Der Himmel über Flörsheim weint mit

Flörsheimer Kerb geht mit der Verbrennung der Kerbepuppe im strömenden Regen zu Ende

Der Trauerzug nahm denselben Weg wie der Kerbeumzug in der Vorwoche, an der Karthäuserstraße ging es hinunter zum Festplatz.

Der letzte Akt der Flörsheimer Kerb stand an und der Himmel weinte dicke Tränen. Als wäre es ein Zeichen der Trauer über das Ende der zwei Feierwochenenden auf dem Festplatz am Mainufer, öffneten die Wolken am Sonntagabend just in dem Moment die Schleusen, als der Trauerzug mit der Kerbepuppe Annalena das letzte Fahrgeschäft am Konrad-Adenauer-Ufer passierte und sich zur Mainwiese fortbewegte.

Die Feuerwehr stand unterhalb des Weinprobierstandes bereit, das Anzünden und Abbrennen des Scheiterhaufens durch die Kerbeborsch und Kerbemädchen zu überwachen. Die Gefahr, dass die Flammen bei dem traditionellen Feuer zum Verbrennen der „Kerb“ außer Kontrolle geraten, waren angesichts des pünktlich einsetzenden starken Gewitterregens über Flörsheim schlagartig kein Thema mehr.

Mit Spiritus-Spritzen versuchten die in feinen Zwirn gewandeten Kerbeborsch das Feuer in Gang zu bringen, was dann doch gelang. Im einigermaßen geschützten Einlass im Holzstapel platziert, hatte die Kerb keine Chance, mit ihr ging es zu Ende. Auf dem Festplatz ging der dreitägige Nachschlag zum eigentlichen Kerbewochenende noch eine Weile weiter, und auch diese weiteren Öffnungstage der Fahrgeschäfte, ergänzt an den Abenden um Programm im Festzeit, wurden von den Flörsheimerinnen und Flörsheimern gut angenommen. Zumal das Wetter am Wochenende erneut mild und prima war – bis eben zum letzten Akt.

Bei der Sammlung des Trauerzugs an der Riedschule sah alles noch nach einem planmäßigen Abschluss aus. Der Umzug des Kerbejahrgangs mit Fackel und Begleitung ging bei der Altstadttour von der Hauptlehrer-Urson-Straße wie gehabt über die Kloberstraße auf die Bahnhofstraße, weiter über die Grabenstraße und schließlich Hauptstraße, ehe es durch die Karthäuserstraße zum Festplatz hinunterging.

Gegenüber dem Kerbeumzug der Vorwoche hatte der Tross dabei insoweit gelernt, dass er in der Grabenstraße kurze Pausen einlegte, um den Autoverkehr passieren zu lassen und die Rückstaus vom vorigen Sonntag zu vermeiden.

Der Laufweg des Zuges – er mag traditionell sein, macht aber angesichts des heutzutage komplett fehlenden Zuschauerzuspruchs an der Strecke nicht wirklich Sinn, im Vergleich zum Kerbeumzug in der Vorwoche angesichts der Dunkelheit am Sonntagabend noch einmal weniger. Selbst beim Marsch über den Kerbeplatz wussten viele Besucherinnen und Besucher ganz offensichtlich nicht, was da gerade vor sich ging. Die Kerbemädcher überraschten viele erstaunte Menschen durch einen kräftigen Schwenker mit der in einen Wassereimer getauchten Klobürste. Angesichts dessen, was sich wenige Minuten danach von oben an Feuchtigkeit einstellen sollte, nur ein Schauerchen.

Am Samstagabend hatten Kerbevadder Lennard Prenzer und seine Crew im Rahmen des Nachkerbetanzes im Festzelt das Zepter an den neuen Kerbejahrgang um Prenzers designierten Nachfolger Kjel Kaiser übergeben. Der Kreis der Kerbeborsch und -mädcher wird 2023 offenbar wieder deutlich größer ausfallen als in diesem Jahr, mit je sechs Borsch und Mädcher. Vielleicht erlebt die Kerbetradition ja auch in der Innenstadt Schritt für Schritt wieder eine Renaissance. Dass der Jahrgang und seine Aktivitäten durch das neue Zelt auf dem Festplatz wieder näher an das Rummelplatzpublikum heranrücken, war dafür sicher ein guter Schritt.

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