Der Weilbacher Sportverein ist seit 1949 in Besitz eines Sportplatzes. Bis in die 70er Jahre war das Sportplatzgelände viel größer als die Weilbacher heute ihren Übungsplatz kennen, gab es doch gar ein Handballspielfeld und eine 100-Meter-Bahn. In den 70er Jahren brauchte die Turngemeinde jedoch dringend Geld, um die vereinseigene Halle zu sanieren, sodass ein Großteil des angrenzenden Geländes als Bauland verkauft werden musste. Durch das Bauen der Wohnhäuser wurde der eigentliche Sportplatz mit Erdhügeln und Kratern übersät und an eine sportliche Nutzung war nicht mehr zu denken. In den 70er Jahren gründete sich jedoch auch eine Leichtathletik-Abteilung im Verein und so wuchs der Wunsch nach einem neuen Sportplatz stetig. Insgesamt sollten jedoch acht Jahre ins Land gehen, bis auf einem kleineren Sportplatz wieder trainiert werden konnte.
Im Winter 1975 kamen die Trimmer der TG auf die Idee, einmal das amerikanische Pionierbataillon in Eschborn zu fragen, ob sie bereit wären, die Erdarbeiten für den neuen Sportplatz auszuführen. Die Soldaten waren dem Vorhaben zugetan, machten allerdings Genehmigungen durch die Gewerkschaft Bau-Steine-Erden und der Kreishandwerkerschaft zur Bedingung. Während die Gewerkschaft keinerlei Bedenken gegen die Hilfe der Amerikaner hatte, wehrte sich die Kreishandwerkerschaft vehement. Persönliche Gespräche sowie die Einschaltung von Landrat und Bundestagsabgeordneten prallten an der Sturheit des damaligen Obermeisters ab und erst ein erneuter Brief mit einer Drohung, die Presse einzuschalten, bewog ein Umdenken.
Im April 1976 genehmigte die Kreishandwer?kerschaft den Einsatz des Pionierbataillons. Aufgrund von Manövern kamen die Amerikaner aber erst im Winter dazu, den Platz mit ihren schweren Lastern und Gerätschaften zu bearbeiten, was zu erheblichem Widerstand der Anwohner führte. Durch die nasse Erde wurden die umliegenden Straßen durch die verschlammten Reifen verschmutzt und so verbot die Polizei noch am ersten Arbeitstag eine weitere Nutzung der Schillerstraße. Zudem wurden die Hilfskräfte aufgefordert, die Straße innerhalb von zwei Stunden wieder zu reinigen. Es kam die Idee auf, einen betonierten Feldweg als Transportweg von und zur Kiesgrube zu nutzen, doch diesmal versperrte der Ortspolizist den Fahrweg, fürchtete er doch eine Beschädigung des Weges durch die schweren Laster. So beschloss man, die Laster über die Weiher- und Eddersheimer Straße in die Kiesgruben fahren zu lassen, doch auch hier legten die Anwohner am dritten Tag ein Veto ein, sodass eine noch weitere Strecke für den An- und Abtransport des Sandes gewählt werden musste.
Wegen des schlechten Wetters wurde zudem einiges mehr an Auffüllmaterial benötigt, sodass die bereitgelegten Sandhaufen in der Kiesgrube nicht genügten. Die Amerikaner legten daraufhin selbst Hand an und brachen weiteren Sand aus der Kiesgrube ab. Die Bauaufsichtsbehörde des Main-Taunus-Kreises forderte plötzlich jedoch die Stadt Flörsheim auf, das Abgraben von Kies unverzüglich zu stoppen. Die Amerikaner leugneten zwar ein Abbaggern der Steilwände, doch belegten Fotos das pragmatische Handeln der Soldaten, die inzwischen ihre Arbeiten so oder so schon eingestellt hatten, war ihnen doch Sand einer anderen Grube noch zur Verfügung gestellt worden.
Nach den groben Vorarbeiten war die Kasse der TG zunächst leer und so bat man den Kreisausschuss um eine Bezuschussung der Arbeiten. Dieser hatte jedoch gar keinen Sinn für eine finanzielle Unterstützung, sondern stellte fest, dass die TG eine illegale Baumaßnahme vorgenommen habe. Innerhalb von sechs Wochen sollten die Turner fehlende Anwohnerzustimmungen und eine Bescheinigung der Stadtverwaltung vorlegen, um ein Ordnungswidrigkeitsverfahren zu stoppen. Die Stadt bescheinigte, dass auch schon vor den Baumaßnahmen ein Sportplatz bestanden habe und auch die Nachbarn gaben ihr Einverständnis für den Trainingsplatz.
So konnte der Platz nach dem behördlichen Spießrutenlauf erst im September 1980 wieder eröffnet werden. Die jetzige Sanierung lief zwar reibungsloser und ohne behördlichen Kampf, dennoch wurden Helfer wie Dietmar Klöß, Gerhard Friedrichs und Norbert Gebhardt benötigt, um die Baumaßnahmen zu beaufsichtigen und Gelder zu akquirieren. Eine zusätzliche Spende der NASPA-Stiftung in Höhe von 3.800 Euro ermöglichte der TG die Anschaffung einer Hochsprunganlage. „Die Anlage ist bestellt“, versicherte Pressewart Werner Siebel vor Beginn der Vereinsmeisterschaften am Samstag.
Fortan sollen weitere Leichtathletik-Generationen auf dem Platz trainieren. „Der Platz entspricht von seinen Ausmaßen zwar keinen Wettkampfnormen, aber für Trainingszwecke und den Kinder- und Jugendbereich reicht er allemal“, so Werner Siebel. Auch die Weilbacher Grundschule wird das Sportfeld für den Schulsport nutzen.
Kommentare