Wo sich die Jugend gerne treffen könnte

Mobile Beratung präsentierte in den Ortsbeiräten Wicker und Weilbach Entwürfe für Jugendtreffpunkte

Die Grundidee eines eingefassten Raumes für die Skater oder andere Vorführer wird auch im Planentwurf der Mobflo für den Wickerer Spielplatz Quellenstraße aufgegriffen. Die Umrandung soll jedoch so aufgebaut werden, dass sie als eine Art Tribünen-Sitzbank dienen kann.

Die Jugend braucht ihre Rückzugsorte, ihre Treffpunkte, wo sie auch mal ohne die ständige Kontrolle der Erwachsenen ihre Themen besprechen, ihre Dinge machen und einfach Spaß haben können. Dazu müssen die Kommunen ihnen geeignete Räume und Plätze anbieten, denn sonst suchen die Jugendlichen sich ihre Lieblingsorte selbst aus – und das führt dann nicht selten zu Konflikten mit dem direkten Umfeld oder mit den Verantwortlichen der Städte und Gemeinden wie den Ordnungsbehörden.

Andererseits gibt es das berechtigte Interesse der „Erwachsenen“, ungefähr zu wissen, wer sich alles an den Treffpunkten tummelt und was dort, zumindest grob erfasst, passiert. Das geht am besten, wenn die Kommunen attraktive Plätze schaffen, an denen sie sich nicht an den Rand abgeschoben sehen, die die Jugendlichen gut erreichen können und wo sie ihren Interessen im Rahmen des Erlaubten nachgehen können. Um dies zu fördern, beauftragt die Stadt Flörsheim die „Mobile Beratung“ (Mobflo) um den Diplom-Pädagogen Markus Singer mit einer Analyse. Sie hat über die aufsuchende Arbeit Stadtteil für Stadtteil ein Bild gewonnen hat, wo sich die Jugendlichen bevorzugt aufhalten und welche Wünsche sie für Angebote haben. In den Ortsbeiräten Wicker und Weilbach präsentierte Singer nun mit den Honorarkräften Lina Van Loon und Sabrina Köpke Vorschläge für die attraktivere Gestaltung der dortigen Haupttreffpunkte.

Die Landschaftsarchitektur-Studentinnen haben sich Gedanken um eine Aufwertung der Haupt-Abhängeorte in den beiden Stadtteilen gemacht und präsentierten entsprechend Vorschläge für eine Umgestaltung des Spielplatzes Quellenstraße (Wicker) und der Brachfläche östlich des Schützenhauses an der Mainzer Straße (Weilbach). Die Entwürfe wurden in den Gremien zwar positiv aufgenommen, aber das Trio wird die Pläne kommende Woche auch noch im Sozial- und Kulturausschuss vorstellen, zu beschließen gab es für die Ortsbeiräte nichts.

Eigentlich findet Singer das erst kürzlich in den Blick geratene Areal am Weilbacher Schützenhaus aus geographischen Gründen gar nicht so gut geeignet, „es ist eigentlich zu weit außerhalb“, sagte er. Nämlich schon jenseits des westlichen Ortsausgangs, allerdings auch nicht ganz in der Pampa – und als recht frei gestaltbare Fläche, wunderschön von mächtigen Bäumen eingegrenzt und beschattet, bietet sich das Grundstück geradezu zur Schaffung eines Freizeitangebotes an.

Durch die aufsuchende Arbeit hat sich herausgestellt, dass die Weilbacher Jugendlichen ein „etwas schwieriges Klientel“ seien, allerdings nur im dem Sinne, dass sie sich nicht so häufig im freien Raum antreffen lassen wie etwa die Wickerer Jugendlichen, diese vor allem an ihrem allseits bekannten und beliebten Spielplatz Quellenstraße. Wenn überhaupt, sammelt sich Weilbachs älterer Nachwuchs bisher im zentralen südlichen Ortsbereich um die Weilbachhalle und am Weilbach selbst.

Eine Verlagerung der Aktivitäten um rund 600 Meter Luftlinie würde der in den Fokus genommene künftige Treffpunkt den Jugendlichen abverlangen. Dabei ist die Querung der Mainzer Straße im Ortsausgangsbereich eigentlich nicht sicher genug gestaltet, verwies Wilfried Theiß (SPD) auf ein Problem, das zusammen mit der Umgestaltung des Areals angegangen werden müsste.

Der Entwurf van Loons und Köpkes für das Areal selbst ist unter Mitwirkung der Jugendlichen entstanden und erinnert an einen klassischen Picknick-Ort, mit verschärftem Sportangebot, denn um die Fläche herum soll durch die schaffenden Hände der späteren Nutzer eine BMX-Strecke entstehen. Im Zentrum ist ein Grillplatz mit fest installierten Bänken im Halbkreis vorgesehen. Weitere, bewegliche Sitzgelegenheiten sollen sich je nach Bedarf versetzen lassen. Ein kleiner überdachter Bereich soll ebenfalls geboten werden. Die vorgesehenen Holzmöbelstücke in einfacher Bauweise seien nachhaltig und kostengünstig, betonen die Planerinnen.

