Charakter gezeigt

U19 der HSG Hochheim/Wicker trotzt der Verletztensituation und führt Oberliga-Quali an - Eine Saisonbilanz

Am Abwehrbollwerk der HoWi-AJugend ist für die Gegner kein Vorbeikommen.

„Präsenz zeigen“ und „Hohe Bereitschaft“, das waren in den vergangenen Wochen die vom Trainergespann Rossmeier/Podlech/Göbel am meisten beanspruchten Parolen in den Mannschaftsbesprechungen vor jedem Spiel der neu formierten A-Jugend der HSG Hochheim/Wicker.

Am 30. Oktober begann die Qualifikation zur Oberliga Hessen mit einem Heimspiel gegen die TG Schierstein, das deutlich mit 41:23 gewonnen werden konnte. Es folgte das erste Auswärtsspiel gegen die TSG Münster, das ebenfalls (26:35) gewonnen werden konnte, jedoch wurde der Sieg teuer erkauft. Jakob Kiedrowicz und Tom Strobach verletzten sich schwer und sind bis zum heutigen Tag nicht wieder in den Trainingsbetrieb zurückgekehrt. Vor dem ersten Spiel hatte sich im Training bereits Liam Krämer verletzt so dass die Liste der Ausfälle schon durch drei Spieler gut gefüllt war.

In der folgenden Woche gesellte sich dann noch Johannes Solbrig zu den Verletzten dazu. Nicht mitgezählt, aber die Liste der Ausfälle ergänzend sind Spieler, die aufgrund von jahreszeitbedingten grippalen Infekten oder erfolgten Impfungen nicht spielfähig waren. Die Liste wurde immer länger und die zur Verfügung stehenden Spieler immer weniger.

Am 14. November fand das Spitzenspiel gegen den bis dahin ebenfalls ungeschlagene TuS Holzheim satt. Zehn Spieler standen dem Trainerteam an diesem Tag nicht zur Verfügung, aber Not macht bekanntlich erfinderisch und wie auch immer gelang es dem Trainerteam, unterstützt durch Mannschaftsbetreuer Stefan Orth und Physiotherapeutin Laura Bothe, eine Mannschaft mit 14 Spieler aufzustellen.

Das Training der Wochen war sowohl qualitativ als auch quantitativ nicht optimal, und trotzdem sollte in den noch anstehenden vier Spielen möglichst der 1. Tabellenplatz gehalten werden. Ein von Beginn an umkämpftes Spiel zeichnete sich durch einige technische Fehler auf der Seite der Gastgeber aus, wodurch man bis zum Stand von 10:10 wenig Zugriff in der Abwehr hatte und die gewohnte Stärke der Tempogegenstöße nicht ausspielen konnte. Die Mannschaft der HSG hatte Probleme im gebundenen Spiel und so war die Aufgabe, robust Abwehr zu spielen, um die einfachen Tore zu werfen.

Die Jungs konnten aber die Vorgaben nicht zu 100 Prozent umsetzen und so ging man mit einem knappen Rückstand von 15:16 in die Pause. „Mehr Präsenz in der Abwehr und vorne Charakter zeigen“, war die Ansage in der Kabine, was über die Stationen 18:18 und 23:21 zunehmend besser funktionierte. Auch im gebundenen Spiel suchte man die Möglichkeiten in der Breite und so schaffte es beim Stand von 26:22 drei Minuten vor Schluss, sich entscheidend abzusetzen und das Spiel beim abschließenden 28:25 für sich zu entscheiden.

Im weiteren Verlauf der letzten Novemberwoche und ersten Dezemberwoche gesellte sich noch Dominik Krawczak zu den verletzen Spielern dazu (vier davon mit einer Ausfallzeit bis mindestens Mitte Januar) sowie noch weitere Ausfälle, sodass man in die letzten beiden Trainingswochen mit zehn fehlenden Spielern ging.

