Nikolaustüten für die Tafel

Flörsheimer SPD-Frauen packen Geschenktüten für bedürftige Familien

Klara, die „gute Seele“ der Hattersheimer-Hofheimer Tafel (zweite von links), freute sich mit Klaus Störch über die vielen Nikolaustüten, welche die Flörsheimer SPD-Frauen für die Kinder der Tafel gefüllt hatten.
(Foto: A. Kreusch)

Klara, die „gute Seele“ der Hattersheimer-Hofheimer Tafel (zweite von links), freute sich mit Klaus Störch über die vielen Nikolaustüten, welche die Flörsheimer SPD-Frauen für die Kinder der Tafel gefüllt hatten.
(Foto: A. Kreusch)

FLÖRSHEIM (ak) – Auch wenn es die Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen in Flörsheim in ihrer ursprünglichen Form nicht mehr gibt, wollen die SPD-Frauen in Flörsheim einige schöne Traditionen nicht einschlafen lassen: So haben sie am ersten Mittwoch im Dezember fleißig ganz viele Cellophan-Tüten mit Leckereien für die Kinder der Familien, die von der Hattersheimer-Hofheimer Tafel mit Lebensmitteln versorgt werden, gefüllt. Mit einer ganzen Kofferraumladung liebevoll verpackter und verzierter Nikolaustüten brachten zwei der Flörsheimer SPD-Frauen dann am 4. Dezember an einem der Tafel-Ausgabe-Termine viel Freude in die Räume der Tafel; nicht nur die Kinder, sondern auch schon die ehrenamtlichen Helfer und Helferinnen, die die großen Taschen und Kartons mit den Geschenken in Empfang nahmen, strahlten bei ihrem Anblick.

Klaus Störch von der Caritas-Einrichtung für Wohnsitzlose Haus St. Martin bedankte sich in Vertretung des Leiters der Hattersheimer-Hofheimer Tafel, Markus Barthels, sehr herzlich für die mit vielen Plätzchen, Pralinen und anderen Leckereien prall gefüllten Tüten. Er erklärte den Überbringern gerne zusammen mit Norbert Göres, wie es zu der Tafel kam und was von den mehr als 100 ehrenamtlichen Helfern dort heute so alles „gestemmt“ wird.

"Wir hatten die Tafel-Idee im Haus St. Martin vor ziemlich genau 11 Jahren, seit 10 Jahren gibt es diese Institution nun schon hier, und schon gleich kamen auch Menschen aus der Hattersheimer Siedlung dorthin, die mit ihrem Hartz IV nicht auskamen. Wir hatten nicht damit gerechnet, dass sich die Nachricht der Lebensmittelausgabe so schnell verbreitet – die Menge von Leuten, die dort bald zu den Ausgaben vor der Tür standen, war von uns nicht mehr zu schaffen. Dann hat uns der katholische Pfarrer Lomberg das alte Barbarahaus zur Verfügung gestellt, dort ist dann die Tafel schnell rasant gewachsen, die Caritas hat also nach größeren Räumlichkeiten gesucht, die wir hier Im Boden gefunden haben, hier werden jetzt die Lebensmittel gesammelt und bis zu den Ausgabeterminen aufbewahrt."

Mittlerweile kooperiert die Hattersheimer-Hofheimer Tafel mit einigen Lebensmittelhändlern in der näheren Umgebung, in der Woche werden mehrere Tonnen Lebensmittel von dort zur Tafel bewegt. Das verwundert nicht, werden doch in Deutschland jährlich etwa 11 Millionen Tonnen hochwertiger Lebensmittel im Wert von etwa 25 Milliarden Euro weggeworfen – viele davon schon von den Einzelhändlern, etwa weil das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist oder weil die Ware nicht mehr so schön ausschaut, wie der Kunde im Geschäft sie haben möchte. „Unser Konsumverhalten ist so idealisiert – das sind alles keine schlechten Lebensmittel, die da an uns weitergegeben werden“, stellte Norbert Göres noch einmal klar. Seit 2005 verteilt die Hattersheimer-Hofheimer Tafel daher qualitativ einwandfreie Lebensmittel, die vom Handel nicht mehr verwendet werden, an bedürftige Mitbürgerinnen und Mitbürger. Allein im Jahr 2014 wurden so von der Einrichtung über 100 Tonnen hochwertiger Lebensmittel vor der Vernichtung bewahrt. „Das wäre ohne ehrenamtliches Engagement nicht zu leisten“, stellt Norbert Göres ganz besonders heraus, „wir haben mittlerweile sogar ,Freundeskreise der Tafel', die mit ihren privaten PKWs Lebensmittel zu denen ausfahren, die wegen Krankheit oder wegen ihres Alters nicht selbst zu den Ausgabeterminen kommen können!“ Und trotz der körperlich sicher nicht leichten Arbeit beim Ein- und Ausladen oder auch beim Einräumen in die Regale in Hattersheim sieht man überall nur in zufriedene, oft sogar richtig frohe Helfergesichter: Es ist ganz sicher ein sehr gutes Gefühl, bei dieser sinnvollen „Umverteilung“ mitzuhelfen.

Die Tafel ist allerdings kein „Vollversorger“ – und jeder Kunde zahlt einen Anteil von 2 Euro, er bekommt dafür Lebensmittel, die im Geschäft etwa 25 Euro gekostet hätten. Dabei erstreckt sich der Kundenkreis der Hofheimer Tafel (deren Ausgabetermin ist dienstags von 10 bis 12 Uhr) bis nach Kelkheim, die der Hattersheimer Ausgabestelle (hier sind die Ausgabetermine donnerstags von 14 bis 15.15 Uhr und freitags von 13 bis 15 Uhr) bis nach Flörsheim und Hochheim. 

„Der Anteil der Flörsheimer Haushalte, die von der Tafel unterstützt werden, ist in diesem Jahr signifikant auf 150 gestiegen“, weiß Klaus Störch den Flörsheimer SPD-Frauen zu berichten. Für ihn ist auch noch ein zweiter Gesichtspunkt der Hattersheimer-Hofheimer Tafel sehr bedeutend: „Das Café hier ist ein sehr beliebter Treffpunk an den Ausgabetagen, viele unserer Kunden kommen schon vor 14 Uhr hierher, einfach um Gesellschaft zu haben und Leute zu treffen, denen es ähnlich geht. Und es wird hier auch Beratung und Clearing angeboten, etwa bei Schulden oder bei Wohnproblemen oder wenn Anträge zu stellen sind. Die Leute hier wollen nicht nur abgefüttert werden, es sollen auch Eigenpotentiale und Eigenkräfte hier geweckt und genutzt werden!“ Im Tafelcafé werden heiße und kalte Getränke, Kuchen und Snacks angeboten, sogar Bücher und Spiele kann man dort ausleihen.

Einen Berechtigungsschein für die Hattersheimer-Hofheimer Tafel können ALG II (Hartz IV)-Empfänger, Sozialgeldempfänger, GEZ-befreite Menschen, Personen mit geringem Einkommen oder geringer Rente und Asylsuchende bekommen. „Nicht jeder, der berechtigt ist, kommt auch zur Tafel, es gibt oft verschämte Armut. Wenn alle, die eigentlich berechtigt wären, kommen würden, dann würden die Tafeln kollabieren“, stellt Norbert Göres nüchtern fest.

 

Kommentare

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.
Sicherheitsprüfung
Diese Frage hat den Zweck zu testen, ob Sie ein menschlicher Benutzer sind und um automatisierten Spam vorzubeugen.
Bild-CAPTCHA
Geben Sie die Zeichen ein, die im Bild gezeigt werden.


X