Sorgloses Fest in einem schwierigen Winzerjahr

Winzerverein Wicker lädt nach dem Jubiläumsjahr diesmal wieder zum Weinfest im gewohnten Rahmen

Der Vorstand des Winzervereins Wicker mit (v.l.) Michael Hück, Juliana Venino, Peter Flick und Peter Hahn bereitet sich auf das Weinfest am ersten Augustwochenende vor, das nach dem Jubiläumsjahr 2023 diesmal wieder im gewohnten Rahmen von Freitag bis Sonntag rund um das Tor zum Rheingau gefeiert wird.

Nicht jedes Jahr kann Jubiläum sein. Nach der Erweiterung des Wickerer Weinfests um einen vierten Tag im vergangenen Jahr, anlässlich seiner 50. Ausgabe, müssen sich die Freunde eines guten Tropfens beim wichtigsten Dorffest im Kalenderjahr diesmal wieder mit einem „normalen“ Rahmen zufriedengeben. Der hat natürlich alles zu bieten, was die Feier am „Tor zum Rheingau“ und den umliegenden Straßenzügen in all den 50 Jahren so bekannt gemacht hat in Flörsheim und der Region.

Der Vorstand des Winzervereins Wicker erläuterte nun die Planungen für das Weinfest von Freitag, 2., bis Sonntag, 4. August, dessen Erfolg als weitgehend unter freiem Himmel geplantes Ereignis ein gutes Stück von Umständen abhängt, die der Verein nicht ernsthaft beeinflussen kann, auch wenn alle Beschwörungsformeln zum Einsatz kommen. Aber selbst, wenn es nicht ganz so trocken zugehen sollte, wissen Juliana Venino und ihr Team genau, dass die Wickerer sich von einen paar Tropfen von oben die Freude am Tropfen im Glas nicht verderben lassen.

„Alle 23 beteiligten Vereine sind beim Festumzug trotz des kalten und nassen Wetters mitgelaufen“, betont Venino. „Das hat die große Solidarität mit den Wickerer Winzern gezeigt, die hat man nicht überall.“ Am diesjährigen Weinfest sind unverändert 15 Winzerbetriebe beteiligt, mit einer Ausnahme alles Vollerwerbsbetriebe. Zehn Essensstände werden am Tor zum Rheingau und in der Vorderstraße für ein breites Angebot sorgen, dabei gibt es einen „Neuzugang“, denn zumindest diesmal wird es auch ein Streetfood-Angebot geben.

Einige Höfe öffnen parallel ihre Tore für weitere Weinangebote. Offizielle Eröffnung ist wie gewohnt am Freitagabend um 18 Uhr am Bühnenaufbau im Tor zum Rheingau, eine Stunde vorher öffnen aber bereits die Stände. Es ist ein zentraler Termin im Jahresablauf der Wickerer Weinmajestäten. Für Königin Magdalena Anthes und Prinzessin Milena Zapf ist es ein entspanntes Jahr. Gewählt wird erst wieder im kommenden Jahr, dass Zapf den Posten der abdankenden Königin als natürliche Nachfolgerin übernehmen wird gilt als sicher. Gesucht wird für 2025 hingegen noch eine neue Wickerer Weinprinzessin.

Das Weinfest ist eine wunderbare Gelegenheit für interessierte künftige Majestäten, sich von den Aufgaben der Repräsentantinnen des hiesigen Weins einen Eindruck zu verschaffen. Die Suche gestaltet sich intern, also im Kreise der Winzerbetriebe, schwierig, weiß Venino, es ist gerade keine junge Dame in entsprechenden Alter in den Betrieben in Sicht. Aber die Wickerer sind gar nicht so, auch Interessentinnen ohne Abstammung aus einem Winzerbetrieb haben eine Chancen gekrönt zu werden. Die Nachfolgerinnen sollten „am liebsten aus Wicker“ stammen, aber selbst dies ist nicht unbedingt Voraussetzung. Der enge Bezug zum Wein sollte freilich vorhanden sein, aber es ist eher unwahrscheinlich, dass sich jemand für die Aufgabe bewirbt, bei dem dies nicht der Fall ist. Denkbar wäre auch eine Frau, die bisher in Wicker weniger für den Wein, aber dafür in Vereinen engagiert ist. Auf einen Mann auszuweichen, „In der Pfalz hat es das schon gegeben, aber Mädels sind dann doch repräsentativer – und die Bereitschaft ist auch nicht so da“, kann Venino sich nicht so recht vorstellen.

Über den Preis des Weinglases konnte der Vorstand nichts Definitives berichten, er ist also noch gar nicht festgelegt. Einen Aufdruck mit Jahrgang gibt es sowieso nicht, es sei dennoch gute Sitte beim Weinfest, berichtet Beisitzer Peter Flick, dass die Weinfestbesucher ihre erworbenen Gläser von den früheren Jahren nicht mitbringen, sondern jedes Jahr ein neues kaufen, um die Winzer so zu unterstützen. Beim Hochheimer Weinfest, hat Andreas Hück jüngst erlebt, war der Erwerb eines Glases beim ersten Standbesuch, wobei die drei Euro praktisch als Eintrittsgeld angesehen werden, nicht unumstritten. „Manche halten das für wenig nachhaltig, weil sie schließlich schon so viele Gläser im Schrank haben.“

Der wichtigere Kampf der Wickerer Winzerbetriebe als der um die Einnamen aus dem Probiergläser ist freilich der alltägliche gegen die immer schwieriger werdenden Bedingungen des Weinanbaus und unserer Region durch die unsteten Wetterbedingungen, die immer unberechenbarer werden. Die feuchten Bedingungen im Frühjahr hatten ihre Vorteile, vor allem bei Neuanpflanzungen. „Da gab es durch die feuchten Böden in diesem Jahr einen Ausfall von nicht mehr als ein oder zwei Prozent“, berichtet Hück.

Dass sich die ständigen Feuchtperioden bis spät in den Frühling fortsetzten, war anschließend nicht so gut, denn nahezu alle Betriebe haben dadurch starke Probleme durch einen Mehltau-Befall oder andere Pilzinfektionen der Reben bekommen. Die Winzer müssten sich auf die neuen Bedingungen einstellen, betont Venino. Ein Versuch ist der verstärkte Anbau von „Piwi“, also von „pilzwiderstandsfähigen“ sowie internationalen Rebsorten.

Bis so eine neue Pflanze anfängt Trauben zu entwickeln, dauert es drei, bis sie ihre Vollleistung erreichen fünf Jahre. Auf dem Wickerer Weinfest wird es daher noch ein paar Jährchen dauern, bis die neuen Sorten ins Glas kommen. Es müsse daher schon ein größerer Betrieb sein, der die Neuanpflanzungen in einem Umfang angehen kann, dass sie auch gleich in einer nachgefragten Menge angeboten werden könnten. „Es sollte schließlich nicht so sein, dass einem mitten beim Weinfest die Sorte ausgeht.“

Das Weinfest-Programm

Freitag, 2. August

17 Uhr: Öffnung der Weinstände

18 Uhr: Offizielle Eröffnung an der Festbühne

ab 20 Uhr: DJ-Firstclass mit Christian Spreen

Samstag, 3. August

16 Uhr: Öffnung der Weinstände

ab 20 Uhr: Livemusik mit der Band Franky´s Allstars

Sonntag, 4. August

12 Uhr: Öffnung der Weinstände

14 bis 16 Uhr: „Frühschoppen“ mit dem Flörsheimer Musikverein

ab 17 Uhr: Livemusik mit Steven McGown.

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