Große Begeisterung

Mitreißende Aufführung von Vivaldis Gloria RV 589 in St. Martinus am letzten Sonntag

Der Frauenchor Cantabile und das Marburger Kammerorchester bei der Aufführung von Vivaldis Gloria RV 589 unter der Leitung von Konstantin Karklisiyski.

Ein besonderes Konzert konnten die zahlreichen Besucherinnen und Besucher der katholischen Kirche St. Martinus am letzten Sonntag in den frühen Abendstunden erleben. Die Sängerinnen vom Frauenchor Cantabile, die Musiker und Musikerinnen vom Marburger Kammerorchester sowie der Dirigent Konstantin Karklisiyski präsentierten in wunderbarer Weise neben dem Gloria von Antonio Vivaldi weitere ausgewählte Stücke. Die Künstler strahlten große Begeisterung aus. Man merkte, hier sind wahre Musikliebhaber am Werk. Aber auch das Publikum war begeistert und wurde mitgerissen von der schönen Musik. Zwischen den einzelnen Stücken gab es großen Applaus und am Ende sogar nicht enden wollende „Standing Ovations“. Dem konnten sich die Musizierenden nicht entziehen und spielten – eigentlich bei klassischen Konzerten unüblich – noch eine Zugabe, wofür sich die Zuhörenden abermals mit großem Beifall bedankten.

An diesem Abend in der Kirche stimmte alles. Der Frauenchor war nach etwa 16 Proben in vier Monaten bestens vorbereitet. Als etwas ganz Besonderes hob die Erste Vorsitzende des Frauenchores, Alexandra Gutberlet, hervor, dass alle Soloauftritte von Frauen aus den eigenen Reihen übernommen wurden. Sie freut sich sehr, dass dieses möglich ist und die Frauen nicht nur das Können, sondern auch den Mut haben, einen Soloauftritt zu bewältigen. Alexandra Gutberlet selbst übernahm ebenfalls einige Soloauftritte. Dieses erfordert eine ganze Menge Vorbereitung, berichtet sie. Jede probt ihr Stück zunächst selbst. Eventuell wird noch eine Stimmbildnerin hinzugezogen, um den letzten Schliff zu bekommen. Weitere Proben finden dann gemeinsam mit dem Chor statt, wobei auch nach der Probe noch einmal Gelegenheit besteht, mit dem Chorleiter Konstantin Karklisiyski Fragen oder Unsicherheiten zu klären.

Der Frauenchor Cantabile besteht schon seit Januar 1999. Nach einem Tiefpunkt bei der Mitgliederzahl in der Coronazeit, sind inzwischen wieder 24 Sängerinnen aktiv. Einige konnten in letzter Zeit dazugewonnen werden. Zum dritten Mal arbeitet der Chor mit dem Kammerorchester Marburg zusammen. Dieses Orchester ging 1962 aus dem bereits bestehenden „Kammermusikkreis der Elisabethkirche“ hervor. Neben Konzerten in Marburg wird das Orchester zu Kirchenkonzerten in ganz Hessen eigeladen. Die Musiker bezeichnen sich gerne als „semi-professionell“, da einige der Instrumentalisten ambitionierte Laien sind. Entscheidend für einen guten Konzertauftritt ist oftmals der Dirigent. Hier waren die Musikerinnen und Musiker bei Konstantin Karklisiyski in guten Händen. Er studierte Chor- und Orchesterdirigieren an den Hochschulen für Musik in Sofia, Leipzig und Frankfurt. Als begnadeter Cellist gab er am Sonntagabend eine Kostprobe seines Könnens mit dem Stück Arioso von Johann Sebastian Bach.

Das Gloria von Vivaldi hat sich zu einem seiner bekanntesten geistlichen Stücke entwickelt. Nach Vivaldis Tod im Jahr 1741 gerieten seine geistlichen Werke in Vergessenheit. Erst 1939 wurde das Gloria unter der Leitung von Alfredo Casella wieder aufgeführt. Gewaltig erklang das Werk in St. Martinus. Die Kirche zeichnet sich durch eine hervorragende Akustik aus. In insgesamt zwölf Abschnitten geht es um das Ehren, Loben, Preisen und Danken von Gott, Christus und dem Heiligen Geist. Als Solistinnen brillierten Alexandra Gutberlet, Sibylle Kiris, Katharina Hohmann, Helena Ruppel, Erszebeth Harmath, Oksana Reuter-More, Christine Martin Pelaez und Helena Neumann-Dreyling. Dem Publikum fiel es schwer, der anfänglichen Bitte von Alexandra Gutberlet zu folgen und nicht nach den einzelnen Abschnitten zu applaudieren.

Auch die weiteren Programmpunkte verblassten keineswegs neben der mitreißenden Darbietung von Vivaldis Gloria. Mit einem reinen Orchesterstück, Concerto grosso op. 6, Nr. 1, wurde das Konzert vom Marburger Kammerorchester eröffnet. Weiter konnte man sich über den Abendsegen aus Hänsel und Gretel von Engelbert Humperdinck, das Chorstück Lascia ch’io pianga aus der Oper Rinaldo von Georg Friedrich Händel und das Laudate Dominum von Wolfgang Amadeus Mozart freuen.

Alexandra Gutberlet dankte zum Schluss dem Marburger Kammerorchester für die tolle Zusammenarbeit, die schon nach nur zwei gemeinsamen Proben zu so einem „tollen Match“ geführt hat. Ihr weiterer Dank ging an die Damen des Chores für die Mitarbeit, sowie die Geduld und den Fleiß beim Einstudieren der Musik. Natürlich vergaß sie Konstantin Karklisiyski nicht, der die Stücke ausgesucht und allen nähergebracht hatte. Sie freute sich, dass die Kirche St. Martinus für das Konzert zur Verfügung gestellt wurde. Abschließend wünschte sie dem Publikum eine gute Adventszeit und kündigte an, dass mit dem letzten Lied „The Lord bless you and keep you“ (der Herr segne dich und halte dich) von John Rutter ein Segen für alle ausgesprochen werde, der das Publikum auf dem Heimweg begleiten solle. Die Zuhörer und Zuhörerinnen konnten diesen Segen, bei dem Rebecca Voß gekonnt das Solo übernahm, gleich zweimal genießen. Denn nach der Einforderung der Zugabe, einigte man sich schnell, dieses Lied noch einmal darzubieten.

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