„Wir stehen nun gewissermaßen am Ende eines langen Weges“, sagte Bürgermeister Antenbrink mit Blick auf die Genese des politisch mitunter heiß diskutierten Bauvorhabens. Er erinnerte an die Geburtsstunde des Neuen Schützenhofes, nämlich an den diesbezüglichen städtebaulichen Wettbewerb aus dem Jahre 2007. Antenbrink sieht angesichts des aktuellen Stands der Dinge die Planung des Preisträgers bestätigt. Die zwischenzeitlich vorgenommenen Änderungen hätten indes zu einer Verbesserung des „großen Plans, in dem noch viel Kleinarbeit“ zu erledigen sei, beigetragen. Die Grundidee, nämlich eine Blickachse von der Wickerer Straße zur frei stehenden Rathausvilla zu realisieren und zugleich einen sowohl architektonisch ästhetischen als auch städtebaulich sinnvollen Platz zu schaffen, sei dieselbe geblieben. Die erhoffte Strahlkraft soll nicht nur vom Neuen Schützenhof ausgehen, vielmehr soll der Rathausneubau in Verbindung mit anderen Gebäuden als Ensemble wirken. Um die auf dem Areal stehenden alten und neuen Gebäude harmonisch in Beziehung zueinander setzen, sei die Gestaltung des Freiraums von immenser Bedeutung, machten sowohl der Bürgermeister als auch der Stadtplaner und die beauftragten Landschaftsarchitekten deutlich.
„Das neue Herz“
„Hier ensteht das neue Herz“, brachte der Bürgermeister den Stellenwert des Projektes auf den Punkt. „Dieses neue Zentrum repräsentiert unsere Stadt.“ Darum sei „eine gewisse Wertigkeit wichtig“, auch und gerade wenn es um die Freiflächengestaltung gehe. Man solle, so Antenbrink, als Flörsheimer sagen können: „Darauf kann ich stolz sein.“ Mit anderen Worten: es darf, trotz der Haushaltskonsolidierung und des daher finanziell überaus engen Handlungsspielraums, ausnahmsweise gerne etwas teurer sein. So wird zum Beispiel über ein Wasserspiel zwischen der Rathausvilla und dem geplanten Wohn- und Geschäftsgebäude, das dem Neuen Schützenhof als „Riegel“ zu den Gebäuden an der Erzberger Straße parallel zugeordnet ist, nachgedacht.
In diesem Zusammenhang wies der Bürgermeister auf die bezüglich der Freiflächengestaltung zur Verfügung stehenden Mittel aus der Städtebauförderung in Höhe von 800.000 Euro hin. Um in den Genuss dieses Zuschusses zu kommen, müsse dieser allerdings fristgerecht beantragt werden; da jedoch der Baufortschritt voll im Zeitplan liege, stehe einer Förderung nichts im Wege. Die Gesamtkosten, die durch die Gestaltung der Freiflächen am Neuen Schützenhof entstehen, werden auf 1.200.000 Euro veranschlagt. Das entspricht bei einer Gesamtfläche von 5.120 Quadratmetern (davon 4.680 Quadratmeter befestigt) 235 Euro je Quadratmeter. 58 Prozent der Kosten entstehen durch den Belag – von Landschaftsarchitekt Thomas Dittmann als „Teppich“ bezeichnet. Denn durch die Verwendung von etwa 40 mal 60 Zentimetern großen Platten aus Betonstein, die in unterschiedlichen Grautönen als Belag der „Laufzone“ dienen sollen, werde, so Dittmann, „das Gehen zum Genuss“. Für den befahrbaren Bereich (Einfahrt Wickerer Straße respektive Einfahrt Bahnhofstraße bis zu den angrenzenden Neubauten) sind kleinere Platten aus demselben Material vorgesehen; rund um die Rathausvilla dagegen soll eine Natursteinpflasterung aus Basalt verlegt werden.
Drei Bereiche
Das gesamte Areal unterteilt sich in den Standort des Neuen Schützenhofes und in drei ihn überschneidende Teilbereiche. Der Bereich „Rathausplatz“ ist den Fußgängern vorbehalten, zu ihm gehören der Rathausneubau, die Rathausvilla und die benachbarte evangelische Kirche. Im Bereich „Kapellenplatz“ sollen, unter der Berücksichtigung eines angemessenen Freiraums für die namensgebende Marienkapelle an der Bahnhofstraße, Parkplätze entstehen. Im Bereich zwischen Wickerer Straße und Bahnhofstraße sind insgesamt 40 Stellplätze vorgesehen. Außerdem sollen Stromtankstellen für Elektrofahrzeuge und Stellplätze für Fahrräder eingerichtet werden. Oberhalb des Kapellenplatzes soll der sich von der Wickerer Straße bis zum Rathausplatz erstreckende Bereich „Rathauspromenade“ Geschäfte, Gastronomie sowie Kultur- und Verwaltungsstätten miteinander räumlich verbinden. Auf diese Weise soll eine vielseitig nutzbare Platzfläche entstehen, die zum Verweilen einladen soll, auf der aber auch kulturelle Veranstaltungen oder Stadtfeste ausgerichtet werden können.
Auf dem Gelände werden zwischen Rathausneubau und evangelischer Kirche, auf dem Kapellenplatz sowie von der Wickerer Straße bis zum Neuen Schützenhof insgesamt zehn Bäume (Linde, Rosskastanie, Tulpenbaum, Felsenbirne) gepflanzt, des Weiteren sollen Blütenstauden für eine Auflockerung des Bildes sorgen. Gleichwohl kritisierte ein Besucher der Informationsveranstaltung, dass die Begrünung in der Planung zu kurz komme. Dem widersprach der Stadtplaner Prof. Horst Thomas: man dürfe die Wirkung der Bäume nicht unterschätzen.
Thomas lobte die Planung aber nicht nur in dieser Hinsicht. Der Platz habe genau das richtige Maß, er sei nicht zu breit und zu eng bemessen. Dazu trage in besonderem Maße das als „Riegel“ dienende Wohn- und Geschäftshaus bei. Ohne dieses Gebäude sei kein Platzcharakter im eigentlichen Sinne möglich, so der Professor. Das Gebäude, das an einen Investor verkauft werden soll, könnte laut Bürgermeister Antenbrink 16 bis 18 Wohnungen in den Obergeschossen sowie mehreren Läden oder gastronomischen Einrichtungen Platz bieten. Der Abstand zwischen diesem Gebäude und dem Neuen Schützenhof betrage 15 Meter, zu den Häusern an der Erzberger Straße werde mindestens der gesetzliche Mindestabstand von 6 Metern eingehalten. Die Höhe des Gebäudes werde derjenigen des Altbestands entsprechen. Eine bedrückende Wirkung – diese Sorge äußerten einige der anwesenden Anwohner – sah Bürgermeister Antenbrink deshalb nicht.
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