Die Stadthalle verwandelte sich am Sonntagabend in einen Konzertsaal mit Kirchenatmosphäre: Bunte Glasfenster im Bühnenhintergrund, warme Beleuchtung und ein Ensemble, das die Energie afroamerikanischer Gospelmusik direkt ins Publikum trug. „The Best of Black Gospel“ gastierte mit seiner Tour „Joy to the World“ und entfachte binnen Minuten eine Stimmung, die niemanden auf den Stühlen hielt.
Chorleiter Andrew Lauer, der mit seinen deutschen Wurzeln und fließendem Deutsch viele überraschte, führte locker und humorvoll durch das zweistündige Programm. Lauer verstand es, zwischen den Stücken kleine Brücken zu schlagen, das Publikum einzubeziehen und zugleich den musikalischen Kern der Gospeltradition zu erklären. „Wir wollen heute Abend Freude teilen und zwar gemeinsam“, sagte er zu Beginn. Das Versprechen löste der Chor mühelos ein.
Schon mit den ersten bekannten Melodien – darunter „Amazing Grace“, „Glory, Glory Hallelujah“ und „Oh When the Saints Go Marching In“ – kam Bewegung in den Saal. Klatschen, Mitsingen, vereinzeltes Tanzen: Die Gäste wurden an diesem Abend nicht nur Zuschauer, sondern Teil eines lebendigen Miteinanders. Lauer ermunterte immer wieder zum Mitmachen und scheute sich nicht, spontan ganze Reihen zum Aufstehen zu bewegen.
Das Ensemble bot eine beeindruckende Bandbreite: George Anthony, Carla Marie Barnes, MaShanda Faust, Bradley E. Hamilton, Alisha Joe, Eydn Shanklin und Cameron L. Warner setzten jeweils eigene Akzente – mal kraftvoll, mal zart, aber stets mit spürbarer Hingabe. Am Klavier sorgte Ruben Drenthe für ein präzises, rhythmisches Fundament, das die dynamische Choreografie des Chores sicher trug. Die Bühne füllte sich mit Stimmen, die sich gegenseitig stützten und zugleich genug Raum für Soli ließen, deren Ausdrucksstärke den Saal mehrfach innehalten ließ.
Auffällig war die enge Nähe zum Publikum, die seit Jahren zum Markenzeichen dieses Ensembles gehört. Viele der Sängerinnen und Sänger stammen aus Kirchenchören in den USA, in denen Gospel mehr ist als Musik – nämlich gelebte Gemeinschaft. Diese Herkunft war spürbar: Kein Ton wirkte routiniert abgespult, jeder Einsatz saß mit einer Selbstverständlichkeit, die nur aus tief verankerter musikalischer Tradition kommen kann.
Die typischen Chor-Gewänder – blaue, elegante Gewänder, mit farbigen Akzenten – verstärkten den Eindruck eines authentischen Gottesdienstes, ohne in Folklore abzurutschen. Vielmehr entstand eine Mischung aus Professionalität und Bodenständigkeit, die den Kern der Gospelmusik sichtbar machte: die Verbindung von spirituellem Ausdruck, musikalischer Präzision und unmittelbarer Emotionalität.
Bekannte Klassiker wie „He’s Got the Whole World in His Hands“ oder „This Little Light of Mine“ sorgten schließlich dafür, dass der Saal endgültig in gemeinsames Singen überging. Immer wieder brandete Zwischenapplaus auf und gegen Ende hielt es kaum jemanden mehr auf den Stühlen.
Das Konzert endete mit stehenden Ovationen und viele Besucher trugen die Melodien noch summend hinaus in die Nacht. „The Best of Black Gospel“ bot eine Show, die nicht auf Effekte setzte, sondern auf Stimmkraft, Tradition und Nähe. Ein Abend, der zeigte, warum der Chor seit Jahrzehnten zu den gefragtesten Gospelensembles Europas zählt.


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