Über 25 Stromhäuschen im Main-Taunus-Kreis hat der Graffiti-Künstler Cesar One bereits mit seinen Werken verziert: In Hattersheim, Kriftel, Hofheim, Flörsheim, Eschborn und Sulzbach. Auch eine hessische Landesbehörde hat bereits seine Dienste zur bunten Gestaltung von Brücken in Flörsheim, Hofheim und Hattersheim in Anspruch genommen.
Zuletzt war er wieder mitten im Herzen von Hattersheim tätig, am Stromhäuschen in der Grünanlage Am Weiher. Die Arbeit dort führte ihn zurück an den Anfang dieses Teils seiner Karriere: Im Jahre 2013 war dies das erste Gebäude der Syna GmbH, das er nach vorheriger Absprache gestalten durfte.
Cesar One, der 1999 seine Leidenschaft für Graffiti entdeckte, beschreibt den Vorgang von der Idee bis hin zum fertigen Kunstwerk als langen Prozess: Zunächst erkundigt sich der Stromversorger bei zuständigen Stellen und Kommunalpolitikern, ob denn generell Interesse an so einer schönen Verzierung bestünde. Falls hierbei eine posititve Grundstimmung zum Vorschein tritt, erstellt Cesar One zunächst eine Skizze in schwarz-weiß. Er hat sich angewöhnt, sich stets zuerst ein Thema zu überlegen - im Falle des Häuschens im Stadtpark war dies der Überbegriff "Western" - und die eingescannte Skizze legt sein Syna-Kontakt dann der jeweiligen Kommune vor. Erteilt diese ihre Zustimmung, bestellt Cesar One seine Dosen und zeichnet noch einmal vor - und dann legt er los, stets mit der Genehmigung in der Hand. Das ist wichtig, da er es immer wieder erlebt, dass skeptische Anwohner "sicherheitshalber" mal die Polizei rufen. In Kriftel beispielsweise wurde er mal von gleich drei Streifenwagen umzingelt.
Hochstationen wie das Häuschen in der Grünanlage Am Weiher sind für den Graffiti-Künstler kostenintensiver. 200 bis 350 Euro kommen für alle vier Seiten gut und gerne zusammen. Für ein normales Stromhäuschen schlagen Materialkosten von 150 bis 200 Euro zu Buche, der Stromversorger unterstützt Cesar One hierbei.
Charakteristisch für seine Motive ist die Anwesenheit von Comicfiguren, die (fast) jeder kennt. Das Stromhäuschen im Stadtpark zieren nun die drei Looney Tunes Yosemite Sam, Wile E. Coyote und der Roadrunner, dazu noch ein Kaktus mit Sombrero. Zudem ist in seinen Werken stets eine Sprechblase zu finden, gefüllt mit seinem Künstlernamen und "SNC", dem Kürzel seiner Crew, dem "Supernasen Clan". "Wir haben viele Bedeutungen, aber das ist diejenige, die meistens kommuniziert wird", erklärt Cesar One. Immer wenn er keine Styles oder Tags sprüht, teilt er auf diesem Wege den Ursprung des jeweiligen Kunstwerkes mit. Das ist Cesar One wichtig: "Die Leute sollen wissen, von wem es ist."
Was auch zur Neugestaltung seines "Premieren-Stromhäuschens" beigetragen hat: Umtriebige "Möchtegern-Sprüher", so Cesar One, hatten sein ursprüngliches Werk (das ihm ohnehin nicht mehr gefallen hatte) mit einem riesigen Herz verunstaltet. Syna gab daraufhin nach Anfrage des Künstlers grünes Licht für die Neugestaltung. "Dafür bin ich auch sehr dankbar", so Cesar One.
Fast immer erhält der Künstler positive Resonanz - jedoch leider nicht immer. Cesar One erinnert sich zum Beispiel an einen lautstarken Kritiker aus Hofheim, der meinte, dass er in sein "Hattersheimer Ghetto" zurückkehren sollte. Seitdem ist er dort nicht mehr tätig, obwohl er in Hofheim die meisten Stromhäuschen gestaltet hat. Ein künstlerischer Verlust für die Kreishauptstadt - in Hattersheim freuen sich dafür jetzt wieder die Parkbesucher über die bunten und sympathischen Kunstwerke.
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