Vor 25 Jahren

Freitag, 9. Mai 1986

Radioaktivität in unserer Stadt: Keine gesundheitlichen Gefährdungen

HATTERSHEIM (al) - Der Reaktorunfall in der Sowjetunion hatte hier nur vorübergehend Konsequenzen.

Am Dienstag und Mittwoch waren Sport- und Spielplätze und das Freibad in Hattersheim und den Stadtteilen offiziell gesperrt. Am späten Mittwochnachmittag konnten die Hattersheimer Sportplätze wieder freigegeben werden. Denn der Strahlenschutzzug des Main-Taunus-Kreises hatte dort die Radioaktivität gemessen und Entwarnung gegeben. Die Strahlenmenge entsprach dem doppelten Wert der natürlich vorhandenen Radioaktivität. Von ihr gehen „keine gesundheitlichen Gefährdungen“ aus, hieß es im Landratsamt. Nach dem Informations-Wirrwarr über die Folgen des sowjetischen Atomunfalls in der Bundesrepublik wurden am Dienstag gegen 11 Uhr auch die politisch Verantwortlichen im Main-Taunus-Kreis aktiv. Der Landrat schickte einen Rundruf an die Kommunen mit der Anordnung, sämtliche Sportplätze, Kinderspielplätze, Spielwiesen und Freibäder zu schließen. Dies sei eine reine Vorsichtsmaßnahme. Mit Schildern und Flatterbändern wurde in Hattersheim entsprechend dieser Anordnung gehandelt.

Doch aus dem Landratsamt kam am Dienstag gegen 15.30 Uhr schon wieder ein anderer Bescheid. Der Landrat wies in einem weiteren Rundruf darauf hin, dass Messungen in verschiedenen Kreisgebieten äußerst geringe Werte von radioaktiver Strahlung ergeben hätten, weit unter denen, von denen gesundheitliche Gefährdungen ausgehen könnten. Der Landrat stellte den Kommunen jetzt frei, die geschlossenen Anlagen wieder zu öffnen, wenn entsprechende Messungen vorgenommen seien. Also forderte auch die Stadt Hattersheim den Strahlenschutzzug des Main-Taunus-Kreises bei der Zentralen Leitstelle in Hofheim an, um an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet die Radioaktivität zu messen. Derweil blieben die Freizeitanlagen geschlossen, obwohl allenthalben aus dem Kreisgebiet unbedenkliche Messergebnisse gemeldet wurden. Außerdem hatte, auf Bitten von Bürgermeister Alfred Schubert, das radiochemische Labor der Hoechst AG bereits am Dienstag in Hattersheim gemessen. Auch hierbei wurden keine kritischen Ergebnisse erzielt. Das Interesse galt vor allem den Sportplätzen, an denen am Mittwoch das Turnier für Werksmannschaften von Hoechst beginnen sollte.

In den Kindergärten verhielt man sich schon seit Montag vorsichtig. Die Kleinen mussten drinnen bleiben, durften nicht mehr auf Wiesen oder in Sandkästen spielen. Am Mittwoch gaben die stärkeren Regenfälle Anlässe zu Befürchtungen, die Radioaktivität am Boden könne wieder zunehmen. Diese Befürchtungen bestätigten sich bei den Messungen des Strahlenschutzzuges jedoch nicht. Der Regen brachte keine weiteren Auswaschungen von radioaktiven Teilchen aus der Atmosphäre mit sich; die radioaktiven Werte hatten sogar abnehmende Tendenz. Aus Zeitgründen konnte der Strahlenschutzzug in Hattersheim nur auf den Sportplätzen messen, auf denen am Abend gespielt werden sollte. Die Werte wurden als unbedenklich eingestuft, wobei überraschenderweise über den Hartplätzen eine größere Strahlung als über dem Rasenplatz lag. Die Sportplätze in Hattersheim konnten somit wieder freigegeben werden. Die Landwirtschaftliche Entwicklungsabteilung der Hoechst AG in Hattersheim hatte noch am Dienstag kundgetan, ihre Kühe nicht auf die Weiden zu bringen. Am Mittwoch standen sie jedoch draußen.

