es Ärger mit betroffenen Bürgerinnen und Bürgern geben dürfte, liegt eindeutig beim Projekt Dammertüchtigung. Prompt war der einzige Bürger, der sich zu dem Thema meldete, leicht auf Krawall gebürstet. Der Mann aus der Artelbrückstraße sprach von einer „maximal bürgerunfreundlichen Variante“, zudem seien die Anlieger von der Stadt bisher nicht genauer über die Planungen informiert worden. „Es wird an den Gärten einiges verloren gehen“, befürchtet er und warf auch das böse Wort der „Enteignung“ in den Raum, da er offenbar entsprechende Verfahren gegen unwillige Eigentümer erwartet.
Dass es in dieser Hinsicht einiges zu klären gibt, ist unstrittig. Denn der Damm an der Mainwiese muss nicht verlegt, aber um den gestiegenen Anforderungen an einen Hochwasserschutz eine ganze Ecke verbreitert werden, und das in Richtung der dahinter liegenden Gärten der Anrainer an der Artelbrückstraße und Eddersheimer Straße. Auf einer Strecke von rund 450 Metern muss die Stadt Eigentümer für Eigentümer einen Teil der schlauchartig hinter ihren Häusern auf den Damm zulaufenden Gartenflächen abkaufen. Dabei wird das für die Eigentümer der westlichen Grundstücke, also aus der Artelbrückstraße, ein wesentlich schwerwiegenderer Einschnitt sein als für die an den sehr viel längeren, östlichen Gärten.
Auf eine Einlassung der Stadtspitze, wie sie denn mit möglicherweise unwilligen Eigentümern umzugehen plane, gab es keine Antwort, was allerdings nachvollziehbar ist, solange nicht einmal der Umfang der Eingriffe geklärt ist. „Das Regierungspräsidium konnte uns bisher nicht sagen, wieviel sich am Damm verändern wird, außer, dass er breiter wird und ein Weg dahinter verlaufen soll“, sagte Blisch. Ein Eingriff ist am westlichen Anfang des Damms schon deshalb wahrscheinlich, weil dort vermutlich eine Spundwand eingebaut werden muss, um den Hochwasserschutz zum Stadtpark hin anzuschließen.
Renate Mohr ergänzte, dass sich die gesamte Planung noch im Vorentwurfsstadium befinde. Wenn die vorliege, werde „mit jedem einzelnen betroffenen Bürger ein Gespräch geführt“, versicherte die Erste Stadträtin. Dass der vom Anrainer kritisierte Informationsmangel spätestens dann behoben wird, dafür werden auch die weiteren regulären Planungsschritte inklusive einer Bürgerbeteiligung führen. Dass sich dann alle Verantwortlichen und Betroffenen in ihren Positionen zur Dammverbreiterung einig sein werden, ist zwar die große Hoffnung der Stadtspitze, dürfte aber angesichts der doch größeren Anzahl von über 20 Eigentümern schwierig werden.
Für ein attraktiveres Mainufer
Wesentlich entspannter dürfte die weitere Beschäftigung mit der Mainufer-Neugestaltung werden. Hierfür muss niemand seinen Grundbesitz teilveräußern, und auch die Parkplätze werden fast im gleichen Umfang erhalten bleiben, nur etwas besser geordnet als bisher. Von den derzeit rund 200 Plätzen (so genau weiß man es nicht) werden nach dem Umbau des Geländes 180 übrig bleiben. Eine Diskussion, ob es vereinbar ist, das Mainufer den Flörsheimerinnen und Flörsheimern wieder näher zu bringen - so das übergeordnete Ziel des Projekts - und trotzdem nahezu unverändert eine Blechkarossenwand zwischen Altstadtgebäuden und Ufer zu gestatten, hat bisher niemand aufgemacht. Sie würde wohl auch zu keinem Ergebnis führen, weil es keine Antwort auf die Frage geben kann, wo die Fahrzeuge alternativ zentrumsnah abgestellt werden könnten. Da bliebe nur eine Tiefgaragenlösung unter dem jetzigen Parkplatz, und was das kosten würde, wagt sich niemand auch nur ausrechnen.
