Anregungen zur städtepartnerschaftlichen Begegnung

Bernd Caspari zeigte am letzten Wochenende im Haus der Vereine in Okriftel Fotos und Informationen von Kap Verde

Vor den Flaggen der Partnerstädte posieren von links nach rechts: Manfred Göttlicher, Barbara Caspari, Gabriele Janda, Klaus Schindling, Bernd Caspari, Leonie Nitsche und Hans Joachim Schuch.

Schon seit 35 Jahren besteht eine Städtepartnerschaft zwischen Hattersheim und dem Gebiet Santa Catarina mit seiner Hauptstadt Assomada auf der Kapverdischen Insel Santiago. Bernd Caspari und seine Frau Barbara waren von Anfang an mit dabei und haben die kapverdische Inselgruppe, die etwa 570 Kilometer vor Westafrika liegt, schon mehr als 30 Mal besucht. Die Kapverden wurden 1456 entdeckt und ab 1461 von Portugiesen besiedelt. Sie sind seit 1975 eine unabhängige Republik. Insgesamt bestehen die Kapverden aus 15 Inseln, von denen neun bewohnt sind. Alle besiedelten Inseln außer Brava wurden von den Casparis bereist und die Besuche sorgfältig dokumentiert. Die besten Fotos stellte Bernd Caspari zusammen und versah sie mit Informationen zu den Motiven. Auch Wissenswertes zur Geschichte der Inselgruppe hat er zusammengetragen. Insgesamt entstanden so acht doppelseitige Stellwände, vollgespickt mit Eindrücken für die Besucherinnen und Besucher. Davon konnte man sich schon bei den vorherigen vier Ausstellungen überzeugen. Da Caspari die Stellwände immer wieder überarbeitet, erscheinen auch schon gezeigte Motive in neuen Blickwinkeln. „Oftmals muss ein Foto ausgetauscht werden oder eine Beschriftung neu gemacht werden“, berichtete er. Bei der jetzigen Präsentation gab es eine neue Stellwand mit den Eindrücken der Bürgerreise nach Santa Catarina Ende 2023.

Der Kontakt zu dem Partnergebiet Santa Catarina wurde im April 1989 mit einer Urkunde besiegelt. Die Verständigung funktionierte gut. Die Amtssprache ist Portugiesisch, untereinander sprechen die Einheimischen Creolo. Trotzdem gibt es viele, die deutsch sprechen, und mit Englisch kommt man ebenfalls recht gut zurecht. „Die Sprachkenntnisse beruhen darauf, dass einige Menschen Ausbildungen in Europa gemacht haben“, erläuterte Caspari. Die zunächst noch recht rege Städtepartnerschaft kam dann in den letzten zehn Jahren durch Hattersheims Zeit unter dem Rettungsschirm und die Corona-Pandemie zum Stillstand. Deshalb hatte die Stadtverordnetenversammlung in Hattersheim schon 2023 die Wiedergründung des „Arbeitskreises Städtepartnerschaften“ unter der Leitung von Manfred Göttlicher beschlossen. Der Arbeitskreis soll sich besonders um die Wiederbelebung der Beziehungen zur französischen Partnerstadt Sarcelles und zu Santa Catarina bemühen. Die Beziehung zur dritten Partnerstadt Mosonmagyaróvár waren in den letzten Jahren nicht so stark abgerissen. Die vom Arbeitskreis und maßgeblich von Bernd Caspari organisierte Bürgerreise nach Santa Catarina mit zehn Teilnehmern Ende 2023 war ein voller Erfolg, wovon man sich durch die beeindruckenden Bilder und angepinnten Zeitungsartikel überzeugen konnte.

Eröffnung durch den Bürgermeister

Zur Eröffnung der Ausstellung am letzten Samstag war Bürgermeister Klaus Schindling in das Haus der Vereine gekommen. Nach der Begrüßung des Publikums durch Bernd Caspari richtete sich Schindling mit einigen Worten an die Besucher. Er freute sich, dass die Städtepartnerschaften wieder belebt werden und dass es Menschen gibt, die mit so viel Hingabe, Herzblut und Begeisterung die Möglichkeiten der Begegnung schaffen. Historisch betrachtet habe man zu Zeiten des Kalten Krieges ein klares Zeichen mit den Partnerschaften setzen wollen. Für Santa Caterina auf den Kapverden haben sich viele Menschen mit ihren Hilfeleistungen verdient gemacht, betonte er. Davon zeugten die vielen Freundschaften, die entstanden seien. Mit der Partnerstadt Mosonmagyaróvár in Ungarn bestünde ein reger Austausch, und auch in die Beziehung zur Partnerstadt Sarcelles in Frankreich sei durch den Besuch der französischen Delegation im April wieder Leben gekommen. Dem Arbeitskreis Städtepartnerschaften wünschte Schindling einen guten Verlauf der weiteren Arbeit und sicherte die Unterstützung der Stadt Hattersheim zu. Bei Bernd Caspari bedankte er sich für die wunderbare Ausstellung zu den Kap Verden, die in stundenlanger Arbeit entstanden war.