 

Dienstag, 13. Mai 1986

„Trockenstehende“ und andere Kühe

Zum letzten Absatz Ihres Berichtes „Keine gesundheitlichen Gefährdungen“ auf der ersten Seite der Ausgabe vom 9.5.: „Kühe auf der Weide?“ Die Milchkühe der LEA waren am Mittwoch, dem 7. Mai, im Stall und fraßen Silage, Heu und Kraftfutter. Dabei bleibt es auch, bis „Entwarnung“ gegeben wird. Was sich auf der Weide tummelt, sind Jungrinder und trockenstehende Kühe, also keine Milchlieferanten. Sollte die Unterscheidung der lieben Tiere so schwierig sein? Dr. Gerd Bährecke, Hattersheim

Antwort: Ja! Wir bitten Dr. Gerd Bährecke, der bei der Landwirtschaftlichen Entwicklungsabteilung (LEA) der Hoechst AG in Hattersheim beschäftigt ist, um Nachsicht, dass wir als Menschen des industriellen Ballungsraums nicht die Unterscheidung getroffen haben, wonach es solche und solche Kühe gibt. Fest steht, dass die LEA am Montag und Dienstag letzter Woche überhaupt keine Kühe auf ihre Weiden ließ und eigentlich auch am Mittwoch nicht lassen wollte. Dass man von diesem Entschluss wieder abkam, wurde von vielen Bürgern, denen das Vieh auf der Weide auffiel, als Beruhigung empfunden (während andere wiederum über die Hoechster Skrupellosigkeiten bezüglich der Umweltgefahren sinnierten). Auch am gestrigen Montag standen die Milchkühe der LEA im Stall. Es sei nicht abzusehen, wann sie auf die Weide dürften, wurde uns mitgeteilt. Die Sache könnte problematisch werden, weil die Futtervorräte begrenzt seien. Die Redaktion.

 

Vor 40 Jahren

Dienstag, 11. Mai 1971

Wochenende im Zeichen der Feuerwehr

Samstag, 15. Mai, findet um 18 Uhr die Übergabe des neuen Löschfahrzeuges LF 16 vor dem Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr statt. Daran schließt sich die Weihe des Fahrzeugs durch Pfarrer Milch an. Dieses Ereignis nimmt die Hattersheimer Feuerwehr zum Anlass, sich am Sonntag, 16. Mai, der Bevölkerung vorzustellen. Die Erfahrung der letzten Aktion „Tag der offenen Tür“ bei der Feuerwehr hat gezeigt, dass viele Bürger den Weg bis zum Gerätehaus scheuen. Deshalb hat der Vorstand sich etwas neues einfallen lassen. Sonntagfrüh wird die Wehr mit ihrem gesamten Fahrzeugpark jeweils in der Rathausstraße, Breslauer Straße, Friedrich-Ebert-Straße und Goethestraße eine Stunde lang Aufstellung nehmen und somit der Bevölkerung Gelegenheit geben, vor der Haustür die Ausrüstung der Wehr zu besichtigen. In einer Postwurfsendung wird auf dieses Ereignis hingewiesen und dabei allen Haushaltungen unserer Stadt eine Notrufkarte überreicht, auf der die Telefonnummer der Feuerwehr, Rotes Kreuz, Polizei und Ärzte notiert sind. Gleichzeitig wird mit dieser Aktion eine Mitgliederwerbung durchgeführt und die Bevölkerung aufgerufen, die Feuerwehr durch ihren Beitritt zu unterstützen.

 

Pfarrer Lappas in sein neues Amt eingeführt

Am Sonntag feierte die Christkönig-Gemeinde in einem festlichen Gottesdienst die Einführung ihres neuen Pfarrers. 14 Tage war die Pfarrstelle verwaist, 14 Tage ist es schon wieder her, dass Pater Aust verabschiedet wurde, der ein neues Aufgabengebiet in seiner Heimat im Sauerland übernommen hat. 16 Jahre in Afrika als Missionspater hatten seine Gesundheit stark angegriffen und es war sein eigener Wunsch, dass er in seine Geburtsstadt versetzt wurde. Obwohl nun innerhalb von sechs Jahren der 4. Pfarrer in Okriftel eingesetzt wurde, respektierte der Bischof den Wunsch von Pater Aust und zog Kaplan Lappas aus Biebrich in die Wahl als Nachfolger. Er ist in Bad Ems geboren und studierte in Frankfurt und München. 1961 wurde er zum Priester geweiht und hat sich bereiterklärt, die Pfarrvikarstelle zu übernehmen.

