Bevor zur offiziellen Turmeröffnung geschritten wurde, würdigten Dieter Wolf, Geschäftsführer der Regionalpark RheinMain Pilot GmbH, und Landrat Michael Cyriax zu Beginn der Veranstaltung in ihren Festtagsansprachen die Umweltbildungsarbeit des Naturschutzhauses und die Rekultivierungsarbeit des GRKW. Das Projekt sei eine „riesengroße Erfolgsgeschichte“, so Cyriax und man könne stolz darauf sein, dass die Kiesgruben aus vielen Gegenden der Rhein-Main Region angesteuert werden.
Voller Stolz und Optimismus zeigten sich auch die geladenen Redner bei der von allen erwarteten Eröffnung des Regionalparkturms. Zwar sei Claudia Jäger, Erste Kreistagsabgeordnete des Landkreises Offenbach und Aufsichtsratsvorsitzende der Regionalpark Ballungsraum RheinMain GmbH, nicht Befürworterin des Bauvorhabens gewesen, habe sich aber von den Konzepten überzeugen lassen. Der Turm hat, so Jäger, zwei zentrale Funktionen: Er ist Aussichtspunkt und Landmarke zugleich. In einer Region der Türme reihe sich der Regionalparkturm neben bekannten Türmen wie der Flörsheimer Warte, dem Hofheimer Meisterturm oder gar der Frankfurter Skyline ein. „Er ist ein sichtbares Zeichen regionaler Zusammenarbeit“, fuhr Jäger fort. Diese „Sichtbarkeit“ des Turmes wäre ihr dabei beinahe zum Verhängnis geworden: Schmunzelnd erzählte sie den Besuchern, dass sie auf der Hinfahrt über die A66 den Turm erblickte und ein lautes „Wow“ von sich gab und dabei fast einen Unfall verursachte.
Ein bei der Flörsheimer Bevölkerung mit Missgunst betrachtetes Unternehmen war bei der Verwirklichung dieses Bauvorhabens finanziell mitbeteiligt: Die Fraport. Seit 15 Jahren pumpe sie 14 Millionen Euro in die Region, „beispielsweise bei der Errichtung des Hattersheimer Rosariums“, betonte Jäger. „Insofern gilt mein Dank auch der Fraport“, so die Kreistagsabgeordnete. Flörsheims wiedergewählter Bürgermeister Antenbrink fügte hinzu, dass die Fraport-Beteiligung sogar eine Selbstverständlichkeit sei. „Wir wollen einen Ausgleich, eine Kompensation für die Fluglärmbelästigungen. Der Turm ist ein Beitrag dazu“, so Antenbrink. Generell, fuhr der Flörsheimer Rathauschef fort, sei der Park ein Paradebeispiel dafür, wie der Widerspruch zwischen immer fortschreitender technischer Entwicklung und Bewahrung der Umwelt gelöst werden könne.
Neben der Fraport hat sich auch das Land Hessen mit 70 000 Euro am Bau des Turmes beteiligt, in den Regionalpark hat es insgesamt schon 3 Millionen Euro gesteckt. Ministerialrat im Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung, Karl Thumser, geht sogar davon aus, dass das Land Hessen auch in finanziell schwierigen Zeiten den Regionalpark unterstützen werde. Der Regionalparkturm scheint somit wohl nicht das letzte größere Bauvorhaben gewesen zu sein.
„Groß“ ist ein gutes Stichwort: Der Turm ist ganze 41 Meter hoch. Das entspricht einem neungeschossigen Haus. Damit ist der Regionalparkturm nur zwei Meter kleiner als der größte Turm in der Region, dem Goetheturm – ohne Berücksichtigung der Frankfurter Skyline. Die Architekten, darunter planender Architekt Peter Karle, entschieden sich für eine Stahlkonstruktion mit Lärchenholzverkleidung. Insgesamt wurden dabei 60 Tonnen Stahl und 800 Quadratmeter Holz verbaut. Das Lärchenholz werde über die Jahre zwar grau werden, ergäbe aber, so Architekt Karle, einen guten Kontrast zu den gelben Spitzen.
Die vier Spitzen seien mit Absicht so konstruiert worden, dass verschiedene Assoziationen aufgebaut werden können. „Die einen denken an Blütenknospen, die anderen an Vogelschnäbel und andere wiederum an Hasenohren“, erklärte Karle. Genau dieser Effekt sei Ziel der Formgebung.
Auf exakt 27,60 Metern Höhe befindet sich eine Aussichtsplattform. Wer dort hinauf möchte, muss 170 Stufen erklimmen, wird aber mit einer grandiosen Aussicht von Frankfurt bis nach Mainz belohnt. Am Boden der Plattform ist eine circa zwei Quadratmeter große Panzerglasplatte verbaut, die den Blick in die Tiefe freigibt. Nicht jeder Erstbesteiger an diesem Festtag brachte genug Mut auf, sich auf das Glas zu stellen. Weiterer Clou: Die gelben Spitzen des Turmes werden am Abend mittels Dämmerungsschalter beleuchtet. Dabei habe man großen Wert auf tierfreundliche Lichtstrahler gesetzt, so Karle. Tierschützer bleiben wohl trotzdem skeptisch.
Für diejenigen, die den Gang in die Höhe nicht wagen oder körperlich nicht dazu im Stande sind, aber trotzdem die Aussicht genießen wollen, denen ist im Internet Abhilfe geschaffen. Die Architekten entschieden sich, eine Webcam am Turm anzubringen, deren Bilder rund um die Uhr im Internet abrufbar sein werden.
Parallel zur Turmeröffnung und bis in den späten Nachmittag hinein bot das Naturschutzhaus eine Fülle an Programmpunkten für die Besucher an. Professor der Geologie Karl Joseph Sabel nahm in seiner Exkursion „Sand und Sterne“ die Besucher mit auf eine geologische Entdeckungstour quer durch die Weilbacher Kiesgruben. Ein Quintett der „Frankfurt Chamber Brass“ sorgte für die passende musikalische Unterhaltung. Des Weiteren waren die bunt gekleideten Regionauten, eine Theaterformation, ein echter Hingucker für die Kinder. Abgerundet wurde das Programm mit zahlreichen Forscher- und Entdeckungsstationen rund um die Landschaft des Regionalparks.
Eine Landschaft, die von nun an eine Landmarke besitzt.
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