Am Dienstag, 5. November, hatte die NTT DATA Gruppe zum Nachbarschaftsdialog eingeladen. Hauptthema des Abends waren Beschwerden über die Geräuschentwicklung der Rechenzentren und die Maßnahmen, die mittlerweile dagegen eingeleitet wurden (wir berichteten).
Ein weiterer Schwerpunt des Abends war die Nutzung der Abwärme für Hattersheimer Haushalte. Günter Eggers, Director Public der NTT Global Data Centers EMEA GmbH, erklärte, dass die Abwärme der Server etwa 30 bis 35 Grad beträgt - zu wenig, um Häuser zu beheizen. Jedoch wird diese Wärme durch eine Wärmepumpe angehoben.
Zum Vergleich verwies Eggers auf natürliche Wärmequellen im Winter: Außenluft liege da im Schnitt bei 5 Grad Celsius, das Grundwasser zwischen sieben und zwölf Grad, Flusswasser ist etwas wärmer. Füttert man eine Wärmepumpe also mit der Abwärme von Rechenzentren, so hat man es mit einem deutlich höheren Ausgangsniveau als bei anderen Quellen zu tun. Wenn am Ende 75 Grad ankommen sollen, dann braucht man bei besagter Abwärme erheblich weniger Energie, um dieses Ziel zu erreichen. Und auch ein Blockheizkraftwerk (BHKW) benötigt bei eingehenden 30 Grad weniger zusätzliches Gas, um die gewünschte Tempertur zu erzielen.
Bürgermeister Klaus Schindling verwies zudem auf die Verpflichtung der Stadt, eine kommunale Wärmeplanung zu machen. Jeder Hattersheimer Haushalt muss die Möglichkeit haben, bei seiner Wärmeplanung auf Gas, Holz oder Öl verzichten zu können. Man müsse aber auch schauen, dass die ökologisch wichtige Komponente auch ökologisch passt. Pumpt man 30 Grad Wasser weg vom Emittenten, und über die Strecke hin zum Empfänger geht immer mehr Temperatur verloren, dann ist das irgendwann nicht mehr sinnvoll. So gesehen kann es in Eddersheim klüger sein, Wärme mit Photovoltaikanlagen zu generieren statt diese mit hohem Verlust via Leitung aus Hattersheim kommen zu lassen.
Im Zuge der Wärmeplanung wird man prüfen, wo die Nutzung der Abwärme der Rechenzentren in Hattersheim Sinn macht und wo nicht. Mit dieser Arbeit ist man aktuell beschäftigt, eine detaillierte Planung "für jedes Haus" liegt Stand jetzt noch nicht vor.
Am Rechenzentrum in der Voltastraße wird zumindest schon mal der "gesamte Schokoladenbereich" hängen, so der Bürgermeister. Und Günter Eggers erinnerte noch einmal daran, dass NTT lediglich Wärme zum BHKW liefert, das auf Basis von Gas Strom und Wärme produziert. Selbiges benötige jedoch dank der hohen Temperatur der Rechenzentrums-Abwärme viel weniger Gas. Am liebsten würde man die komplette Abwärme abgeben - denn dann müsse man seitens NTT nicht selbst kühlen. Aber man kann nun mal auch keine Wärme abgeben, ohne dass es Abnehmer gibt. "Wenn der Bedarf da ist, sind wir da. Und wenn es wirtschaftlich nicht funktioniert, dann liegt es nicht daran, dass wir nicht wollen, sondern dann sind insgesamt die Baukosten zu hoch", so Günter Eggers.