Die Glocken kündeten weit ins Land, dass die Christkönig-Gemeinde sich zur Feier zusammengefunden, als die Vertreter der kirchlichen Vereine und Verbände, voraus die Jugend mit ihren Fahnen, den Pfarrer ins Gotteshaus geleiteten. Rechts und links von ihm Dekan Däpens aus Hofheim und Bezirksdekan Wiedenbauer aus Flörsheim. Der Vorsitzende des Pfarrgemeinderats, Rektor Glasner, entbot den Willkommensgruß im Auftrag der Pfarrgemeinde und stellte der großen Schar von Gottesdienstbesuchern den neuen Vikar vor. Bezirksdekan Wiedenbauer verlas die Ernennungsurkunde von Bischof Kempf aus Limburg, der zu entnehmen war, dass Kaplan Helmut Lappas mit Wirkung vom 1.5.1971 zum Pfarrvikar von Okriftel ernannt und bestätigt wird. Wiedenbauer umriss die Aufgaben des Priesters in der heutigen Zeit. Er richtete seinen Appell an alle: Pfarrer und Gemeinde mögen ihren Weg gehen im Geiste Jesu Christi.

Vikar Lappas dankte für den freundlichen Empfang und versprach seiner Gemeinde ein guter Leiter zu sein. Er bat vor allem im Geiste der Bruderliebe zusammenzuarbeiten mit dem Ziel, die alte Denkungsart, dass Priester und Volk durch eine große Wand getrennt sind, abgebaut werden müsse. Daran schloss sich der Gottesdienst, der mit feierlichem Auszug und Glockengeläute endete. Im Anschluss trafen sich die Offiziellen zum Empfang im Pfarrheim. Glasner begrüßte die Anwesenden: Bürgermeister Treber als Vertreter der Okrifteler Gemeindeverwaltung, Konrektor Abicht als Vertreter der Schule, Pfarrer Malten als Vertreter der evangelischen Kirchengemeinde, Vereinsringvorsitzender Caspari als Vertreter aller Vereine und Verbände, die Presse und nicht zuletzt Dr. Kühnert im Auftrag der Ärzteschaft. Pfarrvikar Lappas, Dekan Däpens und Bezirksdekan Wiedenbauer stellten sich den Gästen vor und Rektor Glasner bat das Glas zu erheben zum Begrüßungstrunk.

 

Freitag, 14. Mai 1971

Schwimmbad ab morgen geöffnet

Termingerecht zum Beginn der Badesaison am morgigen Samstag sind die umfangreichen Renovierungsarbeiten im Bereich des Freibads abgeschlossen worden, so dass sich das Bad den Besuchern im neuen Kleid präsentieren wird. Bereits in den Wintermonaten wurde durch die Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerke der große Stahlmast aus der Mitte der Liegewiese abgebaut und außerhalb des Schwimmbads neu errichtet. In den letzten Wochen wurden die Umwälzanlage des Bades gestrichen, die Filter erneuert und das Becken mit einem neuen Anstrich versehen, Zusätzlich erhielt die Eingangswand des Umkleidegebäudes eine Verkleidung, die der neuen Pergola angepasst ist. Schließlich wurde im Zuge der Arbeiten für den Freizeitpark der Parkplatz am Schwimmbad mit Verbundsteinen so ausgebaut, dass er bereits zum Beginn der Badesaison nutzbar ist. Die Bezeichnung der einzelnen Abstellplätze und die Absperrung des Fahrradparkplatzes werden mit den Pflanzarbeiten für den Spazierweg entlang des Bachbettes bis zur Eppsteiner Straße in der kommenden Woche fertig gestellt.

 

Vor 50 Jahren

Freitag, 12. Mai 1961

Hattersheim im Strom des rhein-mainischen Wirtschaftsraumes

Das Rhein-Main-Gebiet ist heute schon neben dem Ruhrgebiet das am dichtesten besiedelte Gebiet der Bundesrepublik. Die Wirtschaftsmetropole Frankfurt und deren Nachbarn Offenbach, Wiesbaden, Mainz und Darmstadt üben auf Industrie und Wirtschaft eine mächtige Anziehungskraft aus. Man drängt sich zur Metropole. Unter dem Einfluss dieser Tendenz stehen unweigerlich alle Städte und Gemeinden dieses Raumes. Der Ruf nach einer Planungsgemeinschaft ist heute noch immer laut, wenn auch der von Frankfurt erstrebte Siedlungsverband Untermain begraben ist. Die Gemeinden sind sich einig, dass eine überregionale Planung notwendig ist. Nur so lässt sich die unaufhaltsam fortschreitende Besiedlung in vernünftige Bahnen lenken. Die Gemeinden müssen das Beste aus dieser Entwicklung machen. Schließen sie sich aus, oder sehen sie tatenlos zu, so werden sie eines Tages zu sogenannten Schlafstädten degradiert sein, d. h. zu Wohnstädten ohne Industrie und folglich ohne Finanzkraft, die auf die Dauer Voraussetzung eines Eigenlebens einer Gemeinde sind. Einige Frankfurter Vororte zeigen auf, in welche Gefahr die Landgemeinden kommen können.

