Ganz schön frech gehen die beiden „christlichen Kabarettisten“ mit der Kirche und denen, die für sie tätig sind, um, aber bestimmt gerade deshalb war ihnen auch an diesem Abend wieder ein großer Lach-erfolg sicher – selbst Pfarrer Martin Hanauer war ganz offensichtlich begeistert. Ob er allerdings etwa tatsächlich auf die „Verbesserungsvorschläge“ für das „Sonntagsvormittagsprogramm“ in der Kirche in Flörsheim eingehen wird, ist fraglich – ob ein „Abendmahl all you can eat“ oder eine spezielle Auswahl bei den Oblaten (wie beim Döner: Oblate mit alles, extra scharf) tatsächlich auch mehr Menschen in die Kirche ziehen würden, ist ja auch keineswegs „bewiesen“. Obwohl angeblich ja schon mal einer mehr als 100 Oblaten „geschafft“ haben soll und ein anderer mehr als 30 Kelche Wein …behauptet jedenfalls das Duo Camillo.
Obwohl die Kirche in Flörsheim zwar gut, aber nicht bis zum letzten Platz gefüllt war, bestanden die Flörsheimer den von den Kabarettisten anberaumten „Flörsheimer Klatschtest“ ohne Probleme – was bei der schwungvollen Musik und dem sehr witzigen Programm der beiden auch gar nicht anders sein konnte. Keiner im Publikum wunderte sich mehr, dass „Duo Camillo“ ganz unverblümt feststellte, das Hauptproblem der Kirche sei ja sowieso „der Islam“: „Der Pfarrer is' lahm, die Predigt is' lahm und die Gemeinde is' lahm!“ Dass für einen Pfarrer –Fabian Vogt ist Theologe und hat eine Gemeinde in einem „stillen Örtchen“ – manche ganz banalen Dinge eine ganz besondere Bedeutung haben können, machte der musikalische Kabarettist anschaulich klar: Er wird wohl immer nachdenklich, wenn er zu einem Friedhof fährt und sein Navi dann meldet: „Sie haben ihren Bestimmungsort erreicht.“ Dass seine Frau auf dem Beifahrersitz dann auch noch „Ein Stein, der deinen Namen trägt“ summt, wirft ihn dann schon ein bisschen aus der Bahn. Warum ihn die drei alten Damen, die jeden Sonntag in der letzten Reihe seiner Kirche sitzen, immer an den Begriff „Dreifaltigkeit“ erinnern, kann er sich kaum erklären.
Wer den Begriff noch nicht kannte, wird sich bestimmt nun daran erinnern, denn er war auch Thema des Kabarettabends in der evangelischen Kirche: die Ehrenamtsdemenz – eine „Erkrankung“, die durch die Überlegung der Betroffenen „Ich weiß überhaupt nicht mehr, wie ich da reingeraten bin“ gekennzeichnet ist und zu der die Pfarrer angeblich sagen: „Es tut nur gut, wenn’s weh tut.“ Nicht nur über christliche Themen, auch über etwa den Ramadan, über das Glück und über die Partnerschaft „philosophierte“ das „Duo Camillo“ am letzten Freitag in Flörsheim. Dabei kam der Umgang von Männern mit ihren Socken genauso auf’s „Tablet“ wie ihr „beschädigter Gencode“. Und wenn Fabian Vogt so charmant davon singt, dass deshalb „Männer eben Mängelwesen“ seien und bei den Frauen um Mitleid und Gnade bittet, bleibt bei beiden Geschlechtern kein Auge trocken. Seinem „So hat mich der Herr geschaffen, cool und etwas schrill! Und wenn die DNA dran schuld ist, dann kann ich machen was ich will!“ konnte man (frau) zwar wohl nur im ersten Teil zustimmen – aber missen möchte man ihn als Kirchen-Kabarett-Künstler sicher auf keinen Fall, mit Martin Schultheiß zusammen kann er als „Duo Camillo“ auf jeden Fall eine ganze Kirchengemeinde immer wieder zum herzhaften Lachen, zum Swingen und zum Mitsingen bringen. Das haben die beiden in der Flörsheimer Evangelischen Kirche bewiesen.