Trikotfehde auf der Bühne geht friedlich aus

Senatsabend des FNC bot vor rund 250 zahlenden Gästen ein vielfältiges Programm - Weniger Zuspruch als 2020

Der Ordensempfang kurz nach Neujahr fand draußen statt, war kurz und ohne besonderen Aufwand zu stemmen. Beim großen Festumzug, der die eigentliche Markenkompetenz des Flörsheimer Narrenclubs (FNC) in der hiesigen Fastnacht ist, geht es dagegen immer auch um Geld. Ja, die Aktivitäten solch eines Vereins, der am 19. Februar, dem Fastnachtssonntag, wieder in gewohnter Form für fröhliche Stunden in den Gassen sorgen soll, benötigen viel Materialeinsatz und kosten entsprechend Geld. Das ist der Grund, warum der FNC im Vorfeld des Umzugs ein einziges Mal in die Halle geht, um über die Einnahmen dessen Finanzierung abzusichern. So öffnete sich die Stadthalle am Samstagabend für den FNC-„Senatsabend“ mit einem umfangreichen Programm.

Wie auch beim Umzug, hatte es diesen traditionellen Einstieg ins Jahr seit 2020 nicht mehr gegeben. Und weil derzeit, wie man hört, nahezu überall über eine deutliche Zurückhaltung der Närrinnen und Narren bei den Kartenkäufen für die anstehenden Sitzungen berichtet wird, kann es nicht überraschen, dass auch der FNC deutliche Abstriche bei den Besucherzahlen machen musste. Rund 250, ihren Beitrag zur Zugfinanzierung zahlende Senatorinnen und Senatoren begrüßte FNC-Chef Heinz Schäfer in der Stadthalle, vor drei Jahren waren es rund 400 gewesen.

Die Rückkehr zu alten Umfängen und Größenordnungen scheint nicht so schnell zu gehen wie erhofft. Aber die Stimmung im Saal war dennoch vom Beginn an gut. Moderator Schäfer hat die Grundelemente des Senatsabends in den drei Jahren Pause natürlich nicht vergessen. Neben den Ansagen der Programmpunkte und der Begrüßung der Ehrengäste gilt es stets, den nichtnärrischen Unterstützern des Umzugs zu danken, so den Hilfsorganisationen wie Feuerwehr, Polizei, DRK und Malteser. Sie wurden in einem Videoclip vorgestellt. Zu den festen Abläufen gehört auch die Begrüßung durch den Bürgermeister. Die verbindet Bernd Blich mit einem Vortrag protokollarischer Art. Er berichtete dabei wieder über die wichtigsten Ereignisse, die 2022 Thema in der Stadt waren.

Schon bald kehrte der Rathauschef auf die Bühne zurück. Schäfer hatte kurz zuvor daran erinnert, dass der Landrat zur Kampagneneröffnung am 11.11. den Flörsheimer Umzug als „Aushängeschild“ der Fastnacht im Landkreis bezeichnet hatte. Auch das Aussprechen dieser Wahrheit war eine Flörsheimer Narrenkappe wert, die Blisch dem Landrat, wie zudem auch dem FNC-Ehrenvorsitzenden Willi Lauck überreichte. Bei Profi Lauck saß der Stoff gleich perfekt auf dem Kopf, das Exemplar für Cyriax muss noch einmal mit Nadel und Faden bearbeitet werden, stellte sich heraus.

Es war nicht der letzte Beitrag des Bürgermeisters, der später, wie schon 2020, wieder zusammen mit der Ersten Stadträtin Renate Mohr und Stadtverordnetenvorsteher Michael Kröhle als einer der Heiligen Drei Könige auftrat, die eine gemeinsame Version eines Jahresrückblicks vortrugen.

Viel aufzuarbeiten hatte nach zwei ausgefallenen Senatsabenden naturgemäß der sozusagen professionelle Kollege des Stadttrios in Sachen närrische Berichterstattung. Protokoller Ralph Bender hielt sich nicht damit auf, die ausgefallenen Reden der Vorjahre nachzuholen. Er blieb vielmehr sehr aktuell und befasste sich vor allem mit dem inzwischen abgewählten Frankfurter Oberbürgermeisters Peter Feldmann. „Lange geheim, jetzt gewiss, de Bub vom Trump der Feldmann is“, verkündet er. Seinen schönsten Umzug erlebte Bender 2022 übrigens nicht in Flörsheim oder sonstwo in der Heimat, sondern im fernen Barcelona, nach dem 3:2-Sieg seiner Eintracht beim katalanischen Kultklub FCB im Viertelfinale der Europa League.

Der Protokoller sorgt sich aber auch um die Zukunft der närrischen Traditionen. „Die Saalfastnacht ist nicht mehr zeitgemäß“, erklärt er sich die sinkende Begeisterung für dieses Element. „Man muss handeln, sonst verschwindet ein Stück Kultur.“

Ohne dass es sich gleich abzeichnete, sollte sich auch ein Urgestein der Mainzer Fastnacht mit dem Thema Fußball befassen. Zunächst bot Adi Guckelsberger seinen Vortrag, bei dem die Flörsheimer die bei ihm üblichen Versergänzungen problemlos zurufen konnten. Der „Nachtwächter“ grüßte am Schluss seines Vortrags mit dem überraschenden Lüften seiner schwarzen Kutte. Darunter wurde ein Mainz-05-Trikot sichtbar. Gemischte Reaktionen im Publikum, Heinz Schäfer kam prompt mit einem Eintracht-Trikot auf die Bühne und Gucklesberger zeigte sicherheitshalber vor, dass er unter dem roten Mainzer auch noch ein weißes Frankfurter Trikot angezogen hatte – der Mann, ein Stammgast des Senatsabends, ist eben ein Überlebenskünstler.

Die Veranstaltung ist auch immer eine Gelegenheit für die vier FNC-Garden, ihre aktuellen Tänze zu zeigen. Beginnend mit den Minis, kamen später auch die Teenies, die Manco Mania sowie die Fun Factory auf die Bühne und zeigten, was sie in den vergangenen Monaten an fetzigen Choreografien eingeübt hatten.

Auch wenn Flörsheim beim Fußball mehrheitlich der Eintracht die Daumen drücken mag, für die Fastnacht gibt es in der Metropole mainaufwärts wenig bis nichts zu holen. Die Beziehungen des FNC zu einigen Vereinen in Mainz ist gewachsen, so dass sich auch immer wieder einige Gruppen aus der Landeshauptstadt links des Rheins beim Senatsabend engagieren. Da traten diesmal der Trommlerzug der Garde der Prinzessin auf sowie – ein Debüt in der FNC-Bütt – der vom Carneval Club Weisenau stammende Rüdiger Schlesinger in seiner Rolle als „Advokat des Volkes“. Das große Finale leitete die ebenso zum CCW gehörende Frauenband „Meenzer Meedscher“ ein. Und nun geht es auf die Straße, auch dann mit vielen Gastgruppen aus der Region.

Der Flörsheimer Musikverein unter der Leitung von Bernhard Frank gehört ebenso zum Inventar der Senatsabende und begleitete hinter einer Abtrennung den Abend mit den angesagten Musikstücken. Eine kleine Änderung gab es gegenüber den früheren Jahren dann aber doch. Zum Zusammentreffen nach der Veranstaltung, die After-Senatsabend-Party, wurde diesmal nicht in den hinteren Bereich der Stadthalle gebeten, stattdessen waren zwei Clubräume im Kellergeschoss dafür vorbereitet.

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