Caspari freute sich über die Anerkennung und bedankte sich bei seiner Frau für die immerwährende Unterstützung. Außerdem freute er sich sehr, dass er Hans Joachim Schuch unter den Gästen begrüßen konnte. Dieser hatte es geschafft, seinen früheren Arbeitgeber, die Lufthansa, dazu zu bewegen, eine größere Summe zu spenden, die für den Bau einer Schule verwendet worden war. Eine weitere kleine Schule war mit finanziellen Mitteln von Privatleuten verwirklicht worden. Caspari erklärte den aufmerksamen Zuhörern, dass man sich bei einem Besuch auf den Kapverden um 80 bis 90 Jahre in der Entwicklung zurückversetzt fühle. Er wies darauf hin, dass auf seinen Stellwänden Bilder des Krankenhauses seien, dessen Bau durch Luxemburg mit 1,2 Millionen Euro unterstützt wurde und von Jean-Claude Juncker eingeweiht wurde. Einige Mitglieder des Arbeitskreises Städtepartnerschaft waren am Samstag selbstverständlich bei der Ausstellungseröffnung dabei. So ließ es sich der Vorsitzende Manfred Göttlicher nicht nehmen, mit den Gästen ins Gespräch zu kommen. Auch Gabriele Janda und ihr Mann gehörten zu den schon ab 11 Uhr anwesenden Besuchern. Janda erzählte, dass ihr großes Interesse Frankreich gehöre, da sie ein Haus in Frankreich besäße. Selbstverständlich engagiere sie sich aber auch für die Partnerschaften mit den beiden anderen Städten. Auch Leonie Nitsche, die Ansprechpartnerin für das Thema Städtepartnerschaften im Büro des Bürgermeisters, besuchte die Ausstellung.

Vielfältige Eindrücke

Der Reiz der Ausstellung war die Vielseitigkeit, weiter die Erklärungen und Geschichten, die Bernd und Barbara Caspari erzählten. Bei ihren vielen Besuchen hatten sich zahlreiche Freundschaften gebildet. Sie hatten die Freuden der Menschen miterlebt, wenn ein Kind geboren wurde. Auf der anderen Seite wurden sie mit einigen Freunden so vertraut, dass sie sogar bei Beerdigungen mit dabei waren. Die Trauerarbeit verläuft auf den Kapverden ein wenig anders als wir es von uns her kennen. Es ist auf den Inseln üblich, über einen Zeitraum von sechs Wochen die Hinterbliebenen zu besuchen und zu kondolieren. Keiner der Gäste soll dann hungrig das Haus verlassen, so wird praktisch ständig die Nationalspeise Cachupa gekocht. Man merkt noch heute die Wehmut über den Verlust, wenn Barbara und Bernd Caspari von einigen für sie besonderen Menschen berichten. Gerne erinnert sich Bernd Caspari an Raoul, der die Zuhörer durch sein gekonntes Spiel auf seiner „Stradivari“ erfreute. Zunächst dachte Caspari, der Ausdruck „Stradivari“ sei auf den Kapverden für eine gewöhnliche Geige üblich, wurde dann aber eines Besseren belehrt, als nach Raouls Tod die Geige auf über vier Millionen Euro geschätzt wurde und seitdem sicher verwahrt im Staatstresor liegt.

Die Ausstellung im Haus der Vereine war so aufgebaut, dass man zunächst die Partnerregion von Hattersheim kennenlernen konnte. Der Kreis Santa Caterina liegt auf der Insel Santiago, auf der sich auch Praia, die Hauptstadt der Kapverden, befindet. In Assomada, der Hauptstadt des Kreises Santa Caterina, findet man zu Ehren der Partnerstadt eine Hattersheimer Straße, die „Rua Vila Hattersheim“. Zur dortigen Schule berichtete Barbara Caspari: „Beindruckend war, wenn alle Schüler und Schülerinnen für uns gesungen haben. Die Kinder kommen oft von weit her und bekommen jeden Morgen zunächst einmal ein Brötchen und eine Banane.“ Die Casparis haben inzwischen schon neun Bürgermeister erlebt. Dr. Catarina Jassira ist die aktuelle Bürgermeisterin und begrüßte die angereisten Hattersheimer 2023 sehr herzlich.

Der Rest der Ausstellung zeigt die weiteren Inseln, von denen jede spezifische Besonderheiten aufweisen kann. Auf Brava finden Pferderennen statt. Dort kann man das ehemalige Gefängnis Tarrafal besichtigen. Weiter kann man auf der Insel Fogo den Vulkanausbruch des Pico und die Auswirkungen auf die Menschen durch die Fotos gut nachvollziehen. Karneval ist ein großes Thema auf den Kap Verden, beispielsweise auf Sao Nicolau, wo es üblich ist, im Stil von Brasilien Karnevalsumzüge mit reich geschmückten Tänzerinnen durchzuführen.

Ergänzt wurde die Ausstellung durch einen Tisch mit typischen Gegenständen von den Kapverden. Sandmalerei und Teller oder Gefäße aus Ton konnten bewundert werden, aber auch eine Speisekarte aus einem Restaurant fehlte nicht. Für die Ausstellungsbesucher hatten die Casparis zum Verkosten den portugiesischen Weißwein Casal Garcia mitgebracht, den sie auf den kapverdischen Inseln getrunken hatten und später auch in Deutschland zum Kauf entdeckt hatten.

„Es hat sich viel getan in den 35 Jahren Partnerschaft“, darüber war sich das Ehepaar Caspari einig, „Straßen wurden angelegt und in Assomada ist ein toller Platz entstanden.“ Für alle, deren Lust geweckt wurde, sich selbst von der vielseitigen Landschaft einen Eindruck zu verschaffen und die freundlichen Menschen kennenzulernen, ist es wichtig sich schon jetzt vorzumerken, dass im November eine weitere Bürgerreise nach Santa Catarina stattfinden soll. Bernd Caspari plant auf jeden Fall dabei zu sein. Menschen, die sich für die Städtepartnerschaften von Hattersheim engagieren wollen, sind herzlich zum Arbeitskreis Städtepartnerschaft eingeladen, Informationen findet man auf der Homepage der Stadt Hattersheim.

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