Auf ein Wort Von Brunnen und lebendigem Wasser

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Von Brunnen und lebendigem Wasser

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Brunnen sind heute, in Zeiten von fließendem Wasser, nicht mehr so im Fokus. Früher waren sie oft Kommunikationsort und Heiratsmarkt, meist außerhalb der Siedlung. Dieser Tage war ich an einem sehr alten Brunnen, der uns in vielen biblischen Geschichten begegnet, dem Jakobsbrunnen. Nach dem alten Stammvater Jakob, dem Enkel Abrahams benannt, hat er für das Volk Israel, die gläubigen Juden, bis heute eine große Bedeutung. Er steht im heutigen Nablus, dem biblischen Ort Sichem. 48 Meter tief reicht der Brunnen und liefert bis heute frisches, klares Wasser. In biblischen Zeiten waren Brunnen immer auch Voraussetzung, dass man dort lagern, siedeln, leben konnte.

Dieser alte Brunnen spielt auch im Leben Jesu eine Rolle. Dort trifft er auf eine Frau. Eine Samariterin, eine, die für den Juden Jesu tabu war. Er schaut tief in ihre Seele, erkennt sie und ihren Lebenswandel. Mit ihr kommt er ins Gespräch, lässt sich sogar von ihr Wasser geben und nimmt dann diese erfrischende Gabe zum Anlass, vom Leben zu sprechen. Dabei entspinnt sich ein etwas verwirrender Wortwechsel. Sie schöpft Wasser – er aber sagt von sich, dass er Wasser geben kann; Wasser, das den unendlichen Durst der Seele stillt.

Ich denke an die vielen Menschen dieser Tage, die in ungestillter Sehnsucht dies und das ausprobieren, gar anstellen, um sich scheinbar innerlich lebendig zu fühlen. Ich denke an die Menschen unserer Tage, die dies und jenes auskosten, konsumieren und doch innerlich ausgetrocknet sind. Ich denke an Menschen, deren innere Trockenheit und Dürre zu verzweifelten Taten führt, weil sie gesehen, anerkannt oder bemerkt werden wollen.

Jesus macht der Samariterin am Brunnen deutlich, dass die Sehnsucht des Herzens letztlich nicht von Menschen gestillt werden kann. Er kann lebendiges, lebensschaffendes Wasser geben. In ihm finden wir, was uns beleben und erfrischen, am Leben erhalten und unsere Seele auch wieder aufpäppeln kann. „Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, der wird nie wieder Durst bekommen.“ (Joh 4).

Diese Tage vor Ostern laden uns ein, den Brunnen, die Quelle für unser Leben neu oder wieder zu entdecken.

Dieser Jesus, der Zeit, Rat, Ansehen und Wertschätzung hat für jede und jeden, auch für die, die nicht geliebt sind, die scheel angesehen werden ...

Dieser Jesus, der mit so großem Gottvertrauen ausgestattet lebt, dass er auch Bedrängnis, Widerstand, sogar Leid und Tod annehmen kann, weil ihn eine große Zuversicht trägt ...

Dieser Jesus, der keine Angst vor der Zukunft hat ...

Dieser Jesus will der Brunnen sein, an dem wir schöpfen. Bei ihm finden wir das, was uns wirklich lebendig und lebensfroh macht. Bei ihm finden wir das, was uns auch in Wüstenzeiten am Leben erhält – und dazu muss man sogar nicht zuerst einen Brunnen bohren.

Der Jakobsbrunnen in Nablus jedenfalls ist der Frau damals bestimmt in Erinnerung geblieben. Jesus hat in ihr etwas angerührt, zum Leben gebracht. Und die Begegnung dort hat ihr Leben verändert.

Das ist immer so, wenn man sich auf Jesus einlässt. Bei ihm schöpfen wir aus dem Vollen.

Monika Dittmann

Seelsorgerin Antoniushaus

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