In den frühen Abendstunden tauchte ein Meer aus Lichtern die Flörsheimer Altstadt in eine besondere Stimmung. Zahlreiche Kinder zogen am Sonntag mit ihren bunten Laternen durch die Straßen, begleitet von Eltern, Großeltern und Freunden. Der große St. Martinsumzug, organisiert von der Kolpingfamilie Flörsheim, führte von der Riedschule über die Artelbrückstraße durch den Stadtgarten und am Mainufer entlang bis zum Gallusplatz. Schon von Weitem waren das Leuchten der Laternen und der Klang vertrauter Martinslieder zu hören.
Angeführt wurde der Zug von Sankt Martin hoch zu Ross, dargestellt von Heidi Erhard aus Weilbach. In rotem Mantel und auf ihrem Pferd ritt sie an der Spitze des Zuges – ein vertrauter Anblick, der jedes Jahr aufs Neue vor allem bei den Kindern für staunende Blicke sorgt.
Für die musikalische Begleitung sorgte der Flörsheimer Musikverein 1954 e.V., dessen Bläser die klassischen Martinslieder anstimmten und den Zug vom Start bis zum Gallusplatz stimmungsvoll begleiteten.
Auf dem Gallusplatz versammelten sich schließlich alle Teilnehmenden. Zwischen Kerzenlicht und Laternenflackern wurde es still, als Helena und Julius von der Kolpingjugend die Geschichte des heiligen Martin erzählten – von seiner Begegnung mit dem Bettler, vom geteilten Mantel und von der Botschaft des Mitgefühls.
Daran knüpfte Pastoralreferentin Susanne Erdmann-Seither, geistliche Leiterin der Kolpingfamilie, mit ihren Worten an: "Die Geschichte des heiligen Martin erinnert uns daran, dass Teilen und Achtsamkeit nichts an Bedeutung verloren haben. Wer teilt, gewinnt Freunde, damals wie heute."
Nachdem die evangelische Pfarrerin Inghild Klodt die Martinskerze entzündet hatte, folgte der Moment, auf den viele Kinder gewartet hatten: Das große Martinsfeuer wurde entfacht. Die Flammen loderten in den dunklen Abendhimmel, Funken tanzten über den Platz, und die Wärme des Feuers erfasste die dicht gedrängten Besucher. Begleitet vom Musikverein sang die Menge noch einmal die bekannten Lieder.
Die Kolpingfamilie Flörsheim, die den Umzug seit 1977 organisiert, hatte im Anschluss zum gemütlichen Beisammensein eingeladen. Bei Glühwein, heißem Orangensaft, Bratwurst und Martinsweck blieb Zeit für Gespräche und Begegnungen. "Es ist schön zu sehen, dass diese Tradition nach all den Jahren nichts von ihrer Bedeutung verloren hat", sagte Reinhard Kohl, Beauftragter für die Öffentlichkeitsarbeit der Kolpingfamilie. Er selbst ist seit seinem 16. Lebensjahr dabei und war diesmal mit vier Generationen seiner Familie vertreten. "Das zeigt, wie sehr der Martinsumzug über Generationen hinweg verbindet."
Mehr als 30 Helferinnen und Helfer der Kolpingfamilie sorgten im Hintergrund für einen reibungslosen Ablauf. Für Sicherheit und Ordnung entlang der Strecke war umfassend gesorgt. Einsatzkräfte von Feuerwehr, Polizei und Rotem Kreuz begleiteten den Umzug. "Der Ablauf verlief reibungslos, besondere Vorkommnisse gab es nicht. Die Abläufe sind über die Jahre gut eingespielt", berichtete Wehrführer Patrick Mehler. Unterstützung kam zudem vom Ordnungsamt und vom Magistrat der Stadt Flörsheim sowie von Harald Kaufmann, der mit seinem Team die Beschallung auf dem Gallusplatz übernahm. Das Holz für das Martinsfeuer stellte die Firma Philipp Bender aus Rüsselsheim bereit.
Als sich der Platz leerte und die letzten Laternen erloschen, endete ein gut besuchter Martinsumzug, der zeigte, wie sehr solche Traditionen Flörsheim prägen und dass die Martinsbotschaft der Nächstenliebe und Achtsamkeit aktuell bleibt.


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