Im jahrgangsübergreifenden Ausbildungskonzept der HSG Hochheim/Wicker rückten die Spieler Ben Krummeck (auch schon gegen Holzheim im Kader) und Simon Bergerhoff, aus der B-Jugend, in den Kader auf, die sich sofort super ins Mannschaftsgefüge integrierten und sowohl im Training als auch im Rückspiel gegen Schierstein (39:23-Auswärtssieg) sowie im Spiel gegen Münster, mit Spielzeiten jenseits der 50 Minuten, Verantwortung übernahmen.

Auch wenn sie sich auf Basis der Situation mit kleiner Trainingsgruppe spielerisch nicht großartig entwickeln kann, so zeigt die Mannschaft über 60 Minuten enorme Laufbereitschaft und Einstellung im Tempospiel nach vorne, aber auch im Rückzugsverhalten und im Abwehrspiel. Ein Zeichen von Charakterstärke. So wurde auch das letzte Heimspiel des Jahres 2021 der A-Jugend positiv gestaltet. Mit vier Rückraumspielern, davon zwei B-Jugendlichen, ging es am 4. Dezember in die Partie gegen die Jugendbundesliga-Reserve aus Münster. Auch hier zeigte sich, dass die erste und zweite Welle bzw. die Laufbereitschaft und das hohe Tempo charakteristisch für das Spiel der Hocheim/Wickerer A-Jugend sind.

Ein Spiel mit wiederholt vielen technischen Fehlern brachte keinen richtigen Rhythmus ins gebundene Spiel, wodurch man sich in keiner Phase entscheidend absetzen konnte. Durch zu viele Ungenauigkeiten, im entscheidenden Pass des taktischen Zusammenspiels und einigen unkonzentrierten Phasen im Defensivverhalten, blieben die Spieler der TSG Münster immer in Schlagdistanz, jedoch verwaltete man die Führung gut und zeigte, wie vom Trainerteam gefordert, „Präsenz und Charakterstärke“. Die Jungs trotzten den Widrigkeiten der letzten Wochen und gewannen auch das fünfte Spiel.

Am 12. Dezember ging es dann zum letzten Spiel der Hessenligaqualifikation und des Kalenderjahres 2021 nach Holzheim. Beide Mannschaften hatten sich bereits vorzeitig für die zweithöchste Liga im Juniorenbereich (Oberliga Hessen) qualifiziert, jedoch haben Spiele gegen den TuS Holzheim grundsätzlich eine besondere Bedeutung (ähnlich wie gegen die TSG Münster). „Ziel ist es, mit 12:0 Punkten aus der Qualifikationsphase zu gehen, um sich mit breiter Brust nach Weihnachten auf die anstehende Oberligasaison 2022 vorzubereiten.“ So die Aussage von Trainer Sandro Göbel.

Nach wie vor mit reduziertem und aus der Not heraus ergänztem Kader fand in den ersten zehn Spielminuten ein ausgeglichener Schlagabtausch statt. Dem geworfenen Tor folgte unmittelbar der Ausgleich. Als hätten sie darauf gewartet, erfolgte ab der 10. Spielminute eine Serie von vier Treffern, so dass ein Drei-Tore-Vorsprung mit in die Halbzeit genommen wurde. Anscheinend fand Trainer Sandro Göbel in der Halbzeit die richtigen Worte und drehte an ein paar Schrauben, denn in der zweiten Halbzeit geriet der Vorsprung zu keiner Zeit in Gefahr und wurde bis zum Schlusspfiff auf zehn Tore ausgebaut.

Als Fazit bleibt an dieser Stelle festzustellen, dass sich hier eine Mannschaft neu gefunden hat (zwölf Neuzugänge), die aus bis zu vier Jahrgängen besteht und die als Team funktioniert. Wenn ein Spieler einen Fehler macht, stehen zwei andere parat, um ihn wieder wettzumachen. Nur mit dieser Einstellung und diesem Teamgeist können die nun wartenden Herausforderungen bewältigt werden.

Das erste Spiel im neuen Jahr ist gleich ein Auswärtsspiel. Am 15. Januar geht es nach Nordhessen zur TSG Wilhelmshöhe. Als weiterer Gegner steht bisher erst die TSG Offenbach-Bürgel fest. Die restlichen Gegner werden erst am letzten Spieltag ermittelt.

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