Die Bedeutung der Anordnung der Sitzgelegenheiten für Jugendliche wird von den Erwachsenen häufig unterschätzt, verdeutlichte Singer. Umherstehende Bänke sind ohne Pendant nur halb so lustig. Das ist ein großer Mangel der Situation auch am Wickerer Spielplatz Quellenstraße. Im kleineren Stadtteil ist die aufsuchende Jugendarbeit der Mobflo deutlich öfter unterwegs, weil die Jugendlichen dort in der Freizeit auch wesentlich häufiger den öffentlichen Raum für sich nutzen.

Nicht nur am Spielplatz, sondern auch an der Goldbornhalle, an der Alten Goldbornschule, Am Tor zum Rheingau und selbst am Pfarrhof treffen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Mobilen Beratung regelmäßig Jugendliche an. „Das sind alles keine heiklen oder kritischen Plätze“, betont Singer, dass das Störpotenzial vor allem im Wickerer Ortskern eher gering sei.

Der Spielplatz Quellenstraße ist im Stadtteil allerdings der unumstrittene „Hotspot“. Hier gebe es auch immer wieder Ärger mit der Nachbarschaft, der vor allem von Jugendlichen der Altersklasse 16+ ausgehe. Solche Konflikte um Lautstärken zu abendlichen Zeiten werden sich nie ganz vermeiden lassen, stellt Singer klar. „Aber ich halte es für eher unwahrscheinlich, dass da etwas eskaliert“. Für ihn ist der Spielplatz genau an der richtigen Stelle, nämlich einigermaßen mittig im Ort.

„Wir brauchen Aschenbecher“, hätten die Jugendlichen im Gespräch als Wunsch geäußert, berichtet der Jugendpfleger. Und eben Sitzbänke, die sich gegenüber stehen anstatt solche wie jetzt, die nebeneinander angeordnet sind. Auch an der Quellenstraße ist eine Überdachung ein Thema. Die Ideen der Planerinnen nehmen die Gegebenheiten am Ort auf und verändern sie entsprechend der Wünsche mit eher geringem Aufwand äußerst effektiv. So soll die Betonumrandung der Skateanlage im Prinzip erhalten bleiben, aber mit Holzelementen so erhöht werden, dass sie zu Sitzgelegenheiten werden. „Dadurch entsteht ein Bühnen-Tribünen-Effekt“, erläuterten van Loon und Köpke. Innen zeigen die Skater, welch tolle Kunststücke sie beherrschen, auf den Sitzbänken kann das Publikum entscheiden, ob es gebannt zuseht oder die Blicke woanders hinrichtet.

Die Skateanlage bleibt in dem Entwurf da, wo sie jetzt ist und wie sie ist. Ob die Stadt, wie schon diskutiert wurde, die ebenfalls nicht mehr ganz frischen Elemente ersetzt, wäre eine andere Frage. Generell ist alles, was der Spielplatz bietet, arg in die Jahre gekommen und dennoch anscheinend durchaus attraktiv, auch für Familien. „Nichts abbauen, sondern erweitern und versetzen“, sei die Leitlinie ihrer Maßnahmen, erläuterten die Planerinnen. Die vorhandene, als attraktiv betrachtete Begrünung am Rande des Platzes soll sich in die Mitte fortsetzen. Baumstämme und Findlinge sowie drumrum eine Wiesenbepflanzung - so könnte man mit wenig finanziellem Aufwand die Aufenthaltsqualität auf dem derzeit jenseits des Bolzplatzes vom Beton- und Metalllook beherrschten Gelände deutlich erhöhen.

Aus dem Ortsbeirat kamen Bedenken, dass der Spielplatz am Ende so attraktiv sein könnte, dass er Jugendlichen-Tourismus auslöst, wie Jens Wollstädt (CDU) einwarf. Das wäre in einem bemerkbaren Ausmaß allerdings ein ungewöhnliches Phänomen.

Ob die vorgestellten Planungen so umgesetzt werden, muss die weitere Diskussion in den Gremien zeigen. Die Erste Stadträtin Renate Mohr (GALF) stellte klar, dass die Verwaltung hier auf die Entscheidungen der Politik warte. Erste Verbesserungen sollen dennoch schnell kommen, so den überdachten Bereich zu schaffen und die ersehnten Aschenbecher aufzustellen. Ergänzende Ideen, wie der Vorschlag von Tobias Luger (dfb), Fitnessgeräte zu installieren, um den 16+-Jugendlichen etwas zu bieten, oder auch eine Kletterwand, sind Einzelvorschläge, die in ein noch zu erstellendes Gesamtkonzept einfließen könnten, für das der Entwurf der Planerinnen zumindest eine gute Grundlage bietet. Es wird aber wohl so laufen, ergänzte Ortsvorsteherin Luana Schnabel (CDU), dass erste Verbesserungen recht kurzfristig umgesetzt werden, um dann etwa in einem Jahr „nachzuschauen, was nachgesteuert werden sollte“.

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