Mit einem klaren Gestaltungswillen

Michael Antenbrink erläutert die Motivation für seine neuerliche Kandidatur zum Bürgermeister

Volle Unterstützung des Ortsvereins (l. Vorsitzende Nadine Kirchheim, 2.v. r. Sprecher Gerd Mehler) und der Fraktion (r. Vorsitzende Melanie Ernst) ist Michael Antenbrink bei seinem vierten Bürgermeisterwahlkampf gewiss.

Manche dürften sich gewundert haben, andere wollten es zumindest nicht ausschließen. Eine kleine Überraschung aber war es allemal, dass Michael Antenbrink bei der Bürgermeisterwahl am 9. Juni als SPD-Kandidat versuchen wird, nach sechs Jahren Zwangspause die Rückkehr an die Spitze der Flörsheimer Stadtverwaltung zu schaffen. Eine Entscheidung von Partei und Altbürgermeister, mit der der 68-Jährige das bis zur Namensverkündung Anfang März über die Personalie rätselnde Konkurrenzlager überraschte, vielleicht auch ein wenig schockierte.

Er selbst habe im Jahr 2022 erstmals ernsthaft darüber nachgedacht, es 2024 noch einmal zu versuchen, berichtet Antenbrink nun bei einem Pressegespräch zur Präsentation seines Wahlkampfprogramms. Nun hat er sich hingesetzt und seine Sachstandsbeschreibung und Pläne für die üblichen Arbeitsfelder einer Verwaltung und seiner politischen Gremien niedergeschrieben. „Ich war selbst überrascht“, beschreibt er den Moment nach dem finalen Punkt, dass elf eng beschriebene Schreibmaschinenseiten zusammengekommen waren.

Mit solchen Detailerläuterungen will er die Wählerinnen und Wähler nicht belästigen, deshalb hat Antenbrink eine verdaulichere Kurzversion erstellt, die nun an alle Briefkästen der Stadt verteilt wird. Der Titel seines Programms lautet „Endlich wieder machen“ und benennt damit schon sein Hauptthema, das ihn so stark motivierte, um eine dritte Amtsperiode zu kämpfen – es geschieht ihm unter seinem Nachfolger in der Stadt einfach zu wenig. „Ich trete mit einem klaren Gestaltungswillen an“, betont er daher.

Da hat einer den Gong nicht gehört, sagen sich möglicherweise jene, die sich 2018 über die Abwahl Antenbrinks gefreut haben. Ja, als Amtsinhaber mit gerade 31,7 Prozent aus dem Wahlduell mit Bernd Blisch hervorgegangen zu sein, sei krass gewesen, „da hinterfragt man sich schon“, sagt er. Aber das Ergebnis des Grübelns führte ihn eher weg von persönlichen Anteilen am Misserfolg. „Damals hat sich ein Viererbündnis zusammengetan, um meine Abwahl zu betreiben“, sieht er sich vor allem als Opfer der damaligen politischen Verhältnisse in der Stadt. Die Stimmung zwischen den Lagern war angespannt. „In solch einer Position kommt man in einen Tunnel und verliert den Blick dafür, was links und rechts passiert“. Den Großteil seiner Amtszeit habe er eben gegen eine andere Mehrheit arbeiten müssen, „da konnte man nicht mit Samthandschuhen unterwegs sein“. Der Zusammenschluss aus CDU, GALF, FDP und Freien Bürgern zugunsten von Bernd Blisch habe 2018 aber wohl vor allem mit der Angst des Bündnisses zu tun gehabt, „dass ich bei einer zweiten Wiederwahl nahezu unangreifbar geworden wäre“.

Zwar stellt sich die Situation in der Stadtverordnetenversammlung aktuell nicht viel besser dar, aktuell reichen CDU und GALF, um eine stabile Mehrheit gegen einen SPD-Bürgermeister zu stellen. „Die Zeit bis zur Kommunalwahl im März 2026 ist nicht lang, dann wird es eine andere Situation geben“, ist Antenbrink überzeugt oder hofft auf das Prinzip der sich selbsterfüllenden Vorhersage.

