Zweites Leben für den Bürgertest

Preventim erweitert sein Corona-Teststellennetz wieder - Jetzt drei Stationen in Flörsheim

Die neue Drive-In-Station in der hinteren Ecke des neuen Parkplatzes an der Elisabeth-Jakobi-Straße hat am Dienstag die Tore geöffnet.

Sie sind wieder da – und präsenter als je zuvor. Der Wickerer Frederic Lanz musste mit seinem Unternehmen Preventim das Angebot an Corona-Teststationen in Flörsheim und anderen Standorten stark eindampfen, als Anfang Oktober der kostenlose Bürgertest abgeschafft wurde. Erwartungsgemäß sank die Nachfrage danach in den Keller. Die Drive-In-Teststation an der Stadthalle verschwand ebenso wie das Zelt in Wicker auf dem Parkplatz des Schützenhofes, übrig blieb der Container auf dem Stadthallen-Vorplatz. Jetzt ist der Bürgertest zurück, die Nachfrage in Zeiten von 3G und 2G+ riesig, und Lanz ist heilfroh, dass er diese Entwicklung zumindest erahnte, als er vor zwei Monaten zurückfahren musste, denn Preventim betreibt im Rhein-Main-Gebiet nun wieder neun Stationen, drei davon in Flörsheim.

Die Rückkehr mit dem Drive-In auf dem Stadthallen-Parkplatz war für Lanz keine Option mehr. Als Preventim dort im Frühjahr die Station aufbaute, gab es in der Stadthalle keinerlei Veranstaltungen, das Restaurant war noch geschlossen. Als nach und nach der Betrieb wieder anlief, hatte Lanz das Gefühl, mit seiner Station zu viele Parkplätze wegzunehmen. Die am Dienstag in Betrieb gegangene, neue Drive-In-Station ist daher an einem anderen Standort zu finden. Deutlich prominenter platziert als hinter der Stadthalle, darf man angesichts des Aufbaus auf dem neuen Parkplatz an der Elisabeth-Jakobi-Straße sagen, schräg gegenüber den Kolonnaden und dem Gisbert-Beck-Kreisel.

Wie sich die Nachfrage entwickeln wird, kann Lanz nicht voraussagen, aber die Nachfrage sollte durch die Wiederbelebung der kostenlosen Schnelltests da sein. Der recht kleine Parkplatz könnte daher schnell zu einem Stauungspunkt werden, wie es derzeit an manchen der Drive-In-Teststationen zu beobachten ist. Das glaube er zwar nicht, erwidert Lanz und hat etwas anzubieten. „Wenn die Leute sehen, dass es sich in der Elisabeth-Jakobi-Straße staut, können sie ohne lange Wege schnell zu den anderen Stationen ausweichen“, stellt er sich die Praxis der nächsten Monate vor.

Denn Preventim hält als Alternative nicht nur das Walk-In-Testzelt an der Stadthalle bereit. Angeregt durch Wünsche von Bürgerinnen und Bürgern, dass für die weniger mobilen Menschen eine Station in der Altstadt eingerichtet werden möge, öffnete nun die wohl ungewöhnlichste Teststation des Unternehmens direkt an der Flörsheimer Rathauswand. Auf ein Klopfen öffnet sich ein Bürofenster und ein/e Mitarbeiter/in grüßt freundlich. „Heike Schiller vom Ordnungsamt hat uns darauf hingewiesen, dass es da eine Möglichkeit gebe, da der Mitarbeiter, der normalerweise in dem Büro arbeitet, im Home-Office ist“, erläutert Lanz.

Diese Station werde es allerdings nicht allzu lange geben. „Das ist eher eine Übergangslösung, denn das Büro wird natürlich irgendwann wieder gebraucht.“ Aber in der direkten Umgebung soll dann etwas Neues entstehen – hier werden gerade noch Überlegungen angestellt. Nicht wieder aufgebaut wurde und wird die Wickerer Station. Als Alternative für lediglich punktuell aufkommenden Testbedarf plant Eventim dafür eine mobile Lösung: Ein Fahrzeug mit allem, was es braucht einzurichten und auf die Reise zu schicken.

Hier stellt Preventim zusammen mit der Verwaltungsspitze Überlegungen an, wie das Unternehmen eine Lösung für die regelmäßigen Testungen an Kitas und Grundschulen anbieten könnte. „So einen mobilen Standort können wir zielgerichtet aufbauen, wo Bedarf ist“, erläutert Lanz. Eingesetzt würden bei solchen Terminen ausgesuchte und entsprechend geschulte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mit Kindern besonders gut umzugehen wüssten.

Derzeit wirbt Preventim gezielt und „händeringend“, wie Lanz betont, um zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sowohl auf Minijobbasis wie zur Festanstellung auf Zeit. 250 Menschen sind derzeit für das Unternehmen tätig, der Bedarf deutlich größer. Nach dem Auslaufen des Bürgertests hatte Lanz versucht, das verbliebene Personal mit so vielen Schichten zu versorgen wie möglich, aber viele sind natürlich ausgestiegen. Wie lange er diesmal die Jobs anbieten kann, ist davon abhängig, wie die Politik den Bürgertest diesmal laufen lässt. Preventim rechnet mindestens bis Ende März. „Ich gehe davon aus, dass es bei dieser Überlegung bleibt und nicht erneut der Fehler gemacht wird zu früh abzubrechen.“

Immerhin hatte Lanz nach der Einführung der Kostenpflichtigkeit der Tests ein bisschen darauf spekuliert, dass es bald zur Neuauflage des Bürgertests kommen würde, „wir haben etwa die Schilder zwar zusammengepackt, aber nichts weggeschmissen, auch die Settings wie die Theken waren zwischengelagert“, schildert er, gibt aber auch zu: „Ich war drauf und dran alles zu verkaufen.“ Als nun die Wiederbelebung feststand, „da haben wir uns unternehmerisch darauf vorbereitet“.

Auch an anderen Standorten wählte Preventim für den Wiederbeginn neue Standorte, so die Drive-In-Stationen in Wallau an der Ländcheshalle statt Ikea, in Rüsselsheim an der Großsporthalle in der Adam-Opel-Straße. „Wir werden mehr Stationen haben als vorher und schönere“, verspricht Lanz. Dass sich die Mühen des Restarts lohnen, davon geht der Wickerer Unternehmer aus. Wie auf der politischen Ebene mit den nicht ganz billigen Bürgertests langfristig umgegangen wird, muss er allerdings abwarten.

Möglicherweise ist seine Sichtweise nicht ganz frei vom unternehmerischen Interesse, aber die Befreiung geboosterter Menschen von der Testpflicht bei 2G+-Bedingungen (Restaurants, Veranstaltungen), wie sie etwa in Rheinland-Pfalz eingeführt wurde, findet Lanz nicht zielführend. Wie er überhaupt kritisiert, dass bei Geimpften so getan werde, als seien sie nicht als mögliche Überträger weiterhin ein Risikofaktor bei Zusammenkünften. „Deshalb verstehe ich nicht, warum man statt zwischen Geimpften und Nichtgeimpften zu unterscheiden einfach alles von einem negativen Testergebnis abgängig macht, denn so würden wir die Infektionsketten unterbrechen“, sagt Lanz.

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