Was gegen einen Aufstand der Bürgerinnen und Bürger gegen die von Wild vorgestellten Pläne spricht ist, dass es eher um ein Aufpeppen als eine grundlegende Neuaufstellung der Promenade gehen wird. Das stellt schon der nicht gerade üppige Etat von insgesamt 3,7 Millionen Euro für die verschiedenen Abschnitte der Umgestaltung klar. Auf die Nachfrage aus dem Publikum „Wer bezahlt’s?“ konnte Blisch von bereits fließenden Geldern aus dem Kreisinvestitionsfonds berichten, der werde insgesamt eine siebenstelligen Betrag abdecken. Auf Nachfrage eines Bürgers, der den maroden Zustand der Uferbefestigung von der Bootsslipanlage leicht östlich des Bootshauses bis auf Parkplatzhöhe ansprach, erklärte Wild, dass dies nicht Bestandteil der Planungen sei. Dass mit dem Projekt am Flörsheimer Mainufer alles getan ist, was getan werden sollte, scheint demnach unsicher.
Das Planungsbüro konzentriert sich dem Auftrag gemäß auf den Bereich der beiden Zufahrten zum Parkplatz, also zwischen Am Strohpförtchen im Westen und dem Zugang von der Obermainstraße im Osten. Die Umgestaltung an den Rändern beschränkt sich auf eine etwas breitere Anlage der Wege, um Autoverkehr und Fußgänger besser voneinander zu trennen – eine Erläuterung Wildes, nachdem Fragestellende auf die kritische Situation gerade Am Strohpförtchen hingewiesen hatten. Das hat allerdings Grenzen, weil auch die sehr beliebten Parkbuchten im Norden des Platzes, die nur von der Straße Konrad-Adenauer-Ufer zu erreichen sind, eins zu eins erhalten bleiben sollen.
Nur auf der Mittelachse von der Pfarrer-Münch-Straße, mit dem Berliner Brunnen im Zentrum des Geländes, wird tatsächlich viel geschehen, was den Freizeitcharakter des Uferbereichs deutlich erhöhen wird. So mit einem Treppenabgang in den Fluss mit kleinem, durch Steine eingefassten Planschbereich im Fluss selbst (wir berichteten). Das wird ein Spaß in der warmen Jahreszeit, zumal auch der Brunnen selbst so umgestaltet werden soll, dass er anders als heute bequeme Sitzflächen mit direktem Kontakt zum Wasser bietet.
Wie die einzelnen Elemente wirken werden, ist aus Planzeichnungen nur ansatzweise zu erkennen. Geplant sind auch in das Wasser hineinragende Plateaus. Die in den Entwürfen gezeigten, dazugehörigen Balustraden seien „hässlich wie die Nacht“, meinte ein Redner. Die Planer sollten sich positive Beispiele im Regionalpark anschauen, wie so etwas attraktiv gestaltet werden könne. Geschmackssache, kein Kommentar von der Fachseite. Apropos „Nacht“. Ob es für das Gelände ein Videoüberwachungskonzept geben werde, wollte eine Fragestellerin wissen. Nein, natürlich nicht, antwortete Blisch, „das bekämen wir dort nie genehmigt, das ist keine Gefahrenstelle“. Auch nicht der Berliner Brunnen. „Den gibt es seit 50 Jahren, und da ist noch nie etwas passiert, außer dass jemand Pril oder Ariel hineingeschüttet hat, damit der Brunnen zur Kerb schäumt.“ Ist zumindest eine Ordnungswidrigkeit.
Wild hatte zuvor klargestellt, dass die Funktion des Parkplatzes als Kerbegelände und für den Verlobten Tag unverändert beibehalten werden wird. Nichts zu suchen haben am jetzigen Ufer-Spazierweg künftig Radfahrerinnen und Radfahrer, die den Platz über die Straße Konrad-Adenauer-Ufer nördlich umfahren sollen und erst hinter Bootshaus und Mainturm wieder auf die allgemeinen Wege zurückgeführt werden.
Weitere Eckwerte des künftigen Geländes laut den Informationen von Wild: Das Areal wird, abgesehen vom Treppenabgang in den Fluss, barrierefrei sein, also nirgends mehr als sechs Prozent Steigung aufweisen. Den Parkplatz mit Ladesäulen für E-Mobilität auszustatten kommt wegen der Überschwemmungsgefahr bei Hochwassern nicht im Frage. Mit der Stadt ist der Beginn der Umbauarbeiten noch abzustimmen und festzulegen. Da werde noch überlegt, erläuterte Wild, ob es schon vor oder doch eher erst nach der Kerb im kommenden Jahr losgehen soll. Ein Jahr Bauzeit ist zu erwarten, demnach könnte im Spätsommer oder Herbst 2024 mit einem sicherlich tollen Einweihungsfest gerechnet werden. So weit die Pläne.