Versprechen für verkehrsgeplagte Weilbacher

Bürgermeister will in fünf Jahren einen ersten Abschnitt der kleinen Weilbacher Umgehung bauen lassen

FLÖRSHEIM/WEILBACH (al) – Bei den Versprechen für die verkehrsgeplagten Weilbacher kennen die Flörsheimer Kommunalpolitiker keine Zurückhaltung. Bürgermeister Michael Antenbrink möchte in etwa fünf Jahren einen ersten Abschnitt der sogenannten „kleinen Umgehung Weilbach“

auf städtische Kosten bauen lassen, und zwar von der Raunheimer Straße bis zur B519 Richtung Hofheim und Autobahn. Um die „Sinnhaftigkeit“ des Straßenbaus zu belegen will er 50.000 Euro in eine neuerliche Verkehrsuntersuchung stecken. Nach derzeitigem Wissensstand könnte die Raunheimer Straße um 5000 bis 7000 Fahrzeuge pro Tag entlastet werden, vor allem den Schwerverkehr aus dem Gewerbegebiet und den Hattersheimer Stadtteilen Eddersheim und Okriftel. Derzeit fahren knapp 9000 Kraftfahrzeuge jeden Tag durch die Raunheimer.

Grundsätzlich möglich

Theoretisch ist „nicht auszuschließen“, dass die kleine Umgehung Weilbach 2015 bei der Fortschreibung des Bundesfernstraßen-Bedarfsplanes an Stelle der seitherigen großen Umgehung für Flörsheim, Wicker und Weilbach aufgenommen wird. Dies geht aus einem Schreiben des hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung an die Bürgerinitiative BI-Pro hervor. (Wir berichteten.) Aber: die Verkehrswirkung und auch die Wirtschaftlichkeit dieses Projektes müssten nachgewiesen werden, hielt der Bürgermeister bei einer Pressekonferenz fest. Und da gilt, dass die kleine Umgehung Weilbach seither verworfen wurde, weil sie „keine ausreichende Leistungsfähigkeit“ besitzt. Und außerdem würde die Trasse „sehr dicht an die Wohnbebauung heranrücken, so dass neue Lärmbetroffenheiten entstehen“, hatte das Ministerium im Schreiben an die Bürgerinitiative festgehalten.

„Grundsätzlich“ hält Wiesbaden aber für „möglich“, dass die Stadt Flörsheim die Kleine Umgehung als Gemeindestraße selber baut. Eine finanzielle Beteiligung des Landes ist dann aber ausgeschlossen. Es will nun das Planfeststellungsverfahren für die B519 neu zurückziehen und damit das Ergebnis des Bürgerentscheids respektieren.

Bürgermeister Michael Antenbrink sieht „das Thema damit erledigt“. Niemand sollte sich großen Hoffnungen hingeben, dass die Weilbacher Umgehung 2015 mit der gebotenen Dringlichkeit in den Bundesfernstraßen-Bedarfsplan aufgenommen werde. Das macht aus seiner Sicht auch keinen Sinn, weil die Straße als Bundesstraße frühestens 2025 bis 2030 gebaut werde.

Neue Verkehrsuntersuchung

Stattdessen will der Bürgermeister „die jetzt bevorzugte kleine Lösung einer Straßenführung um Weilbach herum verkehrlich und wirtschaftlich neu untersuchen lassen“. Unabhängig von allen bisherigen Betrachtungen und Einschätzungen hält Antenbrink für möglich, dass dieser Straßenbau eine nennenswerte verkehrliche Wirkung bringt und wirtschaftlich vernünftig ist. Den Nachweis soll das Gutachten bringen, das über den Nachtragshaushalt 2011 finanziert werden soll. Der Bürgermeister deutete vor der Presse an, dass sich Flörsheims Verkehrspolitiker schon einig sind, die 50.000 Euro auszugeben. Ohnehin herrscht erklärte Einigkeit, den Weilbachern wenigstens die kleine Umgehung zu gönnen, nachdem die große Lösung mittels Bürgerentscheid „für alle Ewigkeiten gestorben“ ist (Antenbrink). Also: Noch in diesem Jahr soll das Gutachten in Auftrag gegeben werden. Denn die Stadt kann nicht einfach drauflosbauen, auch nicht auf eigene Kosten. Die Straße müsste genehmigt werden.

Warum die neue Verkehrsuntersuchung zu anderen Ergebnissen kommen soll als die seitherigen lässt der Bürgermeister und Verkehrsexperte Antenbrink offen. 3,5 Millionen Euro will er ausgeben, um einen ersten Abschnitt der kleinen Weilbacher Umgehung zu bauen. Mit der Verbindung von der Raunheimer Straße zur Bundesstraße nach Hofheim und der Autobahn Frankfurt - Wiesbaden werde nicht nur ein Teil Weilbachs entlastet, sondern auch das Gewerbegebiet im Süden des Stadtteils aufgewertet. Dort liegen einige Flächen brach, die auch wegen der Verkehrsproblematik nur sehr schwer zu vermarkten seien, argumentiert Antenbrink. Der zweite Abschnitt der „kleinen Umfahrung Weilbach“ würde von der Raunheimer zur Rüsselsheimer Straße führen. Dann müsste auch der Verkehrs aus dem Flörsheimer Hertiegelände nicht mehr durch Weilbach.

Also: „Die Straße hätte ihren Wert.“ Der Form halber erteilte Antenbrink der „großen Umgehung Weilbachs“ (ab der B519 östlich des Hertiegeländes) eine Absage, weil die Unterführung von Autobahn und ICE-Trasse mit gut 10 Millionen Euro zu teuer käme.

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