Im Rahmen einer bewegenden Mahnwache gedachte Flörsheim der Opfer des Anschlags von Hanau
Am vergangenen Freitag, den 21. Februar, versammelten sich um 18 Uhr über 150 Flörsheimerinnen und Flörsheimer auf dem Rathausplatz, um der Opfer des rechtsextremistischen Terroranschlags von Hanau zu gedenken und gemeinschaftlich ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen. Aufgerufen hatte dazu die Grüne Alternative Liste Flörsheim (GALF), gekommen waren unter anderem auch Bürgermeister Dr. Bernd Blisch (CDU), die Erste Stadträtin Renate Mohr (GALF) sowie Vertreter aller Fraktionen im Flörsheimer Stadtparlament.
Umringt von Kerzen standen zwei Plakate: "In Gedenken an die Opfer rassistischen Terrors in Halle, Hanau und überall" und "Rassismus und Antisemitismus sind gesellschaftliche Probleme und keine Einzelfälle".
Zuerst ergriff Carola Gottas (GALF) das Wort, die froh darüber war, dass so viele Menschen gekommen waren. Sie verwies auf die vielen Mahnwachen, die als Reaktion auf den Anschlag von Hanau in ganz Deutschland stattfanden und die vielen Menschen, die hierbei auf die Straße gingen, um sich zu treffen und gemeinsam der Opfer zu gedenken, aber auch um Stellung zu beziehen und zu sagen: "Es langt. Es reicht. Keine weitere rechte Gewalt in Deutschland, keine weiteren Toten." Gottas warb um ein Aufstehen gegen Gewalt, um einen aktiven Abbau von Vorurteilen, Ausgrenzung und Neid. "Denn das ist Gift für unsere Gesellschaft", so die Stadtverordnete. Auch am Arbeitsplatz müsse man aufstehen und etwas sagen, wenn alltagsrassistische Sprüche kommen. "Es muss immer und überall präsent sein: Wir wollen uns nicht spalten lassen als Gesellschaft", forderte Gottas.
Dann wurde die GALF-Politikerin konkreter: "Leider verbreitet die AfD Lüge und Hetze, und so bereitet sie auch den Boden für solche Taten wie in Hanau." Das jüngste Wahlergebnis der AfD in Flörsheim bereite ihr Sorge. Sie könne sich gut vorstellen, dass viele Menschen diese Partei aus Protest gewählt haben, und es läge ihr fern, diese Wählerinnen und Wähler zu verurteilen. Jedoch formulierte sie einen Appell: "Bitte informieren Sie sich darüber, was im Parteiprogramm der AfD wirklich steht." Gottas ermunterte zum Dialog mit den hiesigen Kommunalpolitikern im Stadtparlament und zum eigenen, aktiven politischen Engagement: "Es gibt keine Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung, die nicht froh wäre, wenn neue Leute dazukommen."
Plädoyer für ein buntes Flörsheim
Bürgermeister Dr. Bernd Blisch dankte Carola Gottas für ihre Worte und für die Initiierung der Mahnwache. Blisch zeigte sich etwas erschüttert angesichts der Tatsache, dass im Rahmen der Berichterstattung dem Täter häufig nur "mutmaßlich" rechtsradikale und rassistische Motive zugesprochen wurden. Der Täter habe in den sozialen Medien selbst geschrieben, dass er Fremde hasst und hat darüber nachgedacht, welche Nationen besser und welche schlechter sind und dass man schlechtere Nationen liquidieren solle - rechtsradikaler und rassistischer könne eine Motivlage kaum ausfallen.
Gott sei Dank sei die Welt nicht so, wie sie sich dieser Attentäter vorgestellt hat, stellte Blisch fest. Sie ist bunt - und das nicht nur an Fastnacht, sondern das ganze Jahr über. "Flörsheim ist eine Stadt mitten im Rhein-Main-Gebiet. Unsere Nachbarn, unsere Freunde, unsere Kollegen auf der Arbeit kommen aus aller Herren und aller Frauen Länder. Sie bereichern unser Leben und machen unsere Stadt so bunt und vielfältig, wie wir unser Flörsheim mögen und lieben", stellte der Bürgermeister fest. Man spüre jedoch auch, dass diese Vielfalt und Buntheit angesichts solcher terroristischer Taten wie in Hanau bedroht sind. Man sei deshalb täglich gefordert, für das Ziel eines freien, demokratischen und bunten Lebens einzustehen und zu kämpfen.
Blisch freute sich darüber, Vertreter aller demokratischen Parteien zur Mahnwache begrüßen zu dürfen: "Auch die unterschiedlichen Parteien in unserem Stadtparlament sind in ihren Ideen und Vorstellungen so bunt wie das Leben. Dabei aber sicher alle mit dem gleichen Ziel, vereint das Beste für unsere Stadt zu tun."
"Lassen Sie uns deshalb bei allen Unterschiedlichkeiten unserer Meinungen zusammenstehen, wenn es zu Angriffen auf unsere Freiheit kommt, zu Angriffen auf unsere Demokratie und auf unser buntes Miteinander", so der Appell des Bürgermeisters, bevor schließlich gemeinsam im Rahmen einer Schweigeminute still der Opfer von Hanau gedacht wurde.