Leserbrief zum Bericht „Langfristig wertig und funktional flexibel“

Wer sich die 174 Seiten des Flörsheimer Stadtentwicklungskonzeptes ISEK in Gänze durchliest, wird als Stärke des Berichts seine umfassende und gewissenhafte Grundlagenermittlung mit einer seriösen Analyse von Stärken und Schwächen in der Flörsheimer Stadtentwicklung konstatieren. So bietet das Konzept im Ganzen ein positives und durchaus angemessenes Verhältnis von Kosten und Nutzen.

Ein nicht so überzeugender Eindruck drängt sich bei der Betrachtung der sogenannten „Leitprojekte“ auf. Hier fehlt es allem Anschein nach an der gebotenen Klarheit bei der planerischen Grundlagenermittlung. Wie sonst lässt sich erklären, dass auf die Machbarkeitsstudie zum Entwicklungspotential der Flächen am Höllweg aus dem Jahr 2013 der Planergruppe HTWW aus Wiesbaden nicht eingegangen wird. Zwar kann man Anregungen aus der damaligen Studie im neuen Leitprojekt „Nachverdichtung am Höllweg“ wiederfinden, bis hin zum konkreten Vorschlag vom Erhalt der Blickachse zur evangelischen Kirche, doch fehlt eine kritische Auseinandersetzung und eine Aktualisierung der fast zehn Jahre alten Machbarkeitsstudie. So stellt sich zwangsläufig die Frage nach dem Mehrwert des aktuellen „Leitbildes“. Beispielsweise vermisst man eine aktuelle Diskussion der Parkplatzproblematik, schließlich haben die Planer im Jahr 2013 einen Bedarf von 250 Parkplätzen im Bereich des Höllweg ermittelt. Auch eine Konkretisierung der besseren, fußläufig kürzeren Verknüpfung der Bushaltestellen mit der S-Bahn hätte man erwarten können.

Überhaupt fallen die Vorschläge des Entwicklungskonzeptes aus dem Bereich des Individualverkehrs hinsichtlich ihrer Machbarkeit aus dem Rahmen. Mag man über die Chancen zur Realisierung der Vorschläge für die Frankfurter Straße in Weilbach nach Fertigstellung der kleinen Umgehung noch diskutieren, lassen einen die wenig durchdachten Vorschläge zur Verkehrsberuhigung der Bürgermeister-Lauck-Straße etwas irritiert zurück. Was würde wohl passieren, wenn man eine innerstädtische Durchgangsstraße ohne wirkliche Alternative mit einem durchschnittlichen täglichen Verkehr von 12.000 Fahrzeugen mit Verengungen und Verschwenkungen der Fahrbahn „verkehrsberuhigt“, dies in Verbindung mit einem regionalen Schulzentrum, das schon heute in Spitzenzeiten für extreme Verkehrsverhältnisse sorgt. Dabei gilt es als unstrittig, dass ein Straßennetz aus Einbahnstraßen zu längeren Wegen mit schließlich mehr Verkehr in den jeweiligen Straßen führt und dies bei höheren Geschwindigkeiten.

Ach so, für die „Revitalisierung unbenutzter und teilweise brachgefallener ehemaliger Bahnanlagen“ am Höllweg gibt es bereits einen Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan. Den hat die Flörsheimer Stadtverordnetenversammlung im Dezember 2014 auf der Grundlage der damaligen Machbarkeitsstudie der Planergruppe HTWW einstimmig beschlossen. Sicherlich wird die Stadtverordnetenversammlung bei nächster Gelegenheit an diesen Beschluss und ihren Auftrag zur Entwicklung des Geländes erinnern.

Michael Antenbrink

Bürgermeister a.D.

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