Offener Brief vom 22.11.2011

 

Hessisches Ministerium der Finanzen
Z Hd. Herrn Minister Dr. Schäfer
Postfach 31 80
65021 Wiesbaden

 

Ihre Antwort auf meinen Antrag vom 31.10.2011
Sehr geehrter Herr Minister Dr. Schäfer,
Sie haben Ihren Mitarbeiter beauftragt, meinen Antrag wegen der von Ihrer Landesregierung zu verantwortenden erheblichen Beeinträchtigung meiner Arbeit, längere Fristen zur Abgabe von Steuererklärungen zu gewähren, abzulehnen. Ich kann Ihnen versichern, dass ich nicht so naiv war, anzunehmen, mein Antrag hätte auch nur eine Spur einer Chance. Mir war es nur wichtig, Ihnen einen Teilbereich dessen darzulegen, was Ihre Landesregierung mit der Erlaubnis zur Inbetriebnahme der Landebahn für ein Desaster angerichtet hat.
Da fast jedes Mandantengespräch, ob telefonisch oder persönlich, sich dadurch in die Länge gezogen hat, weil es den Mandanten ein Bedürfnis war, über die schrecklichen Vorgänge in unserer Stadt zu sprechen, wurde meine Arbeit deutlich erschwert. Im Antwortschreiben belehrt mich Ihr Mitarbeiter darüber, dass auch andere Bewohner der Stadt unter ähnlichen Bedingungen leben und arbeiten müssen. Ich muss dies als Verhöhnung betrachten: Glauben Sie allen Ernstes, mich darüber belehren zu müssen?
Ich werde um Verständnis für Ihre Entscheidung gebeten, meinen Antrag nicht stattzugeben. Nein, ich habe kein Verständnis dafür, dass ...
Schüler in unserer Stadt ihre Hausaufgaben bei geschlossenem Fenster nur mit Ohrenstöpsel machen müssen, weil der Lärm ihre Konzentration massiv stört,
dass Kinder um 5.oo Uhr von Flugzeugen geweckt werden und so nur noch 6 Stunden Schlaf haben,
dass Ihre Landesregierung mit dem Berufungsverfahren ihnen auch noch das bisschen Schlaf rauben will, das ihnen das sogenannte Nachtflugverbot lässt,
Kinder draußen nicht mehr spielen wollen, weil ihnen der Krach und die niedrigen Flugzeuge Angst machen,
Erzieherinnen draußen nicht mehr arbeiten können, weil ihre Rufe von den Kindern nicht mehr gehört werden,
ich angehalten werde, jede Frist einzuhalten, die Einhaltung des Nachtflugverbotes aber offensichtlich nicht mit gleicher Stringenz überwacht wird (fast jeden zweiten Tag gibt es Verstöße),
in den besonders betroffenen Straßen die Menschen Angst haben müssen, von herabfallenden Dachziegeln erschlagen zu werden, die durch Luftschleppen gelöst wurden,
wir Angst haben müssen, dass ein Flugzeug wegen Vogelschlag mitten über unserer Stadt abstürzt (zur Info: Fraport hat aus Angst vor Vogelschlag Parallelflüge angeordnet, so dass Hubschrauber Vogelschwärme verjagen müssen),
Trauernde bei Ostwind die tröstenden Worte des Priesters am Grabe nicht mehr hören können,
Menschen um ihre Altersversorgung bangen, da ihre Immobilien deutlich an Wert verloren haben,
ein Minister einen Eid auf die Verfassung schwört, in dem der Schutz auf körperliche Unversehrtheit, Gleichheit vor dem Gesetz, das Recht auf Bildung, das Recht auf Eigentum und das Recht auf freie Berufsausübung garantiert wird, die oben genannten Zustände, die diese Grundrechte allesamt verletzen, aber duldet.
… und Sie allen Ernstes von mir verlangen, all dies wegzustecken und meine Arbeit genauso zu leisten, als wäre nichts geschehen? Nein, für so ein Anliegen habe ich keinerlei Verständnis! Ich werde dies auch niemals haben, denn ich habe etwas, was in der Landesregierung offenbar abhandengekommen ist: Mitgefühl!
Mit Grüßen
Johannes Mohr
Steuerberater
Wickerer Straße 8–10
65439 Flörsheim
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