Als Ur-Kriftelerin gärt es in mir, wenn ich durch Kriftels einst so idyllische Straßen wandele. Neubauprojekte allerorten – vom designierten Millionengrab „Am Wäldchen“ ganz zu schweigen, darüber mögen andere richten. Nein, mich stört die Verdichtung unserer Baulücken und Gärten, die hier in Kriftel seit einigen Jahren aufs Extremste getrieben wird. Jede noch so kleine Baulücke wird in Rekordzeit zugepflastert. Wo früher ein Einfamilienhaus mit Hecke und Apfelbaum stand, ragt heute ein Mehrfamilienklotz mit Tiefgarage gen Himmel. Von einem Hitzekonzept haben die Entscheider im Rathaus auch nichts gehört – warum auch, Bauen bringt Steuern: Willkommen im Dubai des Vordertaunus … nur ohne Influencer, dafür ist es hier dann doch nicht spannend genug.
Die Ortsentwicklung wird durch die Leitthese geprägt: Geld verdienen ohne Rücksicht auf alteingesessene Anwohner. Ich muss mir aus den Reihen des Gemeindevorstands sogar anhören, nachdem ein monströser, potthässlicher 11-Parteien-Bau auf der direkten Grundstücksgrenze genehmigt wurde, dass die eigene Immobilie damit wohl leider so gut wie unverkäuflich geworden sei. Eine Immobilie, die mein Urgroßvater vor über 100 Jahren damals noch weitab der Ortsmitte eigenhändig erbaut hatte. Die Parklage ist ohnehin ein Trojanisches Pferd. An einem Montagmorgen durchaus idyllisch und harmlos anzusehen, an Wochenenden und in den Nächten aber ein bis aufs Äußerste beanspruchter Ort mit nicht enden wollendem Lärmpegel.
Natürlich braucht es Wohnungen. Aber Kriftel schafft vor allem eins: für viele unbezahlbaren Wohnraum ohne Lebensqualität. Ohne grüne Lunge, ohne Herz. Ich glaube: Diese Gemeinde braucht weniger Baugenehmigungen – und mehr Mut zur Vernunft. Allein, dafür fehlt mir selbst die Vision … Vernunft ist in der Frankfurter Straße 33-37 eher selten anzutreffen. Ich ziehe die Konsequenz, ich wähle den Exodus, verkaufe das Familienerbe und verlasse diesen unwirtlichen Ort für immer.
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