Main-Taunus-Kreis

Unter den aufgezeigten Verhältnissen ist es schwer, in der Bevölkerung ein Kreisbewusstsein zu erzielen. Frankfurt und Wiesbaden sind so starke Anziehungspunkte, dass ein Landkreis über seine verwaltungsmäßige Aufgabe hinaus keine wirtschaftliche und kulturelle Einheit bilden kann. Daran kranken auch die Überlegungen der Schaffung einer Kreisstadt. Hofheim ist vorgesehen und kommt ernstlich auch allein nur in Betracht. Aber man weiß, dass Hofheim nicht der kulturelle und wirtschaftliche Mittelpunkt des Kreises werden kann, den man von einer Kreisstadt erwartet. Aus dieser Überlegung sind die größeren Gemeinden des Kreises auch dazu übergegangen, ihre Gemeinwesen so stark und unabhängig wie möglich zu machen, sie mit einem Eigenleben zu erfüllen, um sich im Strom des mainischen Wirtschaftsraums zu erhalten. Hinzu kommt, dass Hofheim nicht im Zentrum der Verkehrsverbindungen liegt. Verkehrsmäßig ist Mittelpunkt des Kreises immer noch Höchst. Ohne überragende Wirtschaftskraft kann Hofheim aber nicht verkehrsmäßig zentral erschlossen werden. Hier spielt wieder eine Rolle, dass die größeren Gemeinden ihren Bürgern all das und nicht weniger bieten können, was Hofheim als Kreisstadt der Kreisbevölkerung bieten kann.


Hattersheim

Für Hattersheim mag hier das Ergebnis wiedergegeben werden, das eine Untersuchung aus dem Jahre 1959 auf wissenschaftlicher Basis erbracht hat. Hattersheim übt heute innerhalb des Main-Taunus-Kreises und des mainischen Wirtschaftsraumes eine in zweifacher Hinsicht bedeutende Funktion aus: als Industriestandort und als Wohngemeinde. Seine geographische Lage zentral im Bundesgebiet und an wichtigen Verkehrsadern bieten einer absatzorientierten Industrie günstige Standortvoraussetzungen. Die heutige Industrie wurde in erster Linie deswegen angesiedelt, um die Finanzkraft der Gemeinde zu stärken. War Hattersheim zunächst eine reine Wohngemeinde, so hat es sich durch die Gründung des Sarotti-Werkes, des mit Abstand größten Industriebetriebes und auch der anderen heutigen Betriebe innerhalb des MTK zu einem beachtenswerten Zielort entwickelt. Die landschaftlich schöne, sowie die nahe und verkehrsgünstige Lage des Ortes zu den mainischen Industriezentren, insbesondere Höchst und Frankfurt, sind die Hauptvorzüge, die Hattersheim als Wohngemeinde bietet. Als Pendlerwohngemeinde ist es eindeutig Frankfurt zugeordnet. Hattersheim ist hauptsächlich Arbeiterwohngemeinde. Trotz Anmarschweg und Fahrtkosten wohnen die Auspendler hier billiger. Frankfurt und Höchst sind nicht nur Zielorte, sondern für die Bevölkerung auch die Einkaufszentren.

Das rapide Wachstum der Bevölkerung durch Zuwanderung steht in engstem Zusammenhang mit der industriellen Entwicklung im rhein-mainischen Raum. Die Siedlungstätigkeit ist relativ groß und wird von der Gemeinde sehr gefördert. Weit über 40 Prozent der heutigen Bevölkerung wohnen bereits in Neubauwohnungen. Im Laufe der industriellen Entwicklung im Rhein-Main-Gebiet in den letzten Jahrzehnten hat Hattersheim fast völlig seine ehemals landwirtschaftliche Struktur verloren. Die Landwirtschaft spielt hier heute nur noch eine untergeordnete Rolle. So hat sich also Hattersheim aus dem Haufendorf fränkischer Gründung besonders in den letzten 90 Jahren zur größten Gemeinde des MTK, und zwar zu einem nicht unbedeutenden Industrieort und zu einem wichtigen Pendlerwohnort entwickelt. Die Gemeinde ist bestrebt, die Stadtrechte zu erhalten.

...es stand in

der Zeitung!

Herausgesucht von Erika Kunz

Kommentare

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.
Sicherheitsprüfung
Diese Frage hat den Zweck zu testen, ob Sie ein menschlicher Benutzer sind und um automatisierten Spam vorzubeugen.
Bild-CAPTCHA
Geben Sie die Zeichen ein, die im Bild gezeigt werden.


X