Leserbrief Verstehen Sie „Denglisch“?

War neulich wieder einmal im MTZ. Mit meiner Frau. Folglich auch in einem großen Modegeschäft. Die fast einstündige Wartezeit, in der meine frühere Verlobte das Sortiment in Augenschein nahm, nutzte ich auf meine Weise: Ich sah mir die Werbesprüche an. „Darling Harbour“ stand da – für mich völlig beziehungslos – am Regal für Blusen. Auch mit „Looking to refresh your closet“ kam ich ebenso wenig klar wie mit „Shop the collection“. Den Hinweis „With you every step“ neben dem Foto einer attraktiven jungen Frau deutete ich als eine Aufforderung, ihr zu folgen. Ging aber nicht: Die erforderlichen Daten zu einer Kontaktaufnahme fehlten.

Werbeaussagen sollen ja, dachte ich mir, den Kunden informieren und ihn zu einer Reaktion veranlassen. Bestenfalls zu einem Kauf. Da ich bei keiner der Angaben den eigentlichen Sinn verstand, fragte ich eine Verkäuferin. Ich gebe zu, es war scheinheilig und nicht ganz fair. Aber ich lerne ja gerne noch dazu. Ging aber hier nicht denn „Das ist doch alles nur Reklame. Kein Mensch hat bisher danach gefragt“, erfuhr ich von der Verkäuferin.

Doch dann wurde ich stutzig: „ANPROBE“ stand da über einer Kabine. Das klang nicht sehr Englisch. War den Werbetextern das englische Wort für „Anprobe“ nicht eingefallen?

Jetzt überlege ich: Soll ich bei der Volkshochschule einen Kurs belegen in Reklame-Englisch? Oder solche Geschäfte in Zukunft meiden? Ich werde mich wohl für das Letztere entscheiden.

Bernd Zürn

Schillerstraße 1, Flörsheim

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