Auf die unverändert wenig von den Sozialdemokraten geprägten Machtverhältnisse in den Flörsheimer Gremien kann er sich bei einem Wahlerfolg allerdings nicht zu sehr stützen. „Ich bin immer bereit, auf andere Strömungen zuzugehen, aber an erster Stelle steht für mich die Bürgerbeteiligung.“ Weil er im Alltag eben doch mit den Fraktionen umgehen und irgendwie klarkommen muss, geht er die Situation im einzelnen durch.

So sieht er die Flörsheimer CDU im Vergleich zu 2018 „nicht mehr so homogen wie es nach außen wirken soll“. Es gebe einige neue Kräfte, „mit denen man ins Gespräch kommen sollte“. Das gleiche gelte für Die Freien Bürger mit ihrem Personalwechsel. Die FDP sei inzwischen sowieso in einer Oppositionsrolle. Bei der GALF sei er bereit, „mit jedem zu reden“, stellt aber auch unverblümt klar, dass er keinen Weg sieht, mit der Ersten Stadträtin Renate Mohr jemals noch auf einen grünen Zweig zu kommen.

An sein Programm 2024 bis 2030 arbeitete Antenbrink sich über das Studium seiner Pläne für 2018 bis 2024 heran. „Vieles ist nach wie vor aktuell, einiges Vorgeschlagenes in der Umsetzung – es ist eine gute Grundlage.“ Sein Abgleich mit den Themen, die seinerzeit die Stadtpolitik beherrschten und der aktuellen Lage führt ihn zum Resümee der sechs Jahren unter Bernd Blisch: „Es hätte einiges besser laufen können“, ist er überzeugt und führt als erstes erneut die Einbindung der Bürgerinnen und Bürger in die politischen Entscheidungen an.

„Vieles findet in den Gremien gar nicht mehr statt“, kritisiert Antenbrink die dünnen Tagesordnungen wie die mangelnde Informationspolitik der Stadtspitze in den Gremien, die dann über Pressemitteilungen geschähe. Fraktionschefin Melanie Ernst findet die Kandidatur Antenbrinks gerade unter diesem Aspekt erfreulich. „Unter Michael ist das immer sehr ordentlich gelaufen, nach ihm hat sich das verschlechtert und es passiert wenig bis nichts.“

Antenbrink sei seinerzeit von den Fraktionen genötigt worden, in jeder Sitzung über den Fortschritt bei der Weilbacher Umgehungsstraße zu berichten, „seit er aus dem Amt ist, interessiert das niemanden mehr“.

Der Bau der Umgehung, das Schaffen neuer Gewerbeflächen und das Schaffen bezahlbaren Wohnraums sind die Themen, die beim Kandidaten ganz oben anstehen. Er hat in einer Zusammenfassung pro Stadtteil eine Prioritätenliste erstellt, in der sich dies natürlich ebenfalls stark niederschlägt.

Was ihm wichtig ist

„Was mir wichtig ist“ ist die To-Do-Liste Antenbrinks, in der er Stadtteil für Stadtteil die wichtigsten Themen aufführt, die er als Bürgermeister aufgreifen und umsetzen will.

Für Flörsheim:

  • Bebauung der Bahnhof-Nordseite
  • Weitere barrierefreie Bahnunterführung (Hochheimer Straße)
  • Erweiterung der Kindertagesstätte Regenbogenland
  • Ersatz des schienengleichen Bahnübergangs Falkenbergstraße in Keramag/Falkenberg

Für Weilbach

  • Schneller Baubeginn für die Ortsumgehung
  • Verwirklichung des Baugebietes In der Krimling mit dem Bau einer weiteren Kita
  • Entwicklung eines neuen Baugebietes in Bad Weilbach
  • Der Erhalt und Ausbau des Regionalparks

Für Wicker

  • Erarbeitung eines städtischen Modells zur Nutzung der Flächen des alten Feuerwehrgerätehauses
  • Erhalt und Wiederbelebung der alten Goldbornschule
  • Das Schaffen von altengerechten und bezahlbaren Wohnungen
  • Realistisches Konzept zur Bewältigung des ruhenden Individualverkehrs

In allen Stadtteilen wird Antenbrink in den kommenden Wochen auf Wahlkampftour vorbeischauen. Die Termine werden unter anderem in dieser Zeitung (siehe heutige Ausgaben für Wicker) jeweils von der SPD angekündigt.

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