Hübsch anzusehen und ganz schön teuer

Ortsbeirat Wicker lobt Plan zur Kreiselgestaltung, hadert aber mit den Kosten / Haushaltsdefizit wächst auf 1,7 Millionen Euro an

So sieht der vom Ortsbeirat Wicker favorisierte Entwurf zur Kreiselgestaltung aus. Ob es angesichts der Haushaltslage zur Realisierung kommt, bleibt vorerst offen.
Grafik: Stadt Flörsheim am Main)

WICKER/WEILBACH (noe) – Am Montag, 5. Februar, stand der Haushalt 2018 in den Ortsbeiräten Wicker und Weilbach zur Beratung und gegebenenfalls Beschlussfassung auf der Tagesordnung. In beiden Gremien gab Erster Stadtrat und Kämmerer Sven Heß bekannt, dass sich die Ausgangslage aufgrund eines kürzlich zugestellten Messbescheids verschlechtert habe – die Stadt müsse demnach eine Gewerbesteuerrückzahlung in Höhe von 963.000 Euro leisten, der Fehlbedarf wachse somit auf 1,7 Millionen Euro an. Da der Landrat, wie Heß in Erinnerung rief, nur einem ausgeglichenen Haushalt zustimmen werde, müssten nun die entsprechenden Maßnahmen getroffen werden. Die Ortsbeiräte meldeten unisono Beratungsbedarf an; aber auch ohne die unerfreuliche Nachricht des Kämmerers wäre es nicht zu einer gründlichen Diskussion in den Ortsbeiräten gekommen, da die Fraktionen derzeit noch mit dem Abfassen ihrer Haushaltsanträge beschäftigt sind. Demgemäß wurden die den Haushalt betreffenden Tagesordnungspunkte ohne Beschlussempfehlung geschlossen. Am 15. Februar wird sich der Haupt- und Finanzausschuss mit der neuen Situation auseinandersetzen müssen.
 

Eine Information für beide Ortsbeiräte hatte auch Bürgermeister Michael Antenbrink auf dem Zettel: Das vom Bund mit dem Betrieb des Lkw-Mautsystems beauftragte Unternehmen „Toll Collect“ werde an der Bundesstraße zwischen dem Querungsbereich A3-Brücke/B40 bei Weilbach und dem Prälat-Müller-Weg in Wicker eine blau-grüne, etwa 4 Meter hohe Kontrollsäule errichten. Sie ähnele zwar einer überdimensionierten Blitzanlage, diene aber einzig und allein zur Erfassung der ab Juli 2018 auch auf allen Bundesstraßen geltenden Lkw-Maut. Des Weiteren teilte der Bürgermeister in beiden Ortsbeiräten mit, dass die LED-Aufrüstung sämtlicher Straßenlaternen im Stadtteil Wicker fast abgeschlossen sei. Wann die Syna, die den Austausch der Leuchten vornimmt, nun auch in Weilbach tätig wird, sei indes noch nicht bekannt, sagte Antenbrink.

„Wir sind jetzt mal dran!“
Offen bleibt zum gegenwärtigen Zeitpunkt auch die Frage, ob und wann die Mitte des mittlerweile nicht mehr ganz so neuen Wickerer Kreisels gestaltet wird. Immerhin konnte sich der Ortsbeirat Wicker nun auf einen Entwurf einigen, der realisiert werden könnte – wenn dem nicht die in Höhe von 130.000 Euro veranschlagten Kosten entgegenstehen würden.

Am Montag wurden dem Ortsbeirat zwei Varianten zur Abstimmung empfohlen, die sich kaum voneinander unterschieden. In den vorangegangenen Wochen hatte sich die zum Zwecke der Entwurfsermittlung gebildete Arbeitsgruppe des Ortsbeirates mit einer Reihe von Vorschlägen aus der Bevölkerung beschäftigt und sich schlussendlich auf das zur Vorlage gebrachte Modell verständigt. Es handelt sich um drei ineinander verschobene steinerne Ringe, die von dem mit einem 4 Meter hohen Stahlbogen überspannten und ebenfalls aus Stahl gefertigten Wickerer Wappen gekrönt werden. Die Innenflächen der Ringe werden laut Entwurf mit pflegeleichten, gleichwohl hübsch anzusehenden Staudengewächsen bepflanzt, am Rand der Kreiselmitte könnten Bodendecker oder Rasen wachsen. Ein automatisches Bewässerungssystem soll manuelles Gießen überflüssig machen. Auf dem Richtung Weilbach weisenden Mauerring wird, was auch der Bogen zum Ausdruck bringen soll, der Schriftzug „Tor zum Rheingau“ zu lesen sein. Vorgesehen ist zudem, das Wickerer Wappen in den Abendstunden zu illuminieren, die dazu notwendigen Leuchten sollen auf der Innenseite des Bogens installiert werden. Der Ortsbeirat hatte nur noch zu entscheiden, ob die Ränder der Ringe aus Natursteinen oder Klinker bestehen sollten; man entschied sich einstimmig für den Naturstein.

Unter ästhetischen Gesichtspunkten waren alle Ortsbeiräte mit dem Siegerentwurf zufrieden – ganz anders wurde allerdings die Kostenfrage bewertet. Die vom Bürgermeister veranschlagten 130.000 Euro Gesamtkosten erschien den CDU-, FDP- und GALF-Ortsbeiräten und weiteren Vertretern des Viererbündnisses, etwa den Fraktionsvorsitzenden Renate Mohr (GALF) und Thomas Probst (dfb), als zu hoch, um sie angesichts der aktuellen Haushaltslage rechtfertigen zu können. Bürgermeister Antenbrink entgegnete, dass man die gegenwärtige Niedrigzinsphase ausnützen müsse – man werde ansonsten mittel- und vielleicht bereits kurzfristig erheblich mehr Geld auf den Tisch legen müssen, um die vorliegende Planung zu realisieren.

Man sollte sich darum bemühen, eine kostengünstigere und dennoch dem Entwurf entsprechende Lösung finden, schlug Luana Schnabel (CDU) daraufhin vor. Katharina Adam (SPD) indes beharrte auf der Umsetzung der vom Ortsbeirat – vorbehaltlich der Kosten – beschlossenen Kreiselzierde: „In den letzten Jahren gab es keine großen Investitionen in Wicker. Wir sind jetzt mal dran!“

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