Mehr Sicherheit für den Radverkehr schaffen

Bauausschuss befasste sich mit Analysen der Hochschule Darmstadt zur Fortschreibung des Radverkehrskonzepts

Ein unscheinbarer, aber von Schülerinnen und Schülern viel genutzter Verbindungsweg vom nördlichen Bereich der Wickerer Straße ins Stadtzentrum ist dieser Geh- und Fußweg, der zu einer Fahrradstraße ausgebaut werden könnte.

Die Gesetzgebung bemüht sich inzwischen redlich, die Verkehrswende auf den Weg zu bringen. Das Bundesministerium hat sich dazu mit den Ländern und Kommunen auf eine „Strategie für die Verkehrssicherheitsarbeit in Deutschland“ geeinigt. Dabei geht es um die sichere Mobilität, bei der jeder Verantwortung trage, „alle machen mit“. Das klingt zwar reichlich nach Sprechblase, aber immerhin ist daraus ein Verkehrssicherheitsprogramm entstanden, das „die Leitlinien für die Verkehrssicherheitspolitik des Bundes bis 2030 festlegt“.

Daraus folgen zur Umsetzung unvermeidlich Gesetze oder Verordnungen für den Großteil der Straßen, mit dem Ziel unter anderem einer „Vision Zero“, sprich, der Vermeidung jeglicher Verkehrstoten durch eine entsprechende Verkehrswegegestaltung. Konkret bedeutet es, „die Strukturen so anzupassen, dass die Unfallfolgen nur noch gering sind“, erläuterte Laura Kehrer von der Hochschule Darmstadt im Bau-, Verkehrs- und Umweltausschuss der Stadtverordnetenversammlung. Ein wichtiges Thema sind dabei die Sichtbeziehungen, denn wer sich sieht, fährt sich auch nicht um.

Mit der Novelle der „Verwaltungsverordnung StVO“ begann der Bund 2021 die Ziele in Recht umzusetzen, die aber nicht nur den Sicherheitsaspekt im Verkehr in den Blick nimmt, sondern auch den Umstieg auf umweltfreundlichere Verkehrsmittel beim Kurzstreckenverkehr (bis fünf Kilometer). Ein Punkt ist dabei etwa die generelle Freigabe beider Fahrtrichtung in Einbahnstraßen für den Radverkehr.

Die Stadt Flörsheim will die relevanten Neuerungen in ihr Radverkehrskonzept einfließen lassen, das seinerzeit vom Fachbereich Bauingenieurwesen der Hochschule erstellt worden war. Seit damals (2015) seien in der Stadt manche sicherheitsrelevanten Neuerungen entstanden, so der Wickerer Kreisel und der Fußgängerüberweg auf der Bürgermeister-Lauck-Straße, lobte Kehrer die Stadt. Aber es gibt noch genügend zu tun: Sie stellte in einigen Beispielen Punkte in Flörsheim vor, die ihrem Vorschlag nach angegangen werden sollten, um die Sicherheit für den Radverkehr weiter zu erhöhen.

Da wäre die dreiecksähnlich angelegte Kreuzung Weilbacher Straße/Rheinallee. Hier seien die Wege zur Querung für die Radler sehr weit. Kurzfristig schlägt Kehrer Verkehrsinseln auf der Kreuzung vor, den Querungsweg in kürzere Abschnitte zu unterteilen sowie farblich sich abhebende Aufstellflächen für Fahrradfahrer/innen an den Ampeln vor dem Haltestrich für die Autos zu schaffen. So können sie vorweg fahren, wenn diese auf „grün“ umschalten und müssen sich nicht neben den schnelleren Autos retten.

Langfristig empfehlen die Experten hier einen Kreisverkehr, der 26 Meter Durchmesser haben sollte, um ihm eine eigene Fahrradspur zu geben. „Das ist immer die sicherste Variante, denn jeder weiß, was zu tun ist“, betonte Kehrer. Kleines Problem: Die Kreuzung gibt nur 24 Meter her, ein Umbau würde daher einen größeren Eingriff auch in die Führung der Bürgersteige mit sich bringen.

Im weiteren Verlauf der Weilbacher Straße schlagen die Bauingenieure eine Verkehrsinsel auf Höhe der Einbiegung zur Natronquelle vor, Hier können sich Verkehrsteilnehmer zu Fuß oder per Rad vor dem Autoverkehr in Sicherheit bringen, bevor die die Straße queren oder abbiegen.

In der Wickerer Straße sieht Kehrer vor allem die Gehwegparker als Gefahrenquelle, die die Stadt entsprechend von der Straße holen sollte. In einem Verkehrsversuch sollte man, wenn die Autos dort nicht mehr herumstehen, einen 1,50 Meter breiten Streifen als Fahrradspur auftragen. Dann blieben 3,40 Meter für die Kernfahrbahn. „Das senkt die Geschwindigkeiten und der Begegnungsverkehr ist dennoch möglich, wenn die Autofahrer die Fahrradspur mitbenutzen.“

Auch hier schlägt sie einen Fahrbahnteiler im nördlichen Abschnitt vor, zudem könnte der Geh- und Radweg, der auf Höhe der Wickerer Straße 82a zur Noerdlingerstraße führt, zu einer Fahrradstraße ausgebaut werden – als Verbindungsweg zu den weiterführenden Schulen ist dieser Weg häufig benutzt.

Weitere Vorschläge wird der Bericht aufführen. Bürgermeister Bernd Blisch wies darauf hin, dass sich die Vorschläge auf Straßen beziehen, bei denen die Stadt wegen ihres Status als Bundesstraßen nichts entscheiden könne. „Wir sind mit Hessen Mobil in Kontakt“, betonte Kehrer, dies natürlich im Blick zu haben. Zu entscheiden hatte der Ausschuss zu der Präsentation nichts, letztlich ist es nun Aufgabe der Verwaltung, ein aktualisiertes Konzept vorzulegen.

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