Mehr als Gold gibt die Ehrenordnung nicht her

Sängerbund beging den 175. Geburtstag mit einem Festkommers in der Stadthalle - Geschenke und Ehrungen

Die Vorstandmitglieder Günther Chwalek (3.v.l.), Harald Vogel und Günter Battenfeld erhielten für ihre langjährige Vorstandsarbeit im Sängerbund die Stadtplakette in Silber.

Etwas Besseres als dieses gelblich glänzende Edelmetall geht eben nicht. „Ich weiß, der Sängerbund hat die Stadtplakette in Gold schon zum 150-jährigen Bestehen erhalten“, entschuldigte Bürgermeister Bernd Blisch sich bei der Vorsitzenden des Jubilars, Ute Vogel. „Aber mehr haben wir nicht.“ Nachsicht ist gefragt: Welcher Flörsheimer Verein wurde bisher schon 175 Jahre alt? Keiner. Der GV Sängerbund 1847 beging am vergangenen Samstag zusammen mit einer Reihe befreundeter Gesangsvereine in der Stadthalle seinen runden Geburtstag, der die Ehrenordnung der Stadt überforderte.

Vogel nahm die Doublette der Gabe aus dem Jahr 1997 selbstverständlich dankend entgegen. „Kein Problem, wir haben ganz viel Platz in unserem Vereinsheim“, betonte sie. Sie zeigte auch keine Ausdauerprobleme, als sie praktisch direkt wieder auf der Bühne gefordert war. Diesmal überreichten Blisch und Stadtverordnetenvorsteher Michael Kröhle ihr persönlich die Anerkennung für ihr zehnjähriges ehrenamtliches Engagement als Vorsitzende des Traditionsvereins sowie für gut 20 Jahre Vorstandsarbeit die Stadtplakette in Bronze.

Drei ihrer Vorstandskollegen sind allerdings noch deutlich länger für den Sängerbund in führender Position aktiv und erhielten daher von den beiden Stadtoberen die Stadtplakette in Silber verliehen. So ist Günter Battenfeld seit 1996 Schriftführer im Gesangverein, Günther Chwalek war 19 Jahre lang Vorsitzender und ist seit 2004 der Pressesprecher – und dann gibt es bei ihm noch die zahlreichen anderen ehrenamtlichen Leistungen, etwa in der Kommunalpolitik oder in der Kirchengemeinde St. Josef. Harald Vogel schließlich gehört dem Vorstand des Sängerbundes bereits seit 1994 an, erst als Erster, dann als Zweiter, schließlich von 2009 bis 2019 wieder als Erster Archivar.

Ehrungen gehören zu solch einem „Festkommers“, wie die Feier offiziell heißt, einfach dazu. Alle Chöre, die zu ihrem Auftritt auf die Bühne kamen, sprachen eine kleine Gratulation an den Jubilar aus und überreichten Geschenke. Vom Hessischen Sängerbund war Vorstandsmitglied Walter Krimmel gekommen und überreichte eine Urkunde des Verbandes. Grußworte gab es von Landrat Michael Cyriax und dem Vorsitzenden des Sängerkreises Main-Taunus, Hans Joachim Schmidt.

Als Gastchöre traten der Gemischte Chor Taunusliebe Niederjosbach, der Gemischte Chor der Sängervereinigung Weilbach, die Sängerlust Wicker mit dem Gemischten und dem Männerchor sowie der Männerchor des Volksliederbundes Flörsheim. Zwischendrin wurde auf der Bühne nicht gesungen, sondern geblasen. Zur Eröffnung und zu zwei weiteren Intermezzi spielte das Bläserensemble des Musikvereins unter der Leitung von Bernhard Frank auf. Auftakt und Schlusspunkt des Chorgesangs setzte der Jubilar selbst: Der Gemischte Chor des Sängerbundes mit seinen noch 21 aktiven Sängerinnen und Sänger unter der Leitung von Solveig Wagner begrüßte die Mitfeiernden mit Giuseppe Verdis „Überall auf der Welt“ und trug als letzten Akt des Kommers den „Bajazzo“ von Pasquale Thibaut und „Toudion“ von Pierre Attaingnant vor.

Viel Kulturprogramm also auf der Bühne der Stadthalle, aber es galt natürlich auch, nach der Begrüßung durch Ute Vogel, auf die lange Geschichte des GV Sängerbundes zurückzublicken. Dies leistete Günter Battenfeld, der unweigerlich bei der Versammlung der vier Gründungsmitglieder Peter Anger, der den Verein die ersten 25 Jahre lang auch leiten sollte, Peter Theissner, Kaspar Kohl und Israel Altmaier ansetzte. Sie kamen in der Hauptstraße im damaligen Gasthaus „Rose“ zusammen und beschlossen die Gründung des Gesangvereins.

Wichtige Etappen auf dem langen Weg durch die Geschichte waren die Wiedergründung des Vereins im Jahr 1947, nach zweijährigem Verbot durch die Alliierten, sowie die Öffnung des bisherigen Männerchors für die Frauen, die 1989 im Gasthaus „Zum Hirsch“ ihre Gründungsversammlung abhielten.

Dass der Sängerbund längst nicht mehr die Mitgliedszahlen hat wie einst, ist kein Problem, das den Flörsheimer Chor exklusiv beschäftigt. Aber, sagte Bürgermeister Blisch in seiner Festrede, solch ein Verein halte sich nicht 175 Jahre mit dem bloßen Festhalten am Althergebrachten. „Es geht nicht einfach um Tradition, man muss sich so verändern, dass alle denken, es war schon immer so.“

Blisch schilderte drei persönliche Erinnerungen an das Wirken des Sängerbundes in Flörsheim, beginnend mit den jährlichen Besuchen des Vorstandsmitglieds Adam Messerschmitt im Hause Blisch. Da der Orchesterverein Hofheim seinerzeit für die musikalische Begleitung des Vermächtniskonzertes des Sängerbundes verantwortlich war, dem Blischs Vater angehörte, wusste der kleine Bernd, dass demnächst der Verlobte Tag anstand.

Auch an die Feiern zum 125-jährigen Bestehen im Jahr 1972, mit großem Festzelt am Mainufer und einem gewissen „Heino“ als Samstagabendgast, sowie das 150-Jährige im Jahr 1997, mit einer großen Ausstellung des Heimatvereins im damaligen Frankfurter Hof, erinnerte der Bürgermeister. Gerade die Ausstellung habe gezeigt, wie stolz der Sängerbund auf seine Tradition sei, mit den nunmehr 175 Jahren sei dies umso berechtigter.

Als persönliches Geschenk überreichte Blisch an Ute Vogel eine Erinnerungsplakette aus dem Jahr 1907, dann kamen die städtischen Goldplaketten zum Einsatz. Vielleicht sieht die Ehrensatzung im Jahr 2047 ja eine Stadtplakette in Platin vor, für extrem hartnäckige Vereine und Ehrenamtliche. Der GV Sängerbund begibt sich nun auf den Weg zu dieser Zielmarke.

„Die Mitglieder freuen sich, dass der Kommers recht gelungen ist“, resümiert Günther Chwalek die Veranstaltung, die für den kleinen Verein einen gewissen Aufwand erforderte. Weitere Jubiläumsveranstaltungen sind nicht geplant. Die Sängerinnen und Sänger werden in diesem Jahr aber noch einige Male zu hören sein, so mit einem Adventssingen im Hospiz Lebensbrücke sowie im Laurentius-Münch-Haus. Bei der Volkstrauertag-Veranstaltung der Stadt ist der Sängerbund zudem mit drei Beiträgen für die musikalische Untermalung zuständig, auch das eigene Totengedenken am Friedhof wird es wieder geben. Zum Abschluss steht die weihnachtliche Singstunde an, die allerdings traditionell eine interne Veranstaltung bleibt.

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