Einblick in sonst abgesperrte Waldbereiche

Gut besuchte Führung mit Revierförster Holger Scheel durch den Hattersheimer Wasserwerkswald

Es war auf Anhieb leicht zu erkennen, wer am vergangenen Sonntagnachmittag die Rolle des Führenden bei der Besichtigung des Hattersheimer Wasserwerkwaldes innehatte: Revierförster Holger Scheel erschien in kompletter Dienstuniform, was sicher auch einen praktischen Zweck hatte. Schließlich beschritt man querfeldein teils stark zugewachsene Areale des Wasserwerkwaldes, durch die keine für Spaziergänger angedachten Wege führten - Brennnesseln inklusive. Nicht jedem der etwa 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer war dies im Vorfeld so richtig bewusst, was man an der Bekleidung mit kurzen Hosen bis hin zu Sandalen als Schuhwerk erkennen konnte.

Vom Eingang des Rosariums aus bewegte sich die Gruppe in Richtung Wasserwerkswald. Die Führung wurde von der Volkshochschule des Main-Taunus-Kreises veranstaltet, in Kooperation mit der Revierförsterei Schwanheim. Das Ziel: Den sonst verborgenen Wald des Wasserwerks Hattersheim zu erkunden und die dort gepflanzten besonderen Baumarten und ihre Eigenschaften kennenzulernen, inklusive der naturkundlichen Besonderheiten und forstlichen Herausforderungen aufgrund des Klimawandels.

Holger Scheel ist beim Stadtforst Frankfurt als Förster für das Revier Schwanheim tätig und auch in Hattersheim schon seit 33 Jahren für die Betreuung des Wasserwerkwaldes zuständig. Jener Wald gehört der Hessenwasser GmbH & Co. KG - diese hat jedoch keinen eigenen Förster, weshalb ein entsprechender Vertrag mit der Stadt regelt, dass die Frankfurter Förster diesen Wald betreuen. Ein naheliegender Schritt, schließlich gehörte das Areal einmal der Stadt Frankfurt.

Im Jahre 1909 ist an dieser Stelle das Wasserwerk errichtet worden, berichtete Holger Scheel. Damals hatte die Stadt Frankfurt dort Ackergrundstücke gekauft und dort das Wasserwerk samt Wasserwerkchaussee errichtet. Die Ackergrundstücke wurden aufgeforstet, und so ist dann der jetzige Wald neu entstanden. Deshalb sind die ältesten Bäume in diesem Gebiet auch "nur" etwas über 110 Jahre alt.

Diese älteren Bestände befinden sich Scheel zufolge ganz im Westen des Waldes, hinter der Eisenbahnbrücke und dann vom Wasserwerk aus in Richtung Eddersheim. Im Rahmen der Führung am Sonntag konzentrierte man sich hingegen auf den östlichen Waldbereich, der als Trinkwassergewinnungsgebiet eingezäunt ist und deshalb normalerweise abseits der Wasserwerkchaussee nicht betreten werden darf. Entsprechend wenig zugänglich ist dieser Abschnitt des Waldes auch, und es herrscht normalerweise ziemliche Ruhe, weshalb sich auch Tiere dort sehr wohl und sicher fühlen.

Im abgesperrten Waldbereich angekommen bemerkten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Führung direkt, wie dunkel, schattig und kühl es dort im Vergleich zur Wasserwerkchaussee oder gar dem nahegelegenen Rosarium ist. Einst standen in diesem Gebiet Fichten, gepflanzt in der Zeit vor der Zuständigkeit von Holger Scheel für dieses Waldstück. Diese entpuppten sich für diese Waldlage als gänzlich ungeeignet und sind deshalb alle weggekommen. Laubbäume wie Eschen aus dem Vorbestand sind aber durchaus noch vorzufinden, ebenso wie vereinzelte Douglasien und Spieleichen. Zusätzlich zu den alten Eschen wurden auch neue Exemplare gepflanzt, erkennbar an der auffällig glatten Rinde. Auch Feldulmen und Winterlinden wurden hier gepflanzt - letztere Baumart säumt auch die Ränder der Wasserwerkchaussee.

Scheel lobte auch ausdrücklich den "wunderbaren Lössboden", der im Wasserwerkswald zu finden ist. Darunter versteht man Böden, die sich aus Löss und Umlagerungsbildungen wie Schwarzerde oder Stauwasserboden entwickeln können. Lössböden zeichnen sich unter anderem durch eine hohe Wasserspeicherkapazität aus. "Besser geht's nicht", so das Urteil von Holger Scheel, "wunderbar für die Landwirtschaft geeignet". Derartige Böden dürfen auch nicht zugebaut werden, denn sie sind unwiderbringlich. "Wir müssen ja irgendwo unsere Lebensmittel herkriegen", stellte Scheel fest und fragte sich, warum Bauern in den Mittelgebirgen an steilen Hängen etwas großziehen sollen, wenn man hier im Rhein-Main-Gebiet bis zur Wetterau über die besten Böden verfügt. Und auch Bäume wachsen unter diesen Bedingungen sehr gut, was die zufriedenen Exkursionsteilnehmerinnen und -teilnehmer am vergangenen Sonntag aus nächster Nähe erkennen konnten.

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