Das Gemeindezentrum war im Vorfeld zur Königshochburg erklärt worden, denn früh um 8.45 Uhr trafen sich dort am Freitag und Samstag die Sternsinger, um sich einzukleiden, Lieder zu proben und Routen festzulegen. Ab 9.30 Uhr sollten die Weilbacher dann ausgeschlafen haben, konnte doch jederzeit die Türklingel ertönen und die Sternsinger mit Lied und Segensspruch ihre Aufwartung machen. Die Sammelbüchse wurde gereicht und schnell füllten sich Taschen mit Süßigkeiten, die die Besuchten den Kindern zusteckten. „Eine Frau spendete Geld für die Sternsingeraktion und wollte uns persönlich mit fünf Euro für unseren Einsatz belohnen. Wir aber sagten, dass wir das Geld auch spenden, um noch mehr Gutes zu tun“, berichtete Cora Schneider, die schon viele Male bei den Sternsingern dabei war.
Über Schokolade, Gummibärchen und Kekse freuten sich die Kinder aber allemal und stolz schleppten sie ihre Erträge zur Mittagszeit zur Rast ins Gemeindezentrum zurück. Nach einer Stärkung mit Nudeln und Tomatensoße beziehungsweise Pizzabrötchen und einer kurzen Verschnaufpause machten sich die Trupps wieder auf den Weg, klingelten und trafen meist auf freundliche Weilbacher. „Manchmal aber knallten uns die Leute auch einfach die Türen vor der Nase zu“, berichteten die Kinder. Gerade die neuen Sternsinger mussten solch abweisende Reaktionen erst einmal verdauen, waren sie doch voll Eifer und Engagement bei der Sache und hatten oft gar nicht mit Ablehnung gerechnet. „Jede Gruppe hat dies mindestens drei oder vier Mal erlebt. Das Sternsingergeschäft ist nicht einfach“, so Kornelia Schattner. „Ihr bekommt so auch ein Gefühl, wie es etwa ist, wenn man nicht geholfen bekommt und sich die Kinder in armen Ländern fühlen“, so die Gemeindereferentin zu den Kindern.
Die netten Momente überwogen aber allemal und stolz erzählten die Kinder am Abend ihren Eltern von ihren Erlebnissen. Mal trafen sie die Weilbacher noch im Nachtgewand an, ein anderes mal wurden sie freundlich auf Tee und Kuchen oder auch zu Cola und Chips geladen und eine Familie glaubte sogar, die sich vermehrende Meerschweinchen-Nachzucht an die Sternsinger vermitteln zu können. Die Hauptorganisation lag in Händen von Lisa Dreyer und ihrem Team. Dreizehn jugendliche Betreuer begleiteten die Kinder auf ihren Wegen und drei Mütter kümmerten sich um Verpflegung und Gewandung und hatten im Vorfeld sieben neue Kostüme geschneidert, alte ausgebessert, alle gewaschen und gebügelt und Kronen und Turbane geflickt. „So manch alter Vorhang wurde zu neuem Leben erweckt“, so Sabine Benoit.
Im Abschlussgottesdienst am Sonntag erzählte Dr. Isack Majura von seinem Leben im diesjährigen Beispielland der Sternsingeraktion Tansania. Majura musste als Kind täglich 30 Kilometer Schulweg bewältigen, sieben Kilometer zur Wasserstelle laufen und im vier Kilometer entfernten Wald Holz holen. Man hätte nur von dem gelebt, was einem die Natur geschenkt habe, doch auch so hätte sein Großvater 110 Jahre alt werden können. „Die weiten Wege der Menschen in Tansania, die Wege der Waisen aus dem Morgenland und die Wege der Sternsingerkinder aber verbinden euch alle“, meinte die Gemeindereferentin Schattner, die anfügte, dass das lange Laufen Isack Majura aber auch zu zwei Olympiateilnahmen als Marathonläufer geführt habe.
Majura ist Moslem und berichtete aber vom friedlichen Miteinander vieler Religionen in seinem Heimatland. „Einer meiner Onkel ist Katholik, ein anderer Protestant und wenn Weihnachten ist, gehen wir alle zusammen zur Kirche und wenn wir einen muslimischen Feiertag haben, gehen wir zur Moschee und speisen gemeinsam“, berichtete Majura. Auch für ihn selbst, sei der Besuch der Kirche selbstverständlich, zumal seine Ehefrau als Küsterin in Weilbach arbeite. Das Geld der Sternsingeraktion helfe Tansania beim Aufbau einer medizinischen Versorgung, gebe es derzeit beispielsweise doch nur 100 Kinderärzte für 13 Millionen Kinder im Land. „Die Wege zu Trinkwasser, Bildung und zur medizinischen Versorgung sind einfach unglaublich weit“, fasste Majura, der in Raunheim als Stadtteilhelfer tätig ist, die Situation seines Heimatlandes zusammen. Er dankte im Namen seines Heimatlandes für das große Engagement der Sternsingerkinder, die den Gottesdienst noch mit einem modernen Sternsinger-Rap bereicherten.
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