FLÖRSHEIM (mk) – Acht Jahre ist es her, dass zuletzt Kantaten aus Bachs Weihnachtsoratorium im Galluskonzert erklangen und so konnte es die Flörsheimer Kantorei mit ihrem Leiter DKMD Andreas Großmann wagen, erneut das „klassischste“ aller Weihnachtskonzertstücke auf das Programm zu setzen.
Seit mehr als zehn Jahren hat Berthold Gall in seiner Funktion als Landrat dem Förderkreis Musik Main-Taunus (Veranstalter der Galluskonzerte) vorgestanden. Deshalb eröffnete das Weihnachtskonzert am vergangenen Sonntag in der vollbesetzten Flörsheimer Galluskirche der stellvertretende Vorsitzende Bürgermeister Michael Antenbrink und dankte Gall für seine Tätigkeit, die manche Veränderungen der erfolgreichen Konzertreihe mit sich brachte. Gall wiederum verknüpfte in seiner Entgegnung die aktuelle Fluglärmproblematik mit dem weihnachtlichen Wunsch nach Stille. Wer indes als Auswärtiger das Konzert besuchte, konnte diesen Zusammenhang kaum nachvollziehen, blieb doch die Aufführung des Bach'schen Meisterwerks vom Fluglärm an diesem Spätnachmittag (glücklicherweise) verschont.
Hatte man 2002 und 2003 alle sechs Kantaten des Weihnachtsoratoriums aufgeführt, so fiel diesmal die Wahl auf die Kantaten I, II und VI. Diese beziehen sich auf die Festtage, die auch heute noch jedem bekannt sind: erster Weihnachtstag, zweiter Weihnachtstag und Epiphaniasfest (Heilige Drei Könige).
Großmann stand als Orchester die Capella Academica Frankfurt zur Verfügung, die auch schon 2007 und 2008 die Weihnachtskonzerte erfolgreich mitgestaltete. Vertraut mit historisch informierter Interpretationspraxis und ausgestattet mit Instrumenten nach historischem Vorbild, waren beste Voraussetzungen für eine zeitgemäße, packende Wiedergabe der beliebten Musikstücke gegeben und so konnte auch gleich der berühmte Eingangschor „Jauchzet, frohlocket“ mit atemberaubendem Tempo die Zuhörer mitreißen; faszinierend an dieser Stelle auch die Leistung der drei Trompeter, wie sie mit sicherer Intonation die akzentuierenden Crescendi darboten. Hier wurde deutlich, wie Bach Gott als höchsten Herrscher darstellt.
Die Flörsheimer Kantorei bot auch in allen anderen Chorstücken eine überragende Leistung, Ergebnis einer kontinuierlich seit Jahren aufbauenden Chorarbeit.
Auch die Capella Academica, besetzt mit Dozenten und Studenten der Frankfurter Musikhochschule, konnte begeistern, wenn auch gelegentlich die Intonation der Holzbläser getrübt war oder einzelne Stellen etwas undurchsichtig wirkten.
Von den Gesangssolisten muss an erster Stelle der Tenor Markus Schäfer gewürdigt werden, der die Rezitative des Evangelisten mit außerordentlicher Deutlichkeit und lebendigem Ausdruck gestaltete. Auch Philipp Brömsel (Bassbariton) und Regina Grönegreß (Alt) überzeugten mit ihren Rezitativen und Arien, wogegen Annika Gerhards (Sopran) zwar auch schön gestaltete und sicher intonierte, aber vom Stimmvolumen her im Vergleich etwas abfiel.
So geizten die begeisterten Zuhörer nach neunzig Minuten festlicher Weihnachtsmusik nicht mit Applaus und erzwangen zwei Zugaben. Glockengeläut beschloss ein weiteres Mal ein gelungenes Galluskonzert.