An diesem Sonntag stimmte das Wetter endlich. Hatte es noch bei der Eröffnung der 25. Krifteler Spiele im Park vor einer Woche in Strömen gegossen und die Temperaturen die Leute herbstzeitmäßig frösteln lassen, war es diesmal bei Sonne und blauem Himmel sonnig warm. „Wir wollen wieder“, hatte im Vorfeld Bürgermeister Seitz die Parole ausgegeben. Denn letztes Jahr - 2020 wären eigentlich die 25. Spiele gewesen – hatten sich aufgrund der Corona-Krise Veranstalter, die mobile Beratung und die Gemeinde Kriftel schweren Herzens dazu entschlossen, die Spiele im Park abzusagen. Am 5. September gab es dann zur Feier des Tages gleich drei Highlights im beliebten Freizeitpark: die Enten, ein Afrika-Projekt und einen äthiopischen Prinzen.
Enten als Renner
Doch zunächst waren wieder die bunten, fantasievoll verzierten Enten am Start. Um 13 Uhr wurden die zahlreichen Gummi-Enten in den Schwarzbach gelassen. Nach dem Startschuss durch Bürgermeister Christian Seitz ging es zum 17. Mal los: das beliebte Entenrennen des Lions Club Hattersheim-Kriftel. „370 Enten waren registriert, keine schlechte Zahl“, zeigte sich der Präsident des Lions Club von Hattersheim-Kriftel, Wolfgang Mazur, erfreut. In den letzten Jahren hatte sich der Schwarzbach wegen des zu trockenen Wetters zu einem eher schmalen Rinnsal transformiert. Wassermangel war in diesem nassen Jahr nicht zu beklagen. Also fühlten sich die Entenmassen diesmal wohl in ihrem Element.
Losgeschwommen wurde wieder oberhalb der Brücke bei den Schwarzbachhallen in Kriftel. Das Ziel lag wie üblich unterhalb der Brücke beim Baumarkt. Mehr Wasser verhieß ein schnelles Rennen und somit trudelte die Siegerente von Monika Janisch aus Wiesbaden rascher als die Gewinner der letzten Jahre in den Zieleinlauf ein. An der mangelnden Verzierung der Siegerente konnte es nicht gelegen haben. Denn ebenfalls schmucklos, also quasi nackt, kam die lahmste Ente von Lias Freienstein aus Kriftel durch das Ziel. Er erhielt traditionell einen Trostpreis für sein schwimmendes Plastiktier.
„Ente auf Blatt“ von der Kita Sonnenschein war das schönste, „Ente süß-sauer“ von Frank Schaller das originellste Schwimmgefährt. Als „ideenreich und originell“, lobte Bürgermeister Seitz zu Recht die Entenbesitzer, waren doch endlich wieder zahlreiche selbstgebastelte Unikate ins Ziel geschwommen. Es sei gerade in Coronazeiten wichtig, dass Familien sich zusammensetzen und gemeinsam ihrer Kreativität freien Lauf lassen und etwas gestalten. Ein Einsatz, der sich getreu dem Motto „Dabeisein ist alles“ immer lohne.
Aktionstag Agroforst
Bevor es aber zur Ehrung der Gewinner-Enten kam, stellte der zu eben diesem Anlass eingeladene Lions Club Hochheim-Flörsheim ein großes Projekt für Afrika vor: den Aktionstag Agroforst Äthiopien.
Mit 1,4 Millionen Mitgliedern weltweit ist der Lions Clubs International die größte Nichtregierungsorganisation. Lions Deutschland hat derzeit rund 52.000 Mitglieder. Schon seit 1989 ist „Umwelt und Nachhaltigkeit“ eines der Aktionsfelder von Lions Clubs International. Lions haben sich zum nachhaltigen Handeln verpflichtet und wollen durch ihr Engagement generell positiv zur gesellschaftlichen Entwicklung beizutragen.
Das aktuelle Lions-Projekt „Agroforst Äthiopien“ hilft, durch Aufforstung und Verschattung von Agrarflächen die Erträge von etwa 7.000 Bauern im südlichen Äthiopien zu steigern. Jürgen Waterstradt, Projektleiter, und Hans-Ulrich Hartwig, Projektkoordinator, skizzierten kurz die Ziele: Hilfe zur Selbsthilfe, Verbesserung der Lebenssituation, Stärkung und Ausbau vorhandener Strukturen sowie Ernährungs- und Einkommenssicherung der Betroffenen seien hier zu nennen. Klimaschutz durch Wiederaufforstungen und eine Verbesserung des Mikroklimas beziehungsweise eine CO2-Reduktion. Waterstradt gab sich erleichtert: „Die äthiopischen Bauern haben schon mit den Füßen gescharrt. Wir alle waren froh, als es im letzten Dezember losging.“ Biodiversität statt Monokultur sei nicht nur in Afrika das Gebot der Zukunft.
Ein Prinz unterstützt
Einen prominenten Unterstützer dieses Projekts hat der Lions Club in dem äthiopisch-deutschen Unternehmensberater, Bestsellerautor und politischen Analysten Dr. Prinz Asfa-Wossen Asserate gefunden. Als Großneffe des letzten äthiopischen Kaisers Haile Selassie ist er Angehöriger eines Zweigs des entthronten äthiopischen Kaiserhauses. Weithin bekannt machte ihn im Jahr 2003 sein Buch „Manieren“.
Schon in seinem Buchtitel „Wer Europa bewahren will, muss Afrika retten“ richtet er seinen analytischen Blick auf den sogenannten Schwarzen Kontinent. Als langjähriger Afrika-Berater deutscher Unternehmen kennt Prinz Asserate die Missstände genau. Gerade diejenigen, die der Kontinent für seine Entwicklung dringend braucht, kehren ihrer Heimat den Rücken und verschlimmern so die Situation vor Ort. Europa, so Asserate in seinem Buch, muss Afrika als Partner behandeln und gezielt diejenigen Staaten unterstützen, die demokratische Strukturen aufbauen und in ihre Jugend investieren. Genau da setzte das Agroforst Projekt an.
Afrika ist von der Klimaerwärmung besonders stark betroffen. Durch andauernden Bevölkerungszuwachs werden mehr Lebensraum, Wasser und Nahrung benötigt. Wo Wälder abgeholzt werden, gehen wertvolle Ressourcen verloren, Brachland und Wüsten dehnen sich aus. So würden Menschen gezwungen, ihren angestammten Lebensraum zu verlassen. Es gilt, diesen Herausforderungen durch geeignete Maßnahmen entgegenzutreten. Eine spürbare Verbesserung der Lebenssituation für Kleinbauern und ihre Familien im südlichen Äthiopien sei hier ein wichtiger Anfang, so die Verantwortlichen des Projekts.
Royale Würde
Während all dieser Informationen und Diskussionen malten Kinder ihren „Traum vom Baum“ und präsentierten ihre Werke an einer Wand. Ihren speziellen Baum hatten äthiopische Kinder zuvor in ihrer Heimat gemalt und wurden dabei fotografiert.
Schülerin Lya, fast 11 Jahre alt, gefiel das: „Ich finde es cool, für afrikanische Kinder was zu malen.“ Mit dem gemeinsamen Malen sei eine richtige „Kinder-Malbrücke“ entstanden, freute sich Annemie Hartwig von dem Hochheimer Chor „Singing Generations“. 14 Frauen sorgten mit zum Thema passenden Songs wie „No Roots“ und „Heal the World“ für die vielstimmige musikalische Untermalung bis zur Siegerehrung der Gewinner-Enten. Diese nahm kein geringerer als der äthiopische Prinz Asserate höchstpersönlich vor. Mit einer geradezu angeborenen royalen Würde fand er für jede Gewinnerin und jeden Gewinner passende Worte und sah sich jede Ente genau an. Loriot hätte seine Freude daran gehabt.
Wer für das Projekt „Agroforst Äthiopien“ spenden möchte: Stiftung der Deutschen Lions, Frankfurter Volksbank, IBAN DE40 5019 0000 0000 4005 05, Stichwort: Äthiopien Agroforst. Enten können bei Lydia Rauh abgeholt werden. Bitte anmelden unter Telefon